Teil 50

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Levi und Sawyer standen an dem nächsten Morgen früh auf, weil sie an diesem Morgen Schule hatten. Ich war noch krankgeschrieben und würde erst morgen wieder zur Schule gehen.

 Deshalb schlenderte ich an dem morgen alleine die Treppe hinunter in die Küche. Es war schon elf Uhr und mein Magen grummelte.

 Es war ein wenig seltsam in einem fremden Haus alleine zu sein, aber Sawyers Eltern hatten mir am Tag zuvor versichert, dass ich gerne bleiben konnte solange ich wollte.

 Heute war zwar der letzte Tag, den ich hier verbringen wollte, aber dennoch sorgte das Gefühl, nicht unerwünscht zu sein für eine angenehmere Atmosphäre.

 Ich trug wieder Levis Jogginghose und das T-Shirt, dass er mir geliehen hatte.

 Als ich die Treppe runter ging, sah ich bereits, dass der Tisch gedeckt war. Eine Schale Müsli und ein Teller mit einem Brot darauf lagen da. Und beim Näherkommen bemerkte ich den Zettel daneben.

Iss soviel du willst, wir haben genügend da. Milch und Saft im Kühlschrank. -S

Ich lächelte und wollte den Zettel gerade Richtung Mülleimer bringen als mir die Rückseite auffiel.

Wenn etwas ist, dann ruf mich an und ich komme sofort vorbei. Bleib bei Saw bis wir zurück sind, dann fahre ich dich später nach Hause.

Obwohl er keinen Namen oder seine Initialen dahinter gesetzt hatte, wusste ich, dass die Nachricht von Levi stammte.

 Lächelnd sah ich auf sie hinab, ehe ich sie in die Hosentasche gleiten ließ.

***

Ich frühstückte allein in der Küche und nachdem ich die Sachen in die Spülmaschine geräumt hatte, ging ich wieder hoch in Saws Zimmer. Gelangweilt checkte ich mein Handy. Riley hatte mir eine SMS geschickt, um zu fragen, wie es mir ging. Außerdem entschuldigte Thalia sich dafür, dass sie heute nach der Schule nicht nach mir sehen konnte.

 Zudem zeigte auch mein Gruppenchat mit Milo und Clea zwei ungelesene Nachrichten.

Clea: Es tut uns so leid. Wir wussten nicht, was passiert ist.

Milo: Levi sagte, es geht dir schon besser. Du kannst morgen wieder in die Schule, richtig? Dann bist du uns doch nicht böse, wenn wir dich heute nicht besuchen kommen?

Ich las die Nachrichten zweimal.

Sie wollten mich nicht besuchen kommen? War das deren ernst? Ich habe im Krankenhaus gelegen und die letzten Tage hat sich keiner der beiden gemeldet und jetzt waren sie nicht mal bereit, zu mir zu fahren, um nach mir zu sehen?

Klar. Ich würde morgen wieder in die Schule gehen, aber dennoch fand ich es schade, dass sie nicht einmal nachfragten, ob ich mir wünschte, dass sie kamen.

Aus irgendeinem Grund überkam mich bei dem Gedanken Wut. Ich war selten wütend auf jemanden, außer meiner Mom aber diesmal war ich es. Und meine heiße Wut vermischte sich mit bitterer Enttäuschung.

 Meine besten Freunde konnten nicht mal für ein paar Stunden nach mir sehen, während Thalia und die Jungs, fast jeden Tag hier waren. Ich kannte keinen von ihnen so lange wie Clea und Milo, aber dennoch hatte Saw mich, ohne zu zögern bei sich aufgenommen und sich um mich gekümmert.

 Ich beschloss die beiden mit Schweigen zu strafen und schloss den Chat, ohne zu antworten.
Dann legte ich mein Handy beiseite und suchte mir einen Film aus Saws Sammlung, den ich mir ansah.

***

Levi war früher aus der Schule als Saw. Er hatte die letzte Stunde frei bekommen, weil sein
Lehrer krank war. Danach war er direkt zu Sawyer nach Hause gefahren.

 Ich hörte bereits aus Sawyers Zimmer das Türschloss klicken und beschloss, ihm entgegen zugehen.

 Levi trug eine dicke Jacke und als ich näher kam bemerkte ich kleine weiße Flocken in seinen Haaren.

 „Schneit es etwa?" rief ich erfreut und rannte zur Tür. Ich riss sie auf und strahlte der dünnen Schneedecke auf dem Boden entgegen.

 Levi war mir lachend gefolgt und beobachtete nun, wie ich mir meine Schuhe schnappte und im Pulli in die Kälte hinauslief.

 Den Blick nach oben gerichtet, sah ich in den Himmel hoch und ließ die Schneeflocken in mein Gesicht rieseln.

 „Es ist Arschkalt draußen und du rennst im Pulli raus, um den Schnee zu sehen." Rief Levi lachend und folgte mir.

 Ernst sah ich ihn an. „Es ist der erste Schnee im Jahr!"

 „Na und?"

 Empört schlug ich ihm in die Seite „Na und?" äffte ich ihn nach „Das ist ein wichtiges Ereignis!"

 Levi grinste und trat einen weiteren Schritt auf mich zu.

 Langsam zog er sich seine Jacke aus und ich beobachtete ihn dabei ein wenig verwirrt. Was hatte er vor?

Aber dann wurde es mir klar, als er sich zu mir vorbeugte und mir die Jacke über sie Schultern legte. Langsam schob ich meine Arme in die Ärmel und sah ihn dann an. Seine Hände waren am Kragen der Jacke verharrt und sein Blick war so intensiv, dass mein ganzer Körper plötzlich heiß wurde.

 „Jetzt frierst du doch?" hauchte ich und konnte meinen Blick nicht von diesen braunen Augen lösen.

 Er hob nur die Schultern und kam noch ein Stück näher. Dann breitete sich ein schelmisches Lächeln auf seinem Gesicht aus.

 „Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin heiß genug." Er zwinkerte und ich lief knallrot an.

 Automatisch glitt mein Blick zu seiner Brust. Er trug ein enganliegendes Langarmshirt und darunter zeichneten sich deutlich sein trainierter Bauch und die muskulösen Arme ab. Der Drang ihm das T-Shirt vom Leib zu reißen war nahezu unwiderstehlich, aber es gelang mir, mich zurückzuhalten.

 Levis Wangen waren rosig von der Kälte.

 Ich wollte ihn küssen. Wollte es so sehr

 Langsam trat ich auf ihn zu. Meinen ganzen Mut zusammennehmend legte ich meine Arme in seinen Nacken.

 Levis Augen weiteten sich ein Stück. „Was machst du da?" fragte er im Flüsterton, obwohl niemand außer uns hier war.

 Gerade wollte ich ihm antworten, indem ich meine Lippen auf seine legte, als mich plötzlich etwas Nasses im Nacken traf.

 Überrascht kreischte ich auf und klammerte mich an Levi, der mich mit einem Arm festhielt.

 Ich wirbelte herum und sah Olli dort stehen. Er grinste wie ein kleiner Junge von einem zum anderen Ohr und seine Augen funkelten herausfordernd.

 „Hallo, ihr Turteltäubchen." Rief er und kam auf uns zu.

 Ich sah zu Levi und wurde rot.

 Aber er selbst schien sich gar nicht darum zu kümmern, dass Oliver uns gerade bei einem Beinahe-Kuss erwischt hatte. Stattdessen ließ er mich los, ging in die Hocke und griff mit beiden Händen in den Schnee. Dann griff er ohne Vorwarnung an. Die erste Kugel feuerte er auf Oliver die zweite fand ihr Ziel bei mir.

 Empört schrie ich auf.

 „Das bedeutet Krieg." Rief ich und griff ebenfalls in den Schnee. Dann stürzte ich mich auf Levi und feuerte eine Kugel nach der anderen. Er wehrte fast jedes Geschoss mit einer Leichtigkeit ab und lachte bloß.

 Die nächste halbe Stunde verbrachten Oliver, Levi und ich, damit uns gegenseitig zu attackieren.
Als Saw dazustieß machte er sofort mit und weil Levi so unverschämt gut zielte, verbündeten wir uns schon bald gegen ihn.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt