Magical Christmas

VIERUNDZWANZIG - 3

Das gleichmäßige Klackern der Rollen des großen Koffers ist zu hören, den Luca im Eilschritt hinter sich her zieht, während Christina fröstelnd ihre Jacke enger um ihren Körper zieht. In der Schweiz ist es kalt. Deutlich kühler als in Deutschland aber im Gegensatz zu dem ekligen Nieselregen liegt hier wenigstens auch Schnee, was Christina mit leuchtenden Augen schon aus dem Flugzeugfenster bemerkt hat. Der insgeheime Traum von einer weißen Weihnacht wurde ihr also am 25. Dezember doch noch erfüllt und lässt sofort ein warmes Gefühl in ihr aufsteigen.
Kaum haben die beiden Cyrils Auto erreicht, der sie netterweise vom Flughafen abholt, öffnet Luca seiner Freundin auch schon die hintere Türe und sie krabbelt hastig ins Innere des Wagens. „Hey Cyril.", begrüßt sie den Halbbruder ihres Freundes sofort euphorisch, der sich grinsend nach hinten dreht und Christina mustert. „Gute Laune Frau Luft?", erkundigt er sich zwinkernd und sie nickt bestätigend. „Hier liegt Schnee. Natürlich habe ich da gute Laune.", erklärt sie wie selbstverständlich und Cyril dreht sich lachend wieder zum Lenkrad. „Hallo Bruderherz.", steigt jetzt auch Luca ins Auto und klopft Cyril kurz auf die Schulter, der schon damit beschäftigt ist, den Wagen wieder auf die Straße zu lenken. „Und? Alles gut bei euch?", erkundigt sich der Ältere dann mit einem Blick in den Rückspiegel bei dem Paar und verdreht die Augen, als er ein synchrones Nicken als Antwort bekommt. „Ich habe euch echt nicht vermisst.", brummt er dann leise, was Luca und Christina nur amüsiert lächeln lässt. Sie wissen beide ganz genau, dass dies absolut nicht der Wahrheit entspricht, denn auch wenn Cyril es meist nicht zugibt, ist er ein absoluter Familienmensch.
Die restliche Fahrt unterhalten sie sich dann allerdings doch über die vergangenen Wochen, schließlich haben Luca und Christina den kompletten Dezember in Köln verbracht und dort einiges erlebt. Dass das Paar dabei angestrengt versucht, nichts von dem kleinen Krümel zu verraten ist tatsächlich eine kleine Herausforderung, was ihnen letztendlich aber gelingt. Zwar liegt Christinas Hand die komplette Fahrt über schützend auf ihrem Bauch, aber für Cyril ist diese liebevolle Geste im Rückspiegel nicht sichtbar.

Nachdem die drei gemeinsam die Koffer in Lucas Wohnung abgestellt haben und sich noch kurz frisch gemacht haben, stehen sie mittlerweile zu dritt vor dem großen Haus der Familie Hänni. Tatsächlich hat Luca es geschafft die Bilderrahmen unbemerkt von Cyril im Kofferraum zu verstecken, sodass selbst der keinen blassen Schimmer davon hat, was heute auf ihn zukommen wird. Stattdessen wird jetzt erstmal freudig die Türe aufgerissen und Marianne steht lächelnd im Türrahmen. „Ach, schön dass ihr endlich da seid.", entfährt es ihr entzückt und die Halbbrüder grinsen sich verschwörerisch an, als natürlich zuerst Christina in eine innige Umarmung gezogen wird. „Ich habe dich ja so lange nicht mehr gesehen.", murmelt Marianne gerade in ihre offenen Haare und Christina streicht der Mutter ihres Freundes kurz sanft über den Rücken. „Es freut mich auch, dass ich endlich wieder mal hier bin.", entgegnet sie lächelnd und Luca verschränkt im Hintergrund gespielt empört seine Arme. Er hat seine Mama mindestens genau so lange nicht gesehen, aber ihn stört es ehrlicherweise nicht im Geringsten, dass sie seine Freundin offensichtlich mehr vermisst hat, als ihren eigenen Sohn. Im Gegenteil. Es ist die größte Bestätigung dafür, was für ein wundervoller Mensch Christina eigentlich ist und wie sie absolut jeden in ihrer Umgebung immer komplett verzaubert. Verlegen beißt sich Luca jetzt auf seine Lippe, als er bemerkt, dass er schon wieder anfängt zu schwärmen und sein Blick regelrecht auf Christina klebt. Auch Marianne zieht jetzt amüsiert ihre Augenbrauen nach oben, da ihr sein Blick absolut nicht entgangen ist. „Irgendwann frisst du sie mit deinen Blicken noch auf.", stichelt sie liebevoll und Lucas Wangen färben sich tatsächlich rot, während er die Arme um seine Mutter legt. „Hallo Mama.", nuschelt er verlegen und versucht angestrengt über ihre Schulter hinweg nicht schon wieder Christina anzustarren, die bereits ins Innere des Hauses vorgetreten ist. „Hallo. Schöne Tage in Köln gehabt?", erkundigt sich Marianne jetzt fürsorglich bei ihrem Sohn und bei Lucas eifrigem Nicken kann sie nicht anders als erneut zu lächeln. Christina hat ihm einfach vollkommen den Kopf verdreht und wahrscheinlich könnten sie zusammen in einem dunklen Kellerloch sitzen und Luca würde trotzdem sagen, dass er schöne Tage verbracht hat.
Leise seufzend löst sich Marianne jetzt von ihrem Sohn und begrüßt auch noch Cyril, bevor sie die Türe wieder hinter allen schließt. Christina hat mittlerweile ihren Mantel ausgezogen und erst jetzt fällt Lucas Blick genauer auf ihr Outfit. Mal wieder sprachlos hält er in seiner Bewegung inne und schlingt seinen Arm dann plötzlich so unerwartet um ihren Rücken, dass Christina leise aufquietscht. „Du siehst übrigens mal wieder mega aus.", flüstert Luca leise neben ihrem Ohr und Christina steigt die Hitze in die Wangen, als er ihr nach diesen Worten noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückt. „Danke.", haucht sie schüchtern und Luca wird wohl nie verstehen, warum sie immer so überrascht von seinen Komplimenten ist. Für ihn ist sie die schönste Frau auf diesem Planeten und dass sie das manchmal selbst nicht sieht, macht ihn regelmäßig wahnsinnig. Liebevoll platziert er noch einen Kuss auf ihrer Schläfe, bevor er sie sanft vor sich her in Richtung Wohnzimmer schiebt.
Dort fällt Lucas Blick natürlich zuerst auf den glitzernden Weihnachtsbaum und beim Anblick des Schmuckes kommen sofort die beliebten Kindheitserinnerungen hoch. Verträumt lässt er seinen Blick kurz über die verschiedenen Kugeln wandern und nimmt sich vor, seinem Kind später ebenfalls solche wunderschönen Erinnerungen zu bereiten. Dass jetzt auch noch Annina in sein Blickfeld tritt, welche schon gestern angereist ist, lässt Luca noch breiter grinsen und er umarmt seine Schwester innig. „Hey Kleiner.", begrüßt diese ihren Bruder und ausnahmsweise lässt Luca diese Bemerkung unkommentiert. Gerade ist der Moment zu besonders, um ihn mit unnötigen Diskussionen zu verschwenden, die die beiden schon früher mehr als genug geführt haben. Überschwänglich wird danach auch Christina begrüßt und auch Anninas Mann, David, taucht jetzt im Wohnzimmer auf.
Marianne beobachtet diese Szene währenddessen gemeinsam mit Peter voller Stolz. Immer wieder ist es schön zu sehen, wie gut sie sich alle verstehen und es gibt für sie nichts schöneres, als wenn an Weihnachten endlich mal wieder alle zusammen kommen und sich Zeit für die Familie nehmen.