Kapitel 8

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Kapitel 8

Ich schmiegte mich eng an seine warme Brust. Mit seinem Kompliment hatte er einen wunden Punkt getroffen. Meine dürre Figur störte mich seit ich 14 Jahre alt war enorm. Denn sie zeigte meinen niedrigen sozialen Stand. Nicht mal Essen konnte sich meine Familie leisten, ganz zu schweigen von einer Mitgift. Ich war als Heiratskandidatin sofort aus dem Rennen. Und eine Heirat war die einzige Chance aus meiner Armut zu entfliehen. So wenig, wie mir dies gefiel, so war die Realität nun einmal.
Ich fühlte mich durch Nathans Aussage in meinen Fähigkeiten in meinem Beruf geschmeichelt. Immerhin sah ich in meinem Kleid gut aus! Es waren meine Hände, die das vollbracht hatten! Und die meiner Schwester, zugegeben. Ohne ihre Talente im Frisieren und Schminken würde ich weiterhin wie eine Bäuerin im Ballkleid aussehen.
Ich hob meinen Kopf leicht an. Nathans Gesicht konnte ich nicht erkennen, er ruhte seinen Kopf auf meiner Schuler. Genauso wie ich es bei ihm tat. Ich konnte nur seinen Nacken ausmachen. Durch die geöffneten oberen Knöpfe konnte ich seine Haut sehen. Sie hatte selbst unter der Kleidung eine gesunde Farbe. Nicht stark gebräunt, aber rosig. So wie man es erwartete.
"Ich hoffe, das geht dir nicht zu weit." Seine Lippen streiften mein Ohr. Augenblicklich zog ich ihn näher an mich. Mehr aus Schreck, als aus Begierde.
"Alles gut... Ich würde mich wehren... Also... Falls es mir nicht gefällt." Die Atmosphäre hatte sich verändert. Es war warm, fast heiß. Schwitzte ich? Ich glaubte nicht.
"Ich mag dich wirklich gerne, Adeline. Obwohl wir uns kaum kennen." Nathans Stimme zitterte leicht. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter.
"Ich dich auch..." Ich machte mir kurz Sorgen, dass er es nicht gehört hatte, doch er begann sich aus meinem Griff zu lösen. Nur ein wenig, sodass er mir in das Gesicht sehen konnte. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und betrachtete mich ein Weile. Wollte er mich küssen? Daran hatte ich noch gar nicht gedacht! Wollte ich das auch? Meine Gedanken rasten einige Sekunden lang und kamen schlussendlich zu einer Antwort. Ja! Und wie ich das wollte. Ich fing an zu lachen, worauf Nathan schlagartig seine Hände wegzog.
"Warum lachst du?" fragte er erschrocken. Seine Augen waren vor Schreck und Angst geweitet.
"Du wirst mich wahrscheinlich bald für genauso übergeschnappt halten, wie ich dich."
"Was meins-?" Bevor er aussprechen konnte, drückte ich meine Lippen auf seine. Erst war er überrascht, doch er entspannte sich schnell. Mit einem gedämpften Seufzen erwiderte er den Kuss. Ich war eindeutig übergeschnappt! Komplett wahnsinnig! Sonst könnte ich es mir nicht erklären, wieso ich gerade den Graf küsste. Ich wusste nur, dass es sogar noch besser war als erwartet. Seine Lippen waren weich, doch sie pressten sich fest gegen meine. Ein Kribbeln durchzog meinen Körper. Einmal, zweimal, und noch viel öfter.
Wir lösten uns nach Atem ringend voneinander. Seine Wangen waren gerötet, genau wie seine Lippen. Ob es von meinem Lippenstift kam oder von Druck, den mein Mund auf seinen ausgeübt hatte, konnte ich in diesem Moment nicht sagen.
"Du... Ähm... Also..." Dieses Mal war Nathan derjenige, der sprachlos war. Hoffentlich war das ein gutes Zeichen. Meine Hände fanden ihren Platz an seinem Hemdkragen, um ihn noch näher an mich ran zu bringen. Ich wollte ihn so nah bei mir, dass nicht mal ein Blatt Papier zwischen uns passen würde. Wo kam eigentlich dieser plötzliche Mut her? Ich wusste es nicht, doch es war mir auch egal.
"Das war... Wow..." versuchte er es weiter.
"Eher absolut übergeschnappt." Er lachte. Dieses Wort traf es ganz gut. Wir durften uns gar nicht küssen. Schließlich waren wir nicht verlobt oder verheiratet, doch das war in dem Moment egal. Wir küssten uns erneut. Fordernder als beim ersten Kuss. Stimmt... Es war mein erster Kuss überhaupt. Egal. Wir fielen zur Seite und lagen nun auf dem Sofa. Ich auf ihm gestützt. Seine Hände befanden sich erst noch an meiner Taille doch wanderten bald meinen gesamten Körper entlang. Ich strich ihm ebenfalls über die Brust. Der Stoff seines Hemdes war plötzlich mehr als störend.
"Nathan..." flüsterte ich. Genau in diesem Moment rührte er sich. Er packte mich und stand mit mir in seinen Armen auf. Ein kleiner Schrei entfuhr meinen Lippen, woraufhin er grinste. Er ging einige Schritte durch den Raum, auf das mit Seide bezogene Bett zu. Sachte legte er mich darauf und beugte sich über mich.
"Ich will dich..." Seine Augen wanderten über meinen Körper. So wie sie es vor wenigen Stunden nicht getan hatten. Als würde er jede Stelle perfekt einfangen und sich für immer daran erinnern wollen. Das sollte er besser. Diese Nacht würde sich nicht wiederholen.

Der süße Geschmack von BlutWhere stories live. Discover now