EINS

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Ich liebe dich, weil sich jede Minute ohne dich anfühlt wie eine halbe Ewigkeit.
💫

Ungeduldig zieht Christina zum wiederholten Male an diesem kalten, verregneten Nachmittag ihr Handy aus der Hosentasche und starrt gedankenverloren auf das Display.
01. Dezember 2021, 15:34 Uhr und noch immer keine Nachricht von Luca.
Genervt lässt sie sich rückwärts auf ihr grünes Sofa fallen und schmeißt ihr Handy achtlos neben sich. Es ist unschwer zu erkennen, dass die junge Frau gerade wahnsinnig ungeduldig ist. Obwohl Christina in ihrer Familie und bei ihren Freunden normalerweise wirklich dafür bekannt ist, einen sehr langen Geduldsfaden zu besitzen, ist dieser aktuell leider ziemlich kurz. Nervös trommeln ihre Finger auf ihrem Oberschenkel herum und immer wieder schweift ihr Blick rastlos durch die extrem aufgeräumte Wohnung. Dass sie diese beinahe komplett auf den Kopf gestellt hat, um sich die Zeit wenigstens ein bisschen zu vertreiben, lässt sie ungläubig den Kopf schütteln.
„Wieso können die denn nicht ein einziges Mal pünktlich sein?", murmelt Christina jetzt leise vor sich hin, während sie desinteressiert beginnt, durch die verschiedenen Fernsehkanäle zu schalten. Christina ist ein unglaublich pünktlicher Mensch und kann es quasi überhaupt nicht leiden, wenn sie auf andere Menschen warten muss. Dass genau das jetzt seit zwei Stunden der Fall ist, strapaziert ihre Nerven gewaltig und gelangweilt verfolgt sie nun zwangsläufig irgendeine Naturdoku. Okay... um genau zu sein, kann die sehnlichst erwartete Person ja noch nicht einmal etwas für die Verspätung. Einzig und allein Christinas bester Freund, die deutsche Bahn, ist Schuld daran, dass ihr Herz noch immer traurig gegen ihren Brustkorb schlägt.
Schon seit über zwei Stunden sollte Luca wieder hier in Köln sein. Bei Christina. Da wo er hingehört.
Aber er ist nicht hier. Mal wieder hat die deutsche Bahn die Pläne des Paares durchkreuzt, als Lucas Zug plötzlich mitten im Nirgendwo stehen geblieben ist und den Geist aufgegeben hat. Eigentlich wäre das Ganze ja nicht mal so dramatisch, aber mittlerweile ist Christinas Sehnsucht so groß geworden, dass es beinahe weh tut. Dreieinhalb Wochen ist es her, dass sie selbst aus der Schweiz zurück nach Deutschland gefahren ist. Das sind also genau dreieinhalb Wochen, in denen sie Luca nicht gesehen hat und das fühlt sich mittlerweile an wie eine halbe Ewigkeit. Verzweifelt stößt Christina jetzt die Luft aus und will gerade erneut planlos nach ihrem Handy greifen, als sie plötzlich einen Schlüssel im Türschloss hört. „Luca.", entfährt es ihr leise und sie springt so hastig auf, dass sie beinahe über ihre eigenen Füße stolpert. Glücklicherweise besitzt sie als Tänzerin ein ziemlich gutes Gleichgewicht und Christina schlittert mit rudernden Armen in Richtung ihrer Haustür. Kaum hält sie die Türklinke in der Hand, wird diese auch schon von der anderen Seite herunter gedrückt.
Und dann steht er endlich wieder vor ihr. Mit einem breiten Grinsen lehnt er in ihrem Türrahmen, in seiner rechten Hand sein großer silberner Koffer, den er jetzt aber loslässt. „Hey.", begrüßt Luca seine Freundin lächelnd, die ihn mit rasendem Herzen anstarrt. „Endlich.", stößt Christina nur erleichtert aus und Sekunden später springt sie in Lucas Arme, der sie sicher auffängt und fest an sich drückt. „Oh Gott.", murmelt sie leise neben seinem Ohr, während sie ihre Arme und Beine fest um ihn schlingt. Mit Christina auf dem Arm stößt Luca die Wohnungstüre noch weiter auf und zieht den Koffer dann hinter sich her ins Warme. Kaum hat er diesen abgestellt und die Türe wieder geschlossen, gilt seine komplette Aufmerksamkeit der Frau in seinen Armen. „Das machen wir nie wieder, okay? Ich überlebe das nicht nochmal...", murmelt diese gerade mit zitternder Stimme an seiner Schulter und Luca streicht ihr sanft über den Rücken. „Nie wieder, versprochen.", antwortet er ihr leise und setzt sich mit Christina gemeinsam auf das Sofa, auf welchem immer noch ihr Handy liegt. Diesem schenkt sie jetzt allerdings keinerlei Beachtung mehr. Viel zu sehr genießt sie Lucas vertrauten Geruch, den sie so lange vermisst hat. „Ich lass dich nie wieder los.", murmelt sie überglücklich in seine Haare, was Luca leise auflachen lässt. „Das ist absolut okay für mich... Könnte nur vielleicht bisschen schwierig werden.", antwortet er ihr sanft, während seine Finger noch immer über ihren Rücken streichen. Dass Christina daraufhin etwas unverständliches nuschelt und sich noch fester an ihn drückt, lässt Lucas Herz höher schlagen. „Du bist so süß.", wispert er leise und Christina löst sich soweit von ihm, dass sie ihm in die Augen schauen kann. Kaum trifft ihr Blick sein tiefes Braun, verliert sie sich darin und sie platziert ihre Hände an seinen Wangen. „Du darfst mich nie wieder so lange alleine lassen.", schüttelt sie fassungslos den Kopf und Luca schaut sie entschuldigend an. „Es tut mi-...". Weiter kommt er jedoch nicht, denn da hat Christina ihre Lippen schon fest auf seine gedrückt und ihn erfolgreich verstummen lassen. Behutsam bewegen sich ihre Lippen gegeneinander und Christina entweicht ein zufriedenes Seufzen. Ihre Finger vergraben sich in seinen Haaren und ihr ganzer Körper kribbelt angenehm. Auch Luca schlingt seine Arme fest um ihren Rücken und kann ihr gar nicht nahe genug sein. Noch immer löst Christina ganz besondere Gefühle in ihm aus, die er vorher nicht gekannt hat.
Nach Luft schnappend löst er sich von seiner Freundin, die ihr Gesicht sofort wieder in seiner Halsbeuge vergräbt und sich dicht an ihn kuschelt. „Ich hab dich so sehr vermisst.", nuschelt sie leise und Luca haucht ihr daraufhin einen liebevollen Kuss auf die Haare. „Ich dich auch...".
Zufrieden lächelnd hält er jetzt endlich wieder den wichtigsten Menschen seines Leben in den Armen und hält plötzlich inne. „Du hast ja noch gar nicht weihnachtlich dekoriert.", stellt er bei einem Blick über ihre Schulter überrascht fest und Christina schüttelt schüchtern den Kopf. „Ne, ich wollte auf dich warten.", erklärt sie leise und Lucas Herz stolpert kräftig. Er weiß natürlich ganz genau, wie sehr Christina Weihnachten und die passende Dekoration dazu liebt, und dass sie extra auf ihn gewartet hat, lässt ihn breit lächeln. „Du bist süß.", wispert er leise in ihre Haare und augenblicklich schweifen seine Gedanken zu der kleinen Überraschung in seinem Koffer. „Ich hab dir was mitgebracht.", spricht er seine Gedanken jetzt einfach laut aus und muss sich ein Lachen verkneifen, als Christina sich daraufhin ruckartig aufsetzt. „Eine Überraschung?", entfährt es ihr hastig, während ihre Augen beginnen zu glitzern und Luca nickt bestätigend. „Was?", erkundigt sich Christina sofort neugierig und jetzt kann er sich ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. „Du bist viel zu neugierig, Schatz.", lacht er leise und zwickt Christina sanft in die Seite. „Nein, gar nicht wahr.", empört sich diese, während sie versucht seinen Fingern auszuweichen. „Sagst dus mir?", schiebt sie jetzt erneut bettelnd ihre Unterlippe nach vorne und nähert sich langsam seinem Gesicht. Lucas Standhaftigkeit bröckelt beinahe sofort, als sie beginnt viele kleine Küsse auf seiner Haut zu verteilen. „Das ist unfair.", krächzt er heiser, aber Christina grinst nur triumphierend. „Selbst Schuld.", zuckt sie gespielt unschuldig mit den Schultern und fährt unbeirrt fort, ihn zu berühren. Auf Lucas Hals bildet sich eine Gänsehaut, als sie ihre Lippen dort sanft dagegen drückt und ihm entfährt ein genervtes Brummen. Mit einem kräftigen Ruck drückt er sie jetzt mit ihrem Rücken auf das Sofa und unterbricht somit abrupt ihre Zärtlichkeiten. Jetzt grinst Luca triumphierend von oben auf seine Freundin herab, die ihn verdattert mustert. „Schatzilein, ich bin immer noch stärker als du.", flüstert er provozierend und beobachtet, wie Christina genervt beginnt auf ihrer Unterlippe zu kauen. „Sagst du's mir jetzt bitte?", fleht sie weiterhin mit großen Augen und Luca kann gar nicht anders als zu nicken. „Ich zeige es dir. Aber du musst erst die Augen zu machen.", befiehlt er und hebt streng seinen Zeigefinger. Dass Christina eifrig nickt, lässt ihn amüsiert grinsen und er erhebt sich langsam von der Couch. „Augen zu." Sofort kneift sie ihre Augen fest zusammen und Lucas Herz setzt einen Schlag aus. Christina sieht in diesem Moment so wahnsinnig süß aus, dass er ihr automatisch wieder näher kommt und einen zärtlichen Kuss auf ihre Stirn haucht. Dass sie dabei erschrocken aufquietscht, weil sie ihn logischerweise nicht kommen sehen hat, lässt ihn verliebt lächeln und er streicht noch einmal sanft durch ihre Haare, bevor er zu seinem Koffer läuft. „Ich warne dich. Die Augen bleiben zu, sonst gibt's Ärger.", droht er ihr derweil gespielt streng und im Augenwinkel erkennt er ihr braves Nicken. Grinsend zieht er die lange Schnur mit den kleinen Säckchen hervor, die er vorerst provisorisch über ihren Fernseher hängt, bis sie später gemeinsam den perfekten Platz gefunden haben. „Wie lange noch?", drängt Christina währenddessen ungeduldig und Luca wirft einen prüfenden Blick über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie nicht schummelt. „Gleich fertig.", grinst er dann und schüttelt grinsend den Kopf, als Christina hinter ihm daraufhin laut die Luft ausstößt. „'Gleich' kann alles sein. Zwei Sekunden, Zwei Minuten, Zwei Stunden, Zwei-... Ahh man Luca!"
Christina stößt einen spitzen Schrei aus, als dieser sich jetzt ohne Vorwarnung einfach auf sie drauf schmeißt. „Zwei was? Zwei Tage?", erkundigt er sich amüsiert und greift mit seinen großen Händen so nach ihrem Gesicht, dass sie nicht in Versuchung kommt ihren Kopf zu drehen. „Zwei Jahre.", motzt Christina allerdings gerade eingeschnappt und Luca gibt ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. „Zwei Jahre sind eine interessante Definition von 'gleich'... aber keine Sorge... bin fertig.", grinst er mit einem Seitenblick zum Fernseher und sofort versucht auch Christina ihren Kopf zu drehen, was seine Hände aber verhindern. „Na na na, nicht so eilig.", lacht Luca daraufhin und Christinas Augen funkeln ihn böse an. „Du nervst.", brummt sie beleidigt, was Luca nur mit den Augenbrauen wackeln lässt. „Hör auf.", schlägt sie jetzt kräftig mit der flachen Hand auf seine Schulter und Luca grinst stumm. „Du bist so niedlich, wenn du dich aufregst.", raunt er leise, was Christina aber ganz und gar nicht gefällt. „Ich bin überhaupt nicht niedlich!", entfährt es ihr empört und Luca beobachtet sie dabei mit rasendem Herzen.
„Okay. Du darfst schauen.", erlöst er sie nach ein paar Sekunden Stille dann doch und sofort richtet Christina sich auf und blickt zum Fernseher. Ihre Augen werden groß und auch ihr Mund klappt sprachlos auf, was Luca von der Seite aufgeregt beobachtet. „Was ist das?", haucht sie jetzt leise, während sie die vielen kleinen Päckchen genauestens mustert. „Das mein Schatz, nennt sich Adventskalender.", kichert Luca neben ihr leise und kassiert dafür erneut einen sanften Schlag auf die Brust. „Aua.", reibt er sich daraufhin über die gespielt schmerzende Stelle, welche sie getroffen hat und kurz schaut Christina tatsächlich besorgt zur Seite. Dann aber versteht sie den Spaß und steht langsam auf, um sich die Überraschung genauer anzuschauen. Luca bleibt derweil hinten auf dem Sofa sitzen und beobachtet sie angespannt. „Warte mal... Hast du den etwa selbst gemacht?", dreht sich Christina nach ein paar Sekunden hektisch wieder zu ihm um und mustert ihren Freund intensiv. Die Zahlen auf den kleinen Päckchen sind eindeutig mit seiner Handschrift geschriebenen worden und auch sonst ist an manchen Stellen erkennbar, dass der Adventskalender nicht gekauft wurde. Dass Luca jetzt auch noch schüchtern nickt, lässt ihr Herz kräftig in ihrer Brust schlagen und sie geht einen kleinen Schritt in Richtung Sofa. „Für wen ist der?", erkundigt sie sich leise, obwohl sie sich die Antwort eigentlich schon längst denken kann. „Für dich natürlich.", murmelt Luca leise und Christina steht sprachlos der Mund offen.

Magical ChristmasDonde viven las historias. Descúbrelo ahora