Januar

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Ich fahre mit den Fingerspitzen über Julians Brust und male kleine Kreise auf seiner Haut. Vor ein paar Minuten bin ich, eng an ihn gekuschelt, aufgewacht. Wie die letzten Tage schon. Julian hat sein Versprechen, dass wir uns nicht aus dem Bett bewegen, tatsächlich wahr gemacht. Aber morgen müssen wir wohl oder übel zurück in die Realität. Julian muss zum Medizincheck. Ich habe noch ein paar Tage bis ich wieder arbeiten muss, aber am Montag kommt auch bei mir das echte Leben zurück.

Wir haben uns seit Silvester wirklich vollkommen abgeschottet. Unsere Handys liegen ausgeschaltet in meinem Wohnzimmer. Die Klingel ist abgestellt und wir liegen an einer Tour im Bett.

Die einzigen mit denen wir zumindest noch an Neujahr gesprochen haben, waren unsere engsten Freunde. Nadja und Marco haben sich einfach nur gefreut und waren froh, dass dieses ganze Chaos endlich ein Ende hatte. Nicci... hatte Julian Prügel und einen grauenvollen Tod angedroht, sollte er jemals wieder Scheiße bauen. Und auch wenn Julian ganz oft den super taffen, coolen, großen Fußballer raushängen lässt, wurde er bei diesen Worten doch so bleich um die Nase, dass ich fast vor lachen vom Sofa gefallen wäre.

Das Telefonat mit Sophia und Kai dagegen war... anders... Vor allem weil wir, glaube ich, die ersten paar Minuten überhaupt nicht zu Wort gekommen waren. Sophia hat an einer Tour vor Freude gequiescht. Dazwischen waren Sätze wie „Oh Gott, oh Gott" und „Ich freu mich sooooo für euch" gefallen, bevor sie wieder ins Quietschen übergegangen war. Kai konnten wir dabei im Hintergrund immer wieder lachen hören, bevor er seiner Freundin irgendwann einfach das Handy aus der Hand genommen haben musste. „Sie quietscht jetzt nicht nur, sondern hüpft auch auf und ab. Das wird noch zum Dauerzustand. Bitte sagt mir einfach, dass das jetzt so bei euch bleibt? Denn vor gar nicht so langer Zeit, hatte sie erst Mordgedanken und ist dann in diesen Dauer-Quietsch-Hüpf-Zustand übergegangen... Also bitte... ihr bleibt jetzt einfach zusammen, ja? Diese Gefühlswechel ertrage ich nicht ständig", Kai klang erst etwas verzweifelt und bekam dann wohl eine von Sophia übergebraten, da wir dann nur noch „Aua" und „Schatz aufhören" mitbekamen, bevor die Leitung abriss...

Julian neben mir, reißt mich jetzt aus meinen Gedanken, denn er knurrt  leise und dreht sich zur Seite. Dabei schlingt er beide Arme um meine Mitte und vergräbt seine Nase in meiner Halsbeuge. Ich kichere leise und fahre durch seine blonden Haare die in alle Richtungen abstehen. Am Ende kraule ich seinen Nacken, fahre mit den Fingerspitzen seinen Hals entlang und beobachte zufrieden, wie er eine Gänsehaut bekommt. „Du spielst nicht fair", murmelt er an meinen Hals und drückt mir einen Kuss unterhalb meines Ohres auf. „Seit wann spielst du denn fair?", flüstere ich leise und weite meine Streicheleinheiten auf seine Schultern und seinen Rücken aus.

„Ich spiele immer fair. Bin einer der fairsten Spieler der Liga", bei seinen Worten muss ich die Augen verdrehen. Julian knabbert jetzt an meinem Schlüsselbein und verteilt weiter federleichte Küsse an einem Hals, was bei mir ein unfassbares Kribbeln am ganzen Körper auslöst. Gleichzeitig gehen auch seine Hände auf Wanderschaft und fahren unter mein Shirt. Eigentlich ist es seins. Ich liebe es in seinen T-Shirts zu schlafen. Und Julian liebt es auch.

Wir haben in den letzten Tagen gefühlt alles nachgeholt, was wir in den Monaten davor verpasst haben. Eben weil wir beide es nicht auf die Reihe bekommen haben. Aber jetzt kennen wir jede noch so kleine Kleinigkeit voneinander. Genau deswegen weiß Julian genau, welche Knöpfe er bei mir drücken muss, damit er bekommt was er will.

Während er mit seinen Fingerspitzen über meine empfindlichen Stellen am Rücken und an meinen Seiten streicht, keuche ich auf und biege meinen Rücken durch. Er macht mich wirklich wahnsinnig. Ich drücke mich enger an ihn und im nächsten Moment treffen seine Lippen auf meine. Man könnte fast meinen, dass ich süchtig bin. Juians Lippen auf meinen, sind wie eine Droge für mich. Ich liebe diesen Mann und ihn zu küssen ist das schönste Gefühl überhaupt.

Eigentlich will mein Freund mit seinem Vorhaben weiter machen, aber mein Magen knurrt und er lacht los. „Wirklich? Du hast schon wieder Hunger?" Ich grinse entschuldigend und ich stimme dann in sein Lachen ein. „Dann lass uns aufstehen, bevor du mir noch verhungerst", grinsend will sich Julian von mir weg schieben, aber ich halte ihn auf, indem ich meine Arme um seinen Hals schlinge und meine Lippen auf seine drücke. Ich will das hier niemals vermissen müssen. „Wenn du so weiter machst, kann ich für nichts mehr garantieren", knurrt Julian leise gegen meine Lippen und ich drehe uns um und setze mich in einer fließenden Bewegung dabei auf seinen Schoß. Julian setzt sich auf und umschlingt meinen Oberkörper mit seinen Armen. „Also doch kein Frühstück?", er sieht mich von unten heraus an und seine Augen werden dunkler, während seine Hände an meinen Hintern wandern und meine Mitte an seine pressen. Ich schließe kurz die Augen und lege meinen Kopf leicht in den Nacken, bevor mein Blick wieder seinen trifft. „Frühstück will ich auf jeden Fall... Aber gegen eine kleine Vorspeise hätte ich nichts...", grinse ich ihn an und fahre mit einem Zeigefinger über seine Lippen. „Vorspeise also?", der Blonde sieht mich intensiv an und beißt mir kurzerhand in den Finger. Ich grinse breit und nicke kurz. „Vielleicht könnten wir das mit der Dusche verbinden... Dann kommen wir schneller zum Frühstück?"

Julian antwortet mir nicht mehr, er küsst mich einfach und schwingt dabei die Beine aus dem Bett. Kurz darauf steht er auf und ich schlinge meine Beine fest um ihn. Küssend schiebt sich Julian mit mir zusammen in Richtung Bad.

„Deine Dusche ist für solche Aktionen aber echt ziemlich klein", murmelt er an meinen Hals, während er mich gegen die kalten Fliesen drückt. „Dann sollten wir wohl ganz eng zusammen rücken", keuche ich erschrocken auf und Julian antwortet mit einem: „Gute Idee..."

Ein ganzes Jahr - Kurzgeschichte zu Winter SongМесто, где живут истории. Откройте их для себя