thirteen

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Mit meiner Hand fasse ich mir an die Stelle, die Tyler getroffen hat und sehe ihn ungläubig an. Er hat mich ernsthaft geschlagen und es tut unfassbar weh. Er sieht mich reuevoll an, sagt jedoch nichts.


Tränen steigen in meine Augen, ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Sollte ich ihn anschreien? Sollte ich ihn schlagen? Sollte ich abhauen? Oder sollte ich Angst vor Tyler haben? Denn ich weiß im Moment nicht, was in ihn gefahren ist und wozu er noch fähig ist. Und um ehrlich zu sein will ich das auch nicht wissen. Dieser Abend ist der Horror.


"Effy.", fängt er an, seine Stimme ist ruhig.


"Du verdammter Arsch!", brülle ich ihn wütend an und trete ein paar Schritte nach hinten.


"Ich"


"Halt deinen Mund, ich will dich nicht hören!" Ich schubse ihn nach hinten. Sein reuevoller Blick verändert sich zu einem wütenden.


"Hast du mich gerade ernsthaft geschubst?", fragt er entsetzt. Das kann nicht sein Ernst sein, oder? Er hat mich geschlagen und ist wütend, weil ich ihn geschubst habe? Ich glaub's nicht.


Ich schüttel fassungslos meinen Kopf. "Du Mistkerl. Schonmal daran gedacht, dass meine Wange weh tut?"


"Schonmal daran gedacht, dass es weh tut, wenn du mit den Freunden deines Ex-Freundes rumhängst, obwohl ich dir gesagt habe, dass du das nicht sollst?", brüllt er.


"Das reicht.", sage ich, da ich mir das nicht noch länger von ihm anhören kann.


Ich gehe zur Tür, doch ehe ich raus kann, packt Tyler mich unsanft am Arm und dreht mich zu sich.

"Wo willst du hin?", zischt er.


"Nach Hause!", antworte ich und versuche mich loszureißen, doch Tylers Griff wird immer fester und somit noch schmerzhafter.


"Du gehst nirgendwohin.", meint er bestimmerisch.


Tränen befeuchten meine Wangen. Es fühlt sich an wie die Hölle. Ich möchte einfach nur noch hier weg, Tylers Nähe ertrage ich einfach nicht. Seit wann ist er so? Ich habe ihn als den netten Typen kennengelernt und von heute auf morgen ändert sich das. Nicht ein einziges Mal in meinem Leben kann ich Glück haben.


"Lass mich los, Tyler. Bitte.", flehe ich unter Tränen. Ich fühle mich schwach. "Du tust mir weh."


Sein Blick wird sanfter, genauso wie der Druck auf meinem Arm. "Tut mir leid, Baby.", flüstert er.


"Fahr mich nach Hause. Bitte.", verlange ich, obwohl Tyler das nicht möchte.


"Baby, du kannst hier schlafen. Ich werd auf dem Sofa schlafen. Aber bitte bleib heute Nacht hier."


Ich überlege kurz. Eigentlich möchte ich nach Hause, aber Tyler wird mir das nicht erlauben und ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn ich mich ihm widersetze. Wie bin ich nur in sowas hineingeraten?


"Okay.", nicke ich und lege mich in Tylers Bett. Seinen Blick spüre ich die ganze Zeit auf mir. Das lässt ich mich unwohl fühlen.


Alles, was seit gestern passiert ist, geht mir durch den Kopf. So viel ist in so kurzer Zeit geschehen. Tyler hat mich dazu gezwungen, mit ihm zu schlafen, Matty hat mir erzählt, dass er sich eine Zukunft mit mir vorstellen könne, danach schlafe ich mit Tyler, auf der Party wird mir verboten, mit meinen Freunden zu reden, dann erwische ich Matty dabei, wie er mit Amber schläft und vor einigen Minuten schlägt mein Freund mich. Ich halte es einfach nicht mehr aus, dieses Leben macht mich kaputt. Es fühlt sich so an, als hätte eine höhere Macht verlangt, mein Leben zur Hölle zu machen und alle führen dies durch. Alles läuft mies. Und ich vermisse Matty so schrecklich sehr. Ihn heute mit Amber gesehen zu haben, hat mich verletzt, es erinnert mich an die alten Zeiten, wo wir noch nichts miteinander zutun hatten, wo es sogar unvorstellbar war, mit ihm zusammen zu sein. Heute haben wir so viele gemeinsame Erinnerungen.


Ich möchte einfach nur noch Erlösung, es ist viel mehr Schlechtes in meinem Leben passiert als Gutes. Zumindest fühlt es sich so an, denn Glück hat noch lange keine so große Auswirkung auf uns wie Leid. Leid verfolgt uns lange, während wir unser Glück verbrauchen, weil wir nicht genug davon kriegen. Es scheint so, als sei Glück begrenzt; wir benutzen so viel davon, dass wir es irgendwann aufgebraucht haben. Aber Leid ist unbegrenzt und begegnet uns in vielen Arten.


Ich drehe meinen Kopf nach hinten, um zu sehen, was Tyler macht. Er liegt auf dem Sofa und hat seine Augen geschlossen. Jetzt, wo er schläft, sieht er friedlich aus. Es macht einen so großen Unterschied zu heute Abend..


Ich halte es nicht mehr aus, in seiner Nähe zu sein. Es macht mich kaputt. Wann ist mein Leben so kompliziert geworden? Die Antwort kann ich mir schon denken, aber die Person, die mein Leben so kompliziert gemacht hat, hat mir dafür auch sehr viele schöne Erinnerungen gegeben. Matty hat in vielen Fällen mein Leben einfacher gemacht. Allein seine Nähe war beruhigend.


Noch ein letztes Mal schaue ich zu Tyler, er schläft tief und fest. Zumindest sieht es so aus. Ich beschließe, von hier zu verschwinden, keine Ahnung, wie er morgen drauf sein wird.


Langsam schiebe ich die Decke zur Seite. Dabei behalte ich Tyler die ganze Zeit im Auge. Ich ziehe meine Schuhe so leise wie möglich an und schleiche mich hinaus. Die Tür schließe ich mit dem Ersatzschlüssel, der unter der Fußmatte liegt, um sie nicht knallen zu lassen und Tyler somit aufzuwecken. Erleichtert atme ich aus, da ich endlich weg von hier kann.


Draußen weht der Wind meine Haare in mein Gesicht. Da sie mich stören, binde ich sie mit einem Haargummi, das an meinem Handgelenk ist, zu und laufe weiter. Es wird eine Weile dauern, bis ich von hier aus bei mir Zuhause bin, aber auf dem Weg kann ich ja über einiges nachdenken. Am liebsten würde ich Tyler auf der Stelle verlassen, aber er hat etwas gegen mich in der Hand. Wenn ich mit ihm Schluss machen würde, würde er Matty davon erzählen und somit sein Leben ruinieren und das ist im Moment das Letzte, was ich möchte. Ich hätte nicht nach London zurückkehren sollen, es war ein Fehler und ich weiß, es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich nicht wegen Matty wieder hierher gezogen bin, denn ich musste ihn unbedingt wieder sehen. Eine Woche ohne seine Nähe war schon ungewohnt und unerträglich, irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten.


Ich laufe an dem Wohnhaus entlang, wo die Party stattgefunden hat, womöglich sogar noch stattfindet, ich hab keine Ahnung. Es ist zumindest nicht mehr so viel los hier wie vor ein paar Stunden, aber das ist kein Wunder, da es schon fünf ist.


Am Straßenrand sehe ich einen Lockenkopf auf dem Boden sitzen. Sein Gesicht hat er in den Knien vergraben und trotzdem erkenne ich sofort wer es ist und frage mich, ob ich zu ihm gehen soll, oder ob er nur ein wenig verkatert ist und seine Ruhe braucht..




medicine /  matty healy (fortsetzung von 'alone together) Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz