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Fünf Wochen später

Mit meiner schlafenden Tochter im Arm sitze ich in meinem Büro in unserer Wohnung und starre die Tabelle an, in welcher alle Namen der verschwundenen Mitglieder unserer Organisation aufgelistet sind. Um es gemütlicher zu haben, habe ich mir eine Decke über die Schultern gelegt, in welche ich uns beide eingewickelt habe. Bereits seit fünf Wochen zerbreche ich mir über sie den Kopf, denn wenn sie einmal verschwunden sind tauchen sie nicht mehr auf. Nichteinmal als Leichen oder Leichenteile. Es ist, als wären diese 324 Personen vom Erdboden verschluckt worden. Denn nichts weist auch nur im geringsten auf auch nur eine Spur zu einem Täter hin.

Zusätzlich zu den verschwundenen Männern hat sich jedoch noch ein weiteres Problem herausgestellt, welches auch der Öffentlichkeit bekannt ist. Immer mehr junge Frauen verschwinden spurlos, nachdem sie Abends ausgegangen sind, nur um dann in unseren Geschäften wieder aufzutauchen. Ein konkurrierender Clan, macht unsere Geschäfte zu Nichte, denn durch ihre Entführungen haben sie schneller mehr Ware die sie anbieten können, dementsprechend auch günstiger, da die Frauen unter schlechten Bedingungen gehandelt werden, während wir auf Qualität achten. Und natürlich fahren die Perverslinge, die wir als unsere Kunden schimpfen darauf ab, schnell und für wenig Geld an einen guten Fick mit einer jungen Frau zu kommen. Wie ihr gesundheitlicher Zustand ist scheint die wenigsten zu interessieren, denn die meisten von ihnen werden in genauso miserablen oder schlechteren Bedingung gefangen gehalten, wenn sie einmal verkauft wurden.

Mich in meinem Sessel drehend wende ich mich der großen Fensterfront zu, die den Blick auf ein langsam in der Dämmerung verschwindenes San Francisco frei gibt. Das goldene Licht des Sonnenuntergangs füllt mein gesamtes Büro und tatsächlich beneide ich Eliza in genau diesem Augenblick um ihren ruhigen und unschuldigen Schlaf in meinen Armen. Was würde ich nicht alles dafür geben, endlich diese Probleme los zu sein, die mir wie ein kleiner Teufel im Nacken sitzen und mich zu ständigem Kopfzerbrechen zwingen.

Den Kopf nach hinten gegen die Lehne stützend bohrt sich der Knoten in welchem ich meine Haare fixiert habe in meinen Hinterkopf und lässt mich seufzen. Es ist ätzend, nicht zu wissen was mit den eigenen Männern passiert und umso schlimmer ist es, dass wir sie nicht einmal beschützen können vor diesem unbekannten Schicksal. Einzig und allein die Tatsache, dass wir sie vorwarnen könnte ihnen das Leben retten und doch sind es bereits zu viele Verluste.

Vorsichtig stehe ich auf, darauf bedacht mich nicht zu viel und zu ruckartig zu bewegen, damit ich Eliza nicht wecke. Wenigstens sie soll ihre Unbeschwertheit während eines erholsamen Schlafes genießen können. Barfuß und mit der Decke um uns geschlungen laufe ich durch die Wohnung, am Wohnbereich vorbei hin zur Treppe, welche ich schließlich hoch gehe, bis hin zu ihrem Kinderzimmer. Dort angekommen lege ich meine Tochter behutsam in ihrem Bett ab, wobei mir die Decke von den Schultern rutscht und zu Boden segelt. Es stört mich nicht, denn mittlerweile ist mir weder zu kalt noch zu warm. Eins der Vorteile der Unsterblichkeit.
Ich schalte das Babyphon in ihrem Zimmer an und lasse sie daraufhin wieder allein, nur um mit der Decke ins Wohnzimmer zu laufen. Dort angekommen genehmige ich mir ein Glas Scotch, denn es scheint mir, als könnte ich seit Tagen nichts anderes als diesen Drink gebrauchen. Während Benni den Tag heute gemeinsam mit Sarah und Zayn verbracht und Logan sich um die Arbeit gekümmert hat, bin ich wie versprochen mit Eliza zuhause geblieben. Doch jedes Mal, wenn meine Tochter eingeschlafen ist und im regelrechten Milchkoma lag, sind meine Gedanken zurück zu unseren Problemen gekehrt.

Da mein Handy blinkt nehme ich es vom Couchtisch und schaue mir die eingegangenen Nachrichten an. Wie zu erwarten stammt der Großteil von meiner Familie in der gemeinsamen Gruppe, da Sarah Fotos von Benni geschickt hat und meine Eltern sowie Logans Eltern und Geschwister reagiert haben. Valeria hat mir das Tagesprotokoll geschickt, durch welches ich mich gleich noch durcharbeiten muss und mir mitgeteilt, dass sie alle Termine für diese Woche übernommen hat und ich daher auch morgen mit Eliza zuhause bleiben kann.
Doch eine Nachricht lässt mich besonders aufmerksam werden, denn Sophia hat mir geschrieben, dass sie um 6 vorbei kommt und wichtige Infos mitbringt. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es bereits kurz vor 6 ist und sie gleich da sein müsste, weshalb ich ihr nicht mehr antworte und stattdessen ein zweites Glas für sie vorbereite.

Keine 20 Minuten später öffnen sich die Aufzugstüren in unserem Appartment und anhand der Geräusche von Absätzen auf unserem Boden weiß ich, dass es Sophia ist und nicht unsere Männer.
"Buena Noches", begrüße ich sie und hebe meine Hand, dabei wackle ich winkend mit den Fingern, ohne mich in ihre Richtung zu drehen.
Ohne zu zögern umrundet Sophia das Sofa und lässt sich neben mir nieder. Ich überreuche ihr ihr Glas, woraufhin sie es klirrend an meines schlägt und dann einen Schluck trinkt. Der Geschmack lässt sie seufzen. "Wie ich sehe schläft die Kleine", merkt sie an.
"Ja. Sie ist vor etwa einer Stunde auf meinem Arm eingeschlafen. Ich habe sie vorhin erst in ihr Bett gelegt." Auch ich trinke einen weiteren Schluck, ehe ich mich mehr in meine Decke kuschle und die Beine an meine Brust ziehe, sodass ich mein Glas auf meinem Knie absetzen kann.
"Wo warst du die letzten Tage?"

Sie nimmt einen weiteren großen Schluck, ehe sie die Flüssigkeit im Glas schwenkt. "Ich habe mich mit ein paar Freunden zusammen getan und etwas rumgeschnüffelt, was die Vermissten angeht." Über das Glas hinweg sieht sie zu mir. "Es handelt sich tatsächlich um einen verfeindeten Clan. Ich persönlich habe noch nichts von dem gehört, aber vielleicht sagt er dir was. Delari?"
Ich überlege kurz, aber schüttle dann doch den Kopf, denn von einem Delari Clan habe ich bisher noch nichts gehört. "Weißt du genaueres?", frage ich sie daher.
Brummend schüttelt sie den Kopf. "Wir haben jemanden schnappen können, der dort als Kontaktmann fungiert. Recht jung, sorgt dafür, dass die Opfer wilig werden und so schnell mitgenommen werden können. Er wusste leider nicht viel."
"Super", bin nun ich es die brummt, denn weiter bringt uns das tatsächlich kaum. Doch dann fällt mir ein kleines Detail auf, was mich grinsen lässt. "Sag mal hast du etwa auf eigene Faust gehandelt? Was hast du mit dem Typen gemacht?"

"Ihn zum Singen gebracht. Logan und Jason's normal Methode, wenn man so will." Sie grinst verschmitzt. "Aber solange ich ans Ziel komme ists ja egal wie."
Ich lache und schüttle amüsiert den Kopf. "Lebt er noch, oder verweilt er schon im Jenseits, sodass ich ihn nur mit Magie besuchen kann?"
"Er lebt. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Er wollte offenbar nicht mal zu denen, ist aber zwangsweise reingerutscht."
Sie holt ihr Telefon hervor, auf dem ein Bild des nicht gerade gut aussehenden Jungen zu sehen ist, obwohl er attraktiv zu sein scheint. Zumindest ohne all die Blessuren und das ganze Blut.
"Es war erstaunlich, dass er so lange dicht gehalten hat. Er scheint loyal zu sein, vorausgesetzt es ist das, was er will."

Verstehend nicke ich, denn das ist natürlich ein angenehmer Bonus. Ich kann ihn also selbst auch noch ausfragen.
"Gut wir wissen also, dass es der Delari Clan ist, der unser Geschäft gefährdet, aber nicht wer dahinter steckt." Ich seufze, denn wenn das unsere einzigen Fakten bisher sind, haben wir so gut wie nichts in der Hand. Sophia nickt zustimmend, doch als plötzlich Jasons Stimme ertönt zucken wir zeitgleich erschrocken zusammen. "Wie ich sehe war meine Frau ein wenig schneller als wir, aber nicht ganz so gründlich."
Wir beide drehen uns in die Richtung und ich sehe, dass Jason die Arme voe der Brust verschränkt hat und Sophia förmlich nieder starrt, während Logan hinter ihm grinst. Natürlich gefällt ihm nicht, dass sie ohne ihn auf eigene Faust handelt, aber immerhin war sie schnell und ist an Informationen gekommen.

Logan stößt seinen Bruder an der Schulter an und kommt zu mir, um mich mit einem Kuss zu begrüßen. "Wir haben ein wenig mehr heraus gefunden als du, Soph", klärt er uns auf als er sich wieder aufrichtet.
Mit einem einzigen Satz ist er über die Sofalehne und neben mir auf den Polstern. Er zögert nicht und greift nach meinem Glas Scotch, welches er mir in die Hand drückt. "Das wirst du brauchen."
Fragend sehe ich ihn an, doch als sich Jason mit einem Pokerface in einen der Sessel setzt weiß ich, dass wohl etwas an Logans Worten dran ist.

"Es ist Mias Clan. Sie hat es irgendwie an die Spitze geschafft und wie sie nun mal ist, macht sie alles, um uns zu nerven."

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Frisch geschrieben, here we go!

Was denkt ihr, wie es weiter geht?😝

Unsere Ewigkeit Für ImmerWhere stories live. Discover now