September

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Das kann doch jetzt wirklich nicht sein Ernst sein, oder doch?

Wo waren die denn immer, bevor ich eingezogen bin? Hat er die jedes Mal bevor er wusste, dass ich komme unters Bett geschoben?

Ich atme tief durch und halte, total genervt  eine Socke zwischen zwei Fingern. Das ist bestimmt schon die tausendste Socke, innerhalb der letzten paar Wochen, die irgendwo rum liegt. Wieso kann er die denn nicht einfach in den Wäschekorb werfen?

Mir fallen dauernd Socken in die Hände. Die sind einfach überall!!! Überall! Ich habe fast das Gefühl, die vermehren sich genauso schnell wie Staub. Exponentiell und unkontrolliert.

Sie liegen auf dem Sofa und auch darunter. Unter dem Bett, vor dem Schrank im Ankleidezimmer, im Bad auf dem Wäschekorb... Ich werde wirklich irre. Wo zur Hölle waren die denn das letzte Jahr? Ich meine die müssen ja wirklich irgendwo gewesen sein?!

Julian sieht sie aber auch gar nicht. Also wirklich nicht überhaupt nicht! Als würden die Socken in seinem Sichtfeld unsichtbar werden. Die sind dann einfach...weg.

Aber wenn sie für ihn schon nicht mehr existieren, sobald er sie ausgezogen hat... vielleicht sollte ich meinem Lieblingsfußballer dann mal zeigen, wie es ist, wenn wirklich nach und nach alle Socken spurlos verschwinden...

Drei Wochen später:

„Kleines? Hast du meine Socken irgendwo gesehen?"

Es ist gerade wirklich gut, dass ich genau vor der Spüle in der Küche stehe. Denn sonst hätte ich den Kaffee, den ich gerade trinken will, quer durch die Wohnung gespuckt. Ich versuche verzweifelt mein Lachen zu unterdrücken und wische mir mit einem Handtuch den Mund ab, bevor mich Julian wieder ruft.

„Kleines? Hörst du mich?" Ich beiße mir auf die Lippe und grinse breit. „Was ist los, Schatz?", rufe ich unschuldig zurück.

„Meine Socken! Weißt du wo meine Socken sind? Hier ist nur noch ein Paar im Schrank", Julian klingt ziemlich verzweifelt. Ungefähr genauso wie ich auf der Jagd nach den Socken, die überall in der Wohnung herumlagen.

„Die müssen doch irgendwo sein... Ich hatte doch so viele... Wo sind die denn? Das ist doch...", ich grinse breit, als ich oben ankomme und Julian vor sich hin fluchen höre. So wie er durch das Zimmer wuselt, schaut er wohl in jedem Schrank nach, ob dort Socken zu finden sind. Nur dass er da vollkommen umsonst sucht.

Die Socken stecken nämlich in einer großen Kiste, ganz oben auf dem Regal im Hauswirtschaftsraum. Also genau da, wo Julian niemals suchen würde. Man könnte da ja auf Schmutzwäsche stoßen. Und die müsste man dann ja waschen. Ich liebe Julian wirklich, aber das Wäsche waschen hat er nicht erfunden...

Ich stehe grinsend im Türrahmen und lehne mich am Holz an. Beobachte meinen Freund, der oben ohne und lediglich mit einer Jogginghose bekleidet, in unserem Ankleidezimmer hin und her läuft. „Jetzt hilf mir doch mal suchen", Julian ist motzig wie ein kleines Kind und grummelt immer weiter vor sich hin, bevor er plötzlich stehen bleibt und mich skeptisch anschaut. „Warum grinst du so?"

„Ich? Keine Ahnung. Hab heute gute Laune", grinse ich weiter und Julian hebt eine Augenbraue. „Wie wäre es denn wenn Miss Ich-habe-heute-gute-Laune mir hilft meine Socken zu finden?"

„Hast du schon mal auf dem Sofa nachgesehen?", frage ich jetzt fröhlich.

„Was?", kommt es prompt zurück.

„Vielleicht liegen unter dem Bett auch welche?"

Julians Gesichtsausdruck ist verwirrt. „Oh! Oder warst du schon mal im Bad? Manchmal sind auch welche auf dem Wäschekorb", jetzt lache ich los und Julians Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass er langsam versteht was hier los ist. Dann fährt sich mit einer Hand über sein Gesicht, bevor er auch lacht.

„Ich bin klamottentechnisch ziemlich chaotisch, oder?", Julian sieht mich zerknirscht an und kommt barfuß auf mich zu. „Ziemlich ist... ziemlich untertrieben, Schatz", ich sehe Julian liebevoll an und lege meine Arme um seinen Nacken, während er seine Hände auf meiner Hüfte platziert.

„Hmm... Ich hab's verstanden, Kleines... Wenn... wenn ich Besserung gelobe... Gibst du dann die Socken aus deiner Gefangenschaft frei?", Julian hält eine Hand zum Schwur hoch und sieht mich von unten heraus an. Ich tippe mir mit einem Finger ans Kinn, spitze die Lippen und tue so, als ob ich überlegen würde. „Ich weiß nicht... Besserung geloben ist zwar gut... Aber eine wirklich Entschädigung, für den Aufwand den ich hatte, ist es nicht."

„Ach? Die Dame hatte Aufwand? Wie sah der denn aus? Haben dir die Socken die Haare vom Kopf gegessen? Dafür sehen sie aber noch ziemlich gut aus", Julian zwirbelt eine meiner Haarsträhnen um den Finger. „Deine Socken waren kämpferisch unterwegs. Haben sich gut versteckt, den ein oder anderen Hinterhalt gelegt... Das war nicht einfach. Daher erwarte ich schon, dass du mir etwas für ihre Freilassung anbietest, außer Besserung", ich nehme Julian die Strähne aus der Hand und sehe ihn streng an.

Julian seufzt ergeben. „Was willst du?" „Wie wäre es mit einem Frühstück im Bett und Nacken- wie Fußmassagen so viel ich will", damit strahle ich ihn fröhlich an und kann mir schon denken wie er reagiert. „So viel wie du willst? Das ist Wucher, Fräulein! Wie wäre es damit: Ein Frühstück im Bett und jeweils eine Nacken- und eine Fußmassage", Julian legt eine Hand auf meine Wange und fährt mit dem Daumen darüber. Währenddessen kommt er immer näher und ich hat sein typisches Julian-Grinsen im Gesicht. Damit schmilzt jede Frau dahin. Ich gebe aber nicht so schnell nach.

„Ein Frühstück im Bett und jeweils zwei Nacken- und zwei Fußmassagen. Wann ich sie will und... wie lange ich will", ich nehme meine Hände von Julians Nacken und streiche ihm leicht über die Brust und nach unten im Richtung Hosenbund. Ich sehe Julian dabei unschuldig an. Er schluckt schwer und nickt dann aber kurz.

Mein Freund versucht es immer wieder auf diese Tour. Dabei müsste mittlerweile eigentlich verstanden haben, dass er dieses Spiel jedes Mal verliert... Daher schriebe ich ihn, als er mich küssen will, bestimmt von mir weg. „Na los du Verhandlungskünstler. Befreien wir deine Socken aus der Gefangenschaft", lachend schnappe ich mir dann seine Hand und ziehe ihn hinter mir her.

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So ihr Lieben!
So langsam nähern wir uns dem Ende. Nur noch drei Monate... 😢

Das letzte Kapitel stelle ich an Weihnachten online... Daher werden die Abstände, in denen ich ab jetzt hier etwas hoch lade größer. So fällt euch und mir der Abschied vielleicht nicht ganz so schwer 😭

Liebste Grüße
Ani

PS: Ein bisschen Cara und Julian gibt es aber auch noch in Private Show... Aber da liegt der Fokus nunmal nicht mehr auf den beiden und entsprechend klein ist der Anteil von beiden.

Ein ganzes Jahr - Kurzgeschichte zu Winter Songजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें