Kapitel 35

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Jetzt haben wir endlich Zeit für eine Stadtbesichtigung. Wir sind zwar nicht zu unserem Vergnügen hier, aber wir sollten trotzdem das Beste aus unserer Situation machen."

Innerlich konnte ich ihm zwar nur zustimmen, aber trotzdem musste ich ihm gestehen, dass das derzeit nicht möglich war. „Meine Kleider sind noch nicht trocken und so werde ich sicher nicht nach draußen gehen."

Gleichzeitig sahen wir an mir herunter. Nein, so konnte ich definitiv nicht vor die Tür. Ich trug noch immer das Oberteil von Ross, natürlich war es um einiges zu groß und dazu die Boxershort.

Inzwischen hatte ich kein Problem mehr damit, dass er mich so sah. Die letzten Tage hatten bewiesen, dass wir gewissermaßen aufeinander angewiesen waren. Sollte diese Flucht noch länger dauern, würde er mich früher oder später ohnehin in weniger vorteilhaften Situationen sehen.

Unwillkürlich stellte sich mir die Frage, ob ich überhaupt wollte, dass wir unsere Verfolger für immer abhängten. Ob Ross und ich uns danach wohl noch immer so gut verstehen würden? Vermutlich nicht.

Wir hätten dann wieder die Möglichkeit, unser Leben ganz und gar getrennt voneinander zu leben. „Worüber denkst du nach?", fragte Ross unvermittelt. Sollte ich ihm meine Sorgen anvertrauen? Nein, er würde sie nicht verstehen.

Also winkte ich ab: „Nichts." Kritisch musterte er mich: „Doch, du hast irgendwas." Weshalb war er sich da so sicher? Klar, in den letzten Tagen hatten wir uns ganz gut kennengelernt, aber so gut dann doch auch wieder nicht, oder?

Andererseits hatte es gereicht, damit ich Gefühle für ihn entwickelt hatte, vielleicht konnte er also auch schon in mir lesen, als wäre ich ein offenes Buch. Schwer zu lesen war ich allerdings ohnehin nicht.

Nein, ich hab wirklich nichts", beteuerte ich. Es fühlte sich nicht gut an, ihn anzulügen, aber erzählen wollte ich es ihm in keinem Fall. „Wenn du meinst. Für das Problem mit deinen Kleidern habe ich übrigens eine Lösung."

Misstrauisch sah ich ihn an. Was hatte er vor? Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, begab er sich zu der Plastiktüte mit den Kleidern, die er gestern gekauft hatte. Ich ahnte Böses.

Er hatte doch nicht ernsthaft gegen meinen Willen für mich bezahlt? Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn gespannt an. Tatsächlich zog er exakt die Kleider aus seiner Tüte, die ich gestern anprobiert hatte.

Verunsichert wechselte ich von einem Fuß auf den anderen. Sollte ich sauer sein, dass er es gekauft hatte, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er das nicht machen sollte, oder sollte ich dankbar sein?

Ich entschied mich dazu, eine Mischung aus beidem zu sein. „Danke, das hättest du echt nicht tun brauchen", sagte ich lächelnd, doch dann kam der wütende Teil, „weil ich dir gesagt habe, dass du es gefälligst nicht kaufen sollst. Das habe ich doch nicht zum Spaß gesagt!"

Verwirrt sah er mich an. Er verstand den plötzlichen Wechsel in meinem Tonfall wohl nicht so richtig. Gut so, wenigstens wäre dann nicht immer ich diejenige von uns beiden, die verwirrt war.

Du weißt, dass ich das aus Prinzip nicht anziehen werde, oder?" Ich konnte ihn nicht einfach alles bezahlen lassen, das ging einfach nicht. Er hatte jetzt schon viel zu viel Geld für mich ausgegeben und wenn es so weiterginge, würde es immer mehr werden.

Deshalb musste ich dem Ganzen jetzt ein Ende setzen, bevor es noch schlimmer wurde. „Doch, es gehört jetzt dir und dann solltest du es auch tragen", widersprach er mir.

Ich war nicht in der Stimmung, mit ihm zu streiten, aber er ließ mir wohl keine andere Wahl. Mit bestimmendem Unterton stellte ich klar: „Du hast es bezahlt, also gehört es dir." „Und ich schenke es dir, also gehört es jetzt dir."

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt