dreiundzwanzig.

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„Wolferton, langsam habe ich die Schnauze voll von Ihren ständigen Vertröstungen und aberwitzigen Vermutungen", zeigt sich Lieutenant Adams wenig verständnisvoll. „In dieser Stadt stapeln sich zerfledderte Leichen und Sie haben nichts als den absurden Verdacht, dass ein wildes Tier sein Unwesen treibt."

Detective Wolferton kann die miese Laune seines Vorgesetzten verstehen. Ihm stinkt es selbst, dass er nicht mehr hat, als einen Haufen Ungewissheit. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns in den Wäldern umsehen sollten. Aber dazu sind Fachkräfte von -" Weiter kommt er nicht.

„Was glauben Sie, womit wir es hier zu tun haben?", reißt Adams das Wort lautstark an sich. „Mit verfluchten Werwölfen?", liefert er selbst die Antwort, um sich über den Detective lustig zu machen.

Karl versucht, Ruhe zu bewahren, und gibt sich unbeeindruckt von Adams' Ausbruch. „Ich halte es tatsächlich für realistisch, dass ein Wolf dieses Massaker veranstaltet."

Adams nimmt diese Vermutung zum Anlass, um sich auf Wolfertons Kosten zu amüsieren. „In unseren Wäldern wurden seit Jahrzehnten keine Wölfe mehr gesichtet", entgegnet er mit einer gewaltigen Flut Spott in seinem Unterton.

„Es gibt Berichte, dass sich Wölfe mehr und mehr verbreiten und sich immer weiter aus den Tiefen der Wälder in die Zivilisation vorwagen. Deswegen halte ich es nach wie vor für angebracht, dass es nicht schaden könnte, dort einmal genauer nachzusehen", lässt Karl nicht locker. „Vielleicht haben wir es mit einer besonderen Art der Tollwut zu tun."

Adams schüttelt abschätzig mit dem Kopf. „Sie kosten mich wirklich meine letzten Nerven, Wolferton."

Wie so oft verkneift sich der Detective einen Kommentar, der ihn seinen Job kosten würde.

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Nachdem Jayden eingeschlafen ist, hat sich Aideen auf den Weg nach Hause gemacht. Der Abend ist vollkommen anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt hat. Sie ist niedergeschlagen und enttäuscht, trotzdem glaubt sie die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Kaum, dass sie den Schlüssel im Schloss umdreht und das Zuhause von Rick und Kate Atwood betritt, welches nun auch ihres ist, wird sie bereits empfangen.

„Aideen?", fragt Rick vom Wohnzimmer aus. Er ist extra wachgeblieben, um die Gewissheit zu finden, dass seine Pflegetochter sicher zu Hause ankommt.

„Ja", bestätigt sie. Ihre Stimmlage verrät, dass sie kurz davor steht, in Tränen auszubrechen. All die Emotionen des schiefgelaufenen Abends suchen sich einen Weg an die Oberfläche.

Rick schaltet den Thriller ab, den er bis eben angesehen hat. Er quält sich aus dem Fernsehsessel und geht in den Flur zu Aideen. „Alles okay?"

Sie seufzt. „Nicht wirklich."

„Willst du darüber sprechen?", bietet er ein offenes Ohr.

Aideen ist nicht daran gewohnt, dass sich jemand für sie interessiert. Sicher kann es nicht schaden, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. „Ich wollte heute mit einem Freund seinen ..." Sie macht eine Pause, weil es schmerzt, darüber zu sprechen. „... wie auch meinen Geburtstag feiern. Ich habe mir etwas Besonderes überlegt."

Rick nickt. „Ich weiß. Hättest du keine eigenen Pläne gehabt, dann hätten wir stattdessen einen Ausflug gemacht."

„Es tut mir leid, dass ich deinen und Kates Vorschlag ausgeschlagen habe", bekundet sie unter den Tränen, die schon seit einer Weile darauf warten, geweint zu werden.

Ohne lange darüber nachzudenken nimmt Rick seine Pflegetochter in den Arm. „Hey, es ist vollkommen okay. Kate und ich sind deswegen nicht böse. Wir haben uns nur etwas überlegt, für den Fall, dass du keine eigenen Pläne hast, da es mit Partys schmeißen, im Moment, eher schwierig ist."

unleASH the WOLFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt