Kapitel 4

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Direkt neben der Tür lehnte Ross mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. Ich schaute mich aufmerksam um, damit ich ihn ignorieren konnte, doch es gab nichts interessantes, das ich länger betrachten konnte.

Sie sind dann wohl Miss Baxter", sagte die Frau hinter dem Tresen missbilligend. „Ja, das bin ich", antwortete ich und unterdrückte den Drang, ebenfalls Missbilligung in meine Stimme zu legen. „Der Direktor wartet schon auf euch." Na klasse. Hatte der denn nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag auf irgendwelche unartigen Schüler zu warten? Anscheinend ja nicht.

Worauf wartet ihr denn?", fragte die Sekretärin genervt und scheuchte uns mit einer Handbewegung ins angrenzende Zimmer. Wir ließen uns allerdings nicht scheuchen und schlenderten gemächlich zur Tür, hinter der der Direktor wohl schon wartete.

Worauf wartet ihr denn noch?" Zögernd öffnete ich die Tür. Dahinter befand sich ein dunkler Raum, dessen Rollläden geschlossen waren und der augenscheinlich leer war. Ich drehte mich um und wollte gerade die Sekretärin darauf aufmerksam machen, dass hier niemand war, als ich gegen Ross lief.

Er verdrehte nur kopfschüttelnd die Augen und machte das Licht an: „Wie ein kleines Kind!" Einige Sekunden dachte ich, er spräche von mir, doch dann drehte sich der Bürostuhl um und ein verärgert dreinblickender Mann befahl uns, uns zu setzten. Was sollte das denn? Warum saß der Direktor einer Schule in einem dunklen Raum und wartete auf Schüler? Irgendetwas stimmte doch nicht mit dem!

Sie können sich ihren komischen Einschüchterungsversuch übrigens Sparen. Nach hundert Mal zieht der nicht mehr so richtig." Er ignorierte Ross komplett und wandte sich stattdessen mir zu. Er hatte kaum noch Haare und kleine Augen, die hinter einer Brille hervor stierten und mir wohl Angst einjagen sollten, was sie nicht taten. Solche Blicke hatte ich jeden Tag ertragen müssen und seiner war nicht einmal besonders angsteinflößend.

Du bist wohl die Neue?" Er musterte mich unverfroren, wobei ich das Gefühl hatte, sein Blick läge übertrieben lange auf meiner Oberweite. Schnell verschränkte ich die Arme davor und schaute ihn angewidert an: „Wie kommen Sie denn darauf, dass ich die Neue bin?" „Ich hab dich noch nie hier gesehen."

Wenn Sie den ganzen Tag in einem dunklen Zimmer sitzen und eine leere Wand anstarren, bin ich wohl kaum die Einzige an dieser Schule, die Sie noch nie gesehen haben." Was war bloß in mich gefahren? Ich war doch sonst nicht so schlagfertig, geschweige denn hatte ich so ein großes Mundwerk. Ross warf mir einen erstaunten Blick zu, der jedoch bald wieder zu seinem üblichen, spöttischen Lächeln wurde.

Nachsitzen! Alle Beide!" Wütend schlug der Direktor meiner neuen Schule auf den Tisch und schickte uns aus dem Zimmer. Aus dem Augenwinkeln sah ich noch, wie er sich die Hand rieb, mit der auf den Tisch geschlagen hatte. So eine dumme Person war mir schon lange nichtmehr untergekommen.

Danke fürs Nachsitzen!", motzte mich Ross an, kurz nachdem wir aus dem Sekretariat gegangen waren. Jeder von uns hatte einen Zettel bekommen, auf dem unsere Nachsitzzeiten standen „Was kann ich denn dafür, wenn er mir auf die Brüste starrt?", versuchte ich mich zu rechtfertigen, wobei ich etwas lauter sprach, als beabsichtigt.

Er hat was?", fragte Ross geschockt. Für einen Moment schien er fast schon verärgert, doch dann fing er sich wieder: „Da gibt es ja nicht sonderlich viel zum Anstarren!" Empört starrte ich ihn an, bis ich genug von diesem gemeinen Lächeln hatte. Ich riss mich los, dabei war ich schon wieder drauf und dran, in seinen Augen zu versinken.

Eigentlich wollte ich mich gerade auf den Weg zurück zum Biologiesaal machen, als er mich aufhielt. „Dir ist schon klar, dass wir für den Rest der Stunde vom Unterricht suspendiert sind, oder?", fragte Ross mich, als wäre ich total dumm, wenn ich das nicht wüsste. „Nein, das war mir ehrlichgesagt nicht klar. Entschuldigung, dass ich so dumm bin!"

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt