Kapitel 5

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Es dauerte einige Sekunden, bis mir klar wurde, warum mir der Mann, der vor mir stand, so bekannt vor kam.

Ich kannte ihn von einem alten Foto, das ich vor Jahren im Zimmer meiner Mutter gefunden hatte. Er hatte sich kaum verändert, nur das Lächeln, das auf seinen Zügen lag, war nicht echt.

Damals hatten seine Augen noch gestrahlt, doch jetzt war das Lächeln künstlich, die gute Laune nur aufgesetzt und alles an ihm übertrieben gestellt.

„Hallo Jamie." Ich wollte die Tür zu schlagen, doch er stellte seinen Fuß dazwischen und verhinderte es somit.

„Lass mich bitte rein, ich möchte mit dir und deiner Mutter reden."

Sein eindringlicher Blick hätte mich fast überzeugt, doch die Enttäuschung über sein Verhalten von damals, hielt mich davon zurück, ihm zu verzeihen, oder ihn hereinzulassen.

„Wie kommst du auf die Idee, dass wir mit dir reden wollten? Denn das wollen wir nicht und jetzt verschwinde!" Die letzten Worte knurrte ich, doch er nahm seinen Fuß nicht weg.

„Jamie, bitte!" Sein Blick war flehend, doch der Schmerz, nie einen Vater gehabt zu haben, gab mir Kraft.

„Nein!", schrie ich, trat seinen Fuß weg und schlug die Tür zu. Ich konnte es nicht fassen, dass er nach 16 Jahren zurückkehrte und von uns erwartete, dass wir einfach so, mit ihm reden würden.

Erleichtert lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und versuchte meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Er war wirklich zurück. Nach all dem hatte er es tatsächlich gewagt, sich noch einmal blicken zu lassen.

„Wer war das Jamie?" Ich schaute erschrocken in das fragende Gesicht meiner Mutter.

„Nur der Postbote." Die Antwort kam zu schnell, doch mir war nichts Besseres eingefallen.

Es klingelte nochmal, diesmal ausdauernder, doch ich wollte nicht, dass Mum ihn sah.

„Okay Mum, ich geb es zu; ich hab einen echt netten Jungen kennengelernt und er will mir heute die Stadt zeigen, aber ich will euch einander noch nicht vorstellen, würdest du uns also bitte kurz alleine lassen?"

Ein breites Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie lächelte mich aufmunternd an: „Meine Kleine wird erwachsen. Ich wünsche euch Beiden viel Spaß, aber lass dich auf gar keinen Fall auf jemanden ein, der dich zu irgendetwas drängt!"

Schamesröte stieg mir ins Gesicht, und ich nickte schnell, um sie endlich loszuwerden. Sie verschwand wieder im Esszimmer und ich schlüpfte schnell durch die Eingangstür.

„Was willst du?", zischte ich, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

Ich-."

Bevor er seinen Satz beenden konnte, unterbrach ich ihn auch schon, obwohl ich ihm sowieso nicht zu hörte: „Nach 16 Jahren traust du dich wirklich noch, hier aufzutauchen? Und erzähl mir keine dummen Geschichten, ich hab es nämlich so satt! Warum bist du damals abgehauen? Wie konntest du sie nur alleine lassen? Sie hat dich wirklich geliebt und du hast sie mit mir zurück gelassen! Wie kannst du es nur wagen, nach all den Jahren hier aufzukreuzen und zu erwarten, wir würden noch mit dir reden wollen?" Ich hatte die Augen geschlossen, aus Angst, ich würde gleich in Tränen ausbrechen. Wenn ich ihn nicht sah, wäre es einfacher, ihn wieder zu vergessen.

Jamie, ich-."

Rocky?", ich starrte ihn an.

Mein erster Gedanke war: wo ist mein Vater hin?

Mein zweiter war, dass ich soeben Rocky total angeschrien und verschreckt haben musste, obwohl er meine Vorwürfe ja nicht verstanden hatte. Ich starrte meine Füße an, während ich eine leise Entschuldigung murmelte.

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt