Teufelsbeschwörung! Oder so...

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Im Auto und somit auf der Fahrt nach Hause, bekomme ich diesen einen Blick von meinen Eltern bei denen man automatisch weiß, dass Ärger bevor steht. Dieser eine Blick mit der Mischung aus Vorwurf, Enttäuschung und Unglauben. Oh man... da darf ich mich auf etwas gefasst machen, wenn wir zurück sind. "Uns wurde zugetragen, dass heute etwas mit Tante Bettina passiert ist." Oha. Schon im Auto. Mein Bruder sieht mich mitleidig an, ehe er sich die Kopfhörer aufsetzt und die Musik anmacht. ER will jetzt NICHT in der Schussbahn sein. Kann ich verstehen. "Heute ist viel mit Tante Bettina passiert, Mama. Was genau meinst du?", frage ich und sehe sie an, während ihre Augen schon sagen, dass ich Ärger bekomme. "Du weißt genau, was passiert ist." Ich weiß vielleicht, was sie meint. Aber sicher gehen kann ich nicht. "Ich weiß vieles genau. Spezifiziere bitte."

Nun schaltet sich mein Vater ein. "Du hast zu deiner Tante und meiner Schwester gesagt, dass sie dich am Arsch lecken könnte. Sie meinte auch noch, dass es dir egal wäre, was sie sagt und, dass du keinen Respekt vor ihr hast." Mich räuspernd, richte ich mich ein wenig auf. "Also erstens habe ich nie gesagt, dass sie mich am Arsch lecken kann. Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr gern einiges an den Kopf werfen würde, es mir aber nur denke. Punkt eins." Mein Vater brummt und nickt. "Kann ich mir vorstellen." Na immerhin ist er so ein bisschen auf meiner Seite. "Punkt zwei. Das mit dem egal sein. Ja, sie hat recht. Ich habe ihr gesagt, dass mir egal wäre, was sie sagt. Denn sie zieht mich bei JEDER Familienfeier auf die Seite. Und jedes Mal ist es das gleiche. Außerdem hat sie mich jetzt schon lange nicht mehr gesehen und checkt es nicht, dass ich schon abgenommen habe. DAS nenne ich Ignoranz. Sie guckt ja nicht einmal richtig."

Diesmal nickt meine Mutter. Auch sie hat leidige Erfahrungen damit gemacht. "Und zu Nummer drei. Der fehlende Respekt." Mich ein wenig streckend, lehne ich mich wieder nach hinten auf den Rücksitz. "Auch da hat sie recht. Aber wir sind beide erwachsen. Sie behandelt mich ja immer noch wie ein Kind! Meine Güte... Ich habe mich sogar bei ihr ein letztes Mal bedankt, dass sie sich solche Sorgen um mich macht. Aber wenn sie mir nicht den Respekt entgegen bringt, den ich verdiene, soll sie von mir nicht das erwarten, was sie bei mir nicht tut. Ich bin vielleicht kleinlich, aber ich lasse mir nichts mehr von ihr sagen. Sorry, Papa." Er winkt ab und schon ist es still. Skeptisch mustere ich meine Mutter und meinen Vater. Sehe dann zu Maurice, der sich selbst ein wenig irritiert die Kopfhörer nach unten schiebt und zu mir blickt. Wir beide zucken mit unseren Schultern, ehe wir uns nicht weiter darum kümmern. Wenn das Thema begraben ist, dann lässt man es begraben. Vor allem dann, wenn man noch sau gut rausgekommen ist!

Daheim angekommen, ziehen wir uns alle gemütliche Sachen an. Es ist halb acht Uhr abends. In meinem Zimmer, mache ich nur Musik an und aus der Jeans wird eine kurze Hose. Aus dem schönen Oberteil ein gemütliches Top mit einer Jacke drüber. Das ist mein typisches Erscheinungsbild, wenn ich gemütlich irgendwo bin. Und mir ist meine Figur da scheiß egal. Das Tattoo auf meiner rechten Wade ist gut zu erkennen. Von eben jenen Großeltern, die auf einem Hof gelebt haben, ist es das Windrad. Es ist ein Erinnerungstattoo und ich hab es echt gern. Musik wieder aus. Handy in die Hosentasche und schon geht es runter. Gähnend mache ich die Tür auf und gehe in das Wohnzimmer. Unsere Eltern sitzen am Esstisch und scheinen noch etwas zu bereden. Maurice sieht nur kurz auf, ehe er sich wieder in sein Handy vertieft. "Kann ich den Fernseher anschalten?", frage ich und bekomme die Zustimmung meiner Mutter.

Vor dem Wohnzimmertisch bleibe ich stehen und beuge mich zu den Fernbedienungen runter. Nehme eine davon in die Hand, drehe mich zum Fernseher und erstarre. Stoppe die Atmung. Meine Augen werden groß. Was... ist passiert? Langsam lasse ich meine Hand wieder sinken. Die Fernbedienung ist nicht mehr in meiner Hand. Ich stehe in einem anderen Raum. In einem komplett anderen Raum. Es ist dunkel. Nur Kerzenlichter erleuchten das Zimmer. Irritiert runzle ich die Stirn und höre nur ein: "Es hat funktioniert!", gefolgt von einem: "Aber... du bist nicht der Dämon, den wir wollten..." Komplett vor den Kopf gestoßen, drehe ich meinen Kopf und sehe drei Kapuzengestalten. "Was...? Was meint ihr?", frage ich leise und versuche, hier irgendwie schlau draus zu werden. Die Kapuzengestalten nehmen ihre Kapuzen runter und ich sehe ihre spitzen Zähne. Und auch die Textur wirkt komplett anders. "Du bist nicht der Dämon, den wir beschworen haben!", ruft der glatzköpfige Mann und ich sehe auf den Boden. Ist... Ist das eine Teufelsbeschwörung?

Mich räuspernd, hebe ich wieder meinen Kopf. "Ehm... ihr... ihr... ihr habt mich... aus... Also..." Ich finde nicht die richtigen Worte. "Ich wurde beschworen. Stimmt das." Die drei nicken. "Aber du bist der falsche Dämon!" Nun mischt sich eine Frau ein. Nur ein wenig größer als ich. "Ich bin ja auch kein fucking Dämon! Ich bin ein beschissener Mensch! Meine Fresse... Könnt ihr mich wieder zurück schicken? Ihr habt mich von meiner Familie weggerissen und ich wäre euch sehr verbunden, wenn-" "Das können wir nicht.", meint der dritte. Ein Mann, vielleicht Mitte 30. "Wir haben keine Ahnung, wie.", fügt er noch hinzu und ich glaube, ich höre nicht richtig. Es ist fast so, als könnte ich ein wenig Panik in mir aufsteigen spüren. "Ihr... Idioten habt keine Ahnung, wie ich wieder zurück komme? Reißt mich aber aus meiner Welt?" Ungläubig starre ich sie an und verschränke dann die Arme. "Ich verstehe, warum jeder Dämon immer ein wenig sauer ist, wenn er beschworen wird. Ihr zieht ihn von etwas weg!"

Die drei starren mich groß an. Hat ihnen wohl noch niemand die Meinung gegeigt. "Jetzt steht nicht nur so dumm rum!", rufe ich und klatsche in die Hände. "Los! Findet einen Weg, wie ich wieder zurück komme! Hopp!" Der glatzköpfige Mann sieht mich daraufhin von oben herab an. "Warum sollten wir auf einen einfachen Menschen hören, den wir ausversehen beschworen haben. Ein Vampir hat nicht auf einen Menschen zu hören! Sie sind Nutzvieh. Sie sind-" "Ich schwöre bei allem was mir heilig ist, dass ich mir beim Umbringen eurer kleinen Ärsche so viel Zeit lassen werde, sodass ihr mich anflehen werdet, dass ich euch schnell töte. Ich werde euch jeden beschissenen Zahn ziehen. Jeden Nagel. Die Augen werden ausgestochen. Arme und Beine gebrochen. Abgetrennt." Meine Stimme ist leise und warnend und hat den Kerl schnell zum Verstummen gebracht. Wenn ich sauer bin, sollte man mich ernst nehmen. Mit den Fingern knackend, gehe ich aus dem Beschwörungskreis und auf den einen zu. Die anderen beiden weichen zurück. "Also findet einen Weg, wie ich wieder zurück in meine Welt kann und ich werde euch schnell töten und nicht nur foltern. Mir ist es scheiß egal. Und wenn du Alucard selbst wärst!" Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck bleibe ich vor ihm stehen, als plötzlich die Tür zu dem Raum aufgetreten wird. Diese fliegt knapp hinter mir vorbei an die gegenüberliegende Seite des Zimmers. "Ich habe meinen Namen gehört?", ruft jemand amüsiert und langsam drehe ich meinen Kopf. Das... Das kann doch jetzt echt nicht...

Point of no returnWhere stories live. Discover now