Kapitel 21

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Du weißt, wer oder was das war, richtig?“ Erwartungsvoll sah ich Rylie an, rechnete aber nicht mit einer ehrlichen Antwort. Um genau zu sein rechnete ich eigentlich mit gar keiner Antwort.

Wir waren schon eine ganze Weile gefahren, geredet hatte allerdings keiner. Ich war viel zu angespannt, um mich von einem Gespräch ablenken zu lassen, aber diese Frage wurmte mich inzwischen zu sehr, um sie nicht zu stellen.

Frag am besten Dawn, wenn sie wieder aufwacht.“ Rylies Blick war starr auf die Straße gerichtet. Ihr zierlicher Körper wirkte fehl am Steuer dieses mächtigen Wagens, aber sie war eine gute Fahrerin.

Schweigen senkte sich über das Auto, während wir auch weiterhin über die Fahrbahn rasten. Rylie fuhr bei weitem nicht das Tempo, das die Geschwindigkeitsbegrenzung angab, aber in unserer Lage war das ziemlich klar gewesen.

Hoffentlich werden wir nicht rausgezogen, ich hab nämlich eigentlich gar keinen Führerschein“, stellte Rylie trocken fest, doch ich hörte das Lachen aus ihrer Stimme.

Eigentlich verstieß ich nicht gerne gegen Regeln, aber heute war es mir gerade Recht, dass sie sich nicht ans Tempolimit hielt. Dass sie keinen Führerschein hatte war mir eigentlich ziemlich egal.

Wir hatten keinen anderen Fahrer zur Verfügung und sie machte das ohnehin besser als ich. Die einzige Option wäre ich am Steuer und das wollte wirklich niemand.

Das wir zwei bewusstlose Menschen auf dem Rücksitz hatten, machte uns auch nicht wirklich unauffällig, da brauchte man nicht noch einen Fahrer, der sein Auto nicht unter Kontrolle hatte.

Mühsam drehte ich mich auf meinem Sitz um und betrachtete Ross und Dawn, die ziemlich tot aussahen. Ich wusste zwar genau, dass sie lebten und dafür sprachen auch ihre Brustkörbe, die sich hoben und senkten, aber sie waren beide bleich und sahen ziemlich verletzlich aus.

Ich würde gerne etwas tun, um ihnen wieder etwas Leben einzuhauchen und dafür sollten wir sie auf jeden Fall wecken. „Vielleicht sollten wir sie aufwecken“, rätselte ich unentschlossen.

Woher sollte ich auch wissen, was in einer solchen Situation zu tun war? Rylie warf mir einen kurzen Seitenblick zu: „Ross kannst du von mir aus wecken, aber Dawn solltest du schlafen lassen.

Ich sah keinen Zweck darin, sie nach den Gründen zu fragen, deshalb unterließ ich es und konzentrierte mich stattdessen auf mein Vorhaben. „Haben wir Wasser?“ In Büchern funktionierte es fast immer, jemandem Wasser ins Gesicht zu schütten.

Ob es im wirklichen Leben auch etwas brachte, wusste ich nicht, aber man konnte es ja mal ausprobieren. „Ja, abgestandenes im Handschuhfach. Das würde ich aber lieber nicht trinken.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht: „Keine Sorge, ich will das nicht trinken.“ Ich setzte mich wieder normal hin und kramte die Flasche aus dem Fach, dann drehte ich mich wieder um.

Ross sah viel friedlicher aus, wenn er schlief, auch wenn er im Moment eigentlich eher bewusstlos war, als dass er schlief. Und überhaupt war es mir eigentlich lieber, dass er gar nichts machte. Trotzdem konnte ich es derzeit nicht wirklich gebrauchen, dass jemand, der hier mit drinsteckte bewusstlos war, also musste ich ihn wecken.

Ich schraubte den Verschluss ab und beugte mich weit nach vorne, um überhaupt an ihn ranzukommen. Zuerst ließ ich nur wenig Wasser über sein Gesicht laufen, doch als das nichts brachte, schüttete ich mehr von dem Wasser über seinen Kopf.

In dem Moment, als er die Augen aufschlug, bremste Rylie scharf ab und ich verlor mein Gleichgewicht. Da ich ohnehin schon mehr in der Luft hing, kippte ich einfach nach vorne und stieß mit meine Kopf gegen Ross‘ Knie.

Zum Glück tat es nicht sonderlich weh, aber peinlich war es trotzdem. Wie sollte es also anders sein, als dass mir das Blut in die Wangen schoss? So schnell es ging rappelte ich mich auf und fand mich einem belustigten Ross gegenüber, der sich gerade das Wasser aus dem Gesicht wischte.

Sowas nennt man dann wohl ausgleichende Gerechtigkeit, wie?“, schmunzelte er und fuhr sich locker durch die Haare. Für seine verdammte Gelassenheit beneidete ich ihn, aber das durfte er auf gar keinen Fall wissen.

Dafür, dass ich dich auch bewusstlos in dem Auto zurücklassen hätte können, bist du ganz schön überheblich“, stellte ich fest und brachte mich wieder in meine eigentliche Sitzposition zurück.

Sein Grinsen erlosch und machte einer fast schon sorgenvollen Mine Platz: „Sagt das Mädchen, das sich von einem dieser Biester hypnotisieren lassen hat.“ Bevor ich antworten konnte, ging Rylie schon dazwischen: „Du kannst sie sehen?“

Was war das denn für eine Frage? Warum sollte er sie denn bitte nicht sehen können? Ross schien die Frage ebenso zu verwirren, wie mich. „Natürlich kann ich sie sehen!“

Wir wechselten einen verwirrten Blick und ich schaute schnell wieder weg. Trotzdem spürte ich seinen Blick in meinem Rücken, beziehungsweise von der Seite herkommend.

Warum sollte er sie nicht sehen können, Rylie?“, stellte ich die Frage, die uns beide beschäftigte. Bereits in dem Moment, in dem sie zu einer Erklärung ansetzte, unterbrach ich sie: „Das kann nicht jeder, richtig? Diese Biester würden sonst ja nicht so offen angreifen, außerdem halte ich es für unwahrscheinlich, dass sie es dann so auf uns abgesehen hätten.

Für einen Moment herrschte Stille, doch dann spann Ross meine Vermutung weiter: „Wir vier können sie also ohne richtige Begründung sehen und jeder andere nicht? Das ist doch völlig bescheuert!

Oh ja, damit hatte er absolut recht. Aber das war ja noch längst nicht alles: „Ach und du findest es weniger bescheuert, dass es diese Wesen überhaupt gibt? Oder, dass wir grade auf der Flucht sind und nicht einmal wirklich wissen vor was?

Ich hatte früher oft gedacht, ich würde verrückt werden und jetzt beschlich mich dieses Gefühl langsam wieder. Das alles war viel zu unglaublich, um wahr zu sein, deshalb musste es ja Einbildung sein.

Und trotzdem war alles hier so lebensecht und natürlich wusste ich, dass mein Gehirn wohl kaum zu so etwas fähig wäre, aber ich wollte auch nicht an all das glauben.

Ich wollte nicht, dass wir alle in dieser Gefahr schwebten und zu guter Letzt wollte ich nicht, dass einer von uns verletzt wurde. „Ihr habt ja recht, dass Ganze ist völlig bekloppt, aber Dawn weiß mehr als ich, also wartet einfach ab, bis sie wach wird."

Na super, das half mir jetzt wirklich weiter.  

--------------------------------------------------------------------------------- Entschuldigt bitte, dass es so lange gedauert hat und zudem noch so kurz ist, aber ich habe mir die Rippe angebrochen und hatte deshalb ein bisschen was zu tun (vor allem im Wartesaal einer Praxis rumsitzen) :/ trotzdem vielen Dank fürs Lesen :*

                    

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt