Kapitel 20

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Als wir auf den Highway einbogen, wurde ich endgültig panisch. Die selbst bei Nacht dicht befahrene Straße führte geradewegs aus der Stadt hinaus.

Wo fahren wir hin? Meine Mutter wird in ein paar Stunden heimkommen und ein verwüstetes Haus auffinden. Ohne mich. Sie wird sich sicher entsetzliche Sorgen machen!"

Ich stellte mir gerade vor, wie meine Mutter das Haus betrat und es dann nach mir absuchte, aber nicht fündig wurde. Sie würde definitiv die Polizei rufen, wenn das die Nachbarn nicht schon längst erledigt hatten.

Oder das seltsame Wesen hatte sie davon abgehalten. Düstere Bilder brannten sich in meine Netzhaut, als hätte ich sie tatsächlich gesehen, doch ich schob sie energisch beiseite.

Wir hatten keine Zeit, uns auch noch darüber Gedanken zu machen, was diese Wesen noch alles anrichten könnten. „Was auch immer das für Wesen waren, sie waren hinter uns beiden her. Mach dir nichts draus, aber ohne dich ist deine Mutter im Moment wesentlich sicherer. Was glaubst du denn, warum ich raus aus der Stadt will? Jeder in unserer Umgebung ist gefährdet. Du glaubst doch nicht, dass diese Viecher vor unseren Familien halt machen würden."

Er würdigte mich auch weiterhin keines Blickes, sondern starrte nur verbissen auf die Straße. Die Stimmung im Wagen war angespannt, was nicht zuletzt an der drohenden Gefahr lag. Es war zwar fast unmöglich, dass die Wesen so schnell waren und uns einholen konnten, aber sicher war ich mir nicht.

Was auch immer das gewesen war, es hatte auf mich nicht den Eindruck gemacht, als würde es aufgeben. Allerdings war es mir auch nicht im Entferntesten menschlich erschienen, konnte es also überhaupt solche Gefühle empfinden?

Oder waren sie die Marionetten von etwas viel Stärkerem? Aber was wollten sie -oder überhaupt irgendjemand- ausgerechnet von uns? Was machte mich und Ross so besonders, dass sie wer weiß was mit uns anstellen wollten?

Ich persönlich rechnete ja damit, dass sie uns einfach nur töten wollten. Aber dafür hätten sie nicht so einen Aufwand betreiben müssen. Was also könnten sie sonst noch von uns wollen?

Du weißt auch nicht, was sie von uns wollen, oder?" Es war das erste Mal seit unserer Flucht, dass Ross mich von sich aus ansprach. Entweder er hatte dieselben Gedanken, wie ich, oder ich war einfach nur viel zu leicht durchschaubar.

Ich raufte mir verzweifelt die Haare, denn ich hatte keine Antwort auf seine Frage: „Ich hab keinen Schimmer. Ich weiß ja nicht einmal, was zur Hölle das war! Man Ross, das macht alles kaputt! Das sollte mein neues Leben werden und jetzt kommt ein Viech, das aussieht wie meine beste Freundin und wirft alles über den Haufen."

Ich ballte die Hände zu Fäusten, sodass meine Nägel ins Fleisch schnitten, doch ich kümmerte mich nicht darum. Die angestaute Wut der letzten Jahre war gerade dabei, in mir hochzukochen. Allerdings war das jetzt wirklich das Letzte, das wir gebrauchen konnten, also schluckte ich es hinunter.

Tief ein und ausatmen, versuchte ich mich zu beruhigen, bis mein Atem wieder einigermaßen normal ging. Ich musste ganz schnell aufhören, über die Zeit nachzudenken, bevor ich ins Auto gestiegen war. Nach vorne blicken, war die Devise.

Wohin fahren wir denn jetzt eigentlich?", fragte ich, schon sichtlich ruhiger. Wo auch immer wir hinfuhren, ich hoffte es war sicher dort. Die Frage war nur, wo man denn jetzt noch sicher sein konnte.

Zuerst einmal raus aus der Stadt. Dann nach San Bernardino, dort können wir vielleicht zwei Tage bleiben und dann weiter nach Las Vegas. Wir sollten in Bewegung bleiben, zumindest bis wir wissen um was es sich bei diesen Kreaturen handelt."

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt