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"Hey", begrüße ich Phil lächelnd und gebe ihm daraufhin zwei Küsschen auf die Wangen. Er richtet sich wieder auf und mustert mich kurz, ehe ich neben mir auf die Polster klopfe und er sich zu mir setzt.

"Wie geht es dir?", fragt er. Er greift nach meinem Arm und dreht ihn ein wenig, um die Narben zu begutachten, ehe er nach meinem verbundenen Arm verlangt. Ich komme seiner Aufforderung nach und halte meinen Arm hoch. Vorsichtig löst er deb Verband.
"Ganz gut", antworte ich ihm währenddessen. "Und dir Phil? Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen."
Er schnaubt und schüttelt kaum merklich den Kopf. "Mir geht es auch gut." Phil zerknüllt den Verband und legt ihn auf dem Wohnzimmertisch ab, ehe er sich die Hände, welche in blauen Handschuhen stecken, desinfiziert und nach der Salbe greift. Von dieser gibt er etwas auf eine Kompresse, welche er auf meinen Arm legt. Ich zische, als das bereits bekannte brennen einsetzt und Phil sieht kurz hoch zu mir, nur um frech zu grinsen.
"Du Arschloch genießt es auch noch, dass es brennt", gebe ich empört von mir und Phil beginnt zu lachen. "Nur ein wenig, Alison." Er wickelt den neuen Verband um meinen Arm und fixiert ihn mit zwei Klebestreifen. Daraufhin steht er auf und kniet sich vor mich, um die Wunde an meinem Bein zu untersuchen.
"Logans Blut hat gute Arbeit geleistet, dafür, dass dein Oberschenkel gebrochen war." Ich nicke zufrieden, denn nur dank meinen Mann kann ich laufen. Sein Blut hat bewirkt, dass ich mein Bein recht schnell wieder ein wenig belasten konnte, denn sonst hätte ich Benni weder hochheben, noch auf meinen Schoß nehmen können.

Vorsichtig legt Phil auch auf mein Bein die neue Kompresse, dieses Mal jedoch behutsamer als an meinem Arm und ich beobachte ihn fasziniert dabei.
Ihn scheint es kein bisschen abzulenken, dass ich untenrum lediglich eine Unterhose trage und mein Bein auf seinem abgestützt liegt, denn er widmet sich lediglich meinen Wunden.
"Wo hast du eigentlich dein Medizinstudium gemacht?", frage ich ihn irgendwann und kurz hält er in der Bewegung inne, um mir in die Augen zu sehen.
"In Dublin", antwortet er mir und fährt daraufhin damit fort, den Verband um meinen Oberschenkel zu wickeln. "Und wie kommt es, dass du dann ausgerechnet als Arzt in diesem Haus gelandet bist damals?"
Seelenruhig fixiert er den Verband und greift nach meinem Bein, um es von seinem zu heben. Er steht auf und nimmt die alten Verbände, ehe er seine Handschuhe auszieht und alles zusammen in den Müll wirft. Erst als er wieder bei mir ist und bereits begonnen hat die Sachen einzupacken fängt er an zu antworten. "Die Krankenhäuser hatten genug Medizinisches Fachpersonal zu der Zeit und wenn Mangel herrschte haben sie die erfahrenen Ärzte bevorzugt, anstelle der Neustudierten. Ich brauchte aber Geld, um in Kalifornien leben zu können, denn sonst hätte ich zurück nach Dublin gemusst und das Haus war meine einzige Chance."
Er schließt die Kiste, in der wir alle Utensilien lagern und sieht wieder zu mir.

Da mir nicht bewusst war, dass es so schwer war eine Stelle zu finden presse ich die Lippen aufeinander.
"Wieso wolltest du aus Dublin weg?", frage ich dann schliesslich.
"Eine Scheiß Familie, mit der man nichts mehr zu tun haben will Alison. Seit ich in Amerika bin wissen sie nicht mehr, was ich mache, oder wie sie mich kontaktieren können. So haben meine Verwandten keine Chance mir das Geld aus den Taschen zu ziehen. Glaub mir, bei ihnen trifft das Sprichwort Reiche den kleinen Finger und sie nehmen die ganze Hand vollkommen zu. Wüssten sie, für wen ich arbeite würde ich von meinem Lohn keinen Penny sehen und du weisst selbst, wie viel ich verdiene, da du es mir zahlst."
"Oh", sage ich leise. Ich weiss nicht, was ich darauf erwidern soll, also sage ich einfach nichts und beobachte Phil. Er rauft sich die Haare und schließt für einen kurzen Moment die Augen, ehe er nach seiner Jacke greift, die neben mir auf der Sofalehne liegt und sie anzieht. "Wenn du mich entschuldigst, ich gehe kurz eine rauchen", sagt er noch, ehe er den Wohnbereich durchquert und zur Terasse geht.

Na super Alison. Das hast du wirklich klasse hinbekommen.

Ich seufze. Mir war nicht bewusst, wie sensibel Phil bei diesem Thema ist und ich wollte sicherlich keine schlechte Laune verbreiten. Immerhin werden wir noch eine lange Zeit täglich miteinander auskommen müssen.
Vorsichtig stehe ich auf und greife nach meinen Krücken, um mein verletztes Bein nicht zu überlasten. Ich ziehe das T-Shirt von Logan, welches ich trage, zurecht, sodass es bis zur Mitte meiner Oberschenkel reicht, ehe ich ebenfalls zur Terasse gehe.
Phil lehnt am Terassengeländer und bläst den Rauch in die Ferne, während sein Blick auf die Stadt gerichtet ist. Auch wenn er mich nicht ansieht, bemerkt er mich natürlich. "Du solltest so nicht nach draußen kommen", sagt er ohne auch nur den Hauch von Emotionen in seiner Stimme. Ich verdrehe die Augen. "Entschuldigen Sie Doktor, aber ich wollte auch nicht diese schlechte Laune im Raum stehen lassen."
Langsam gehe ich das letzte Stück, sodass ich direkt hinter ihm stehe. "Ich wusste nicht, dass dir das Thema so nahe geht Phil. Sonst hätte ich es nicht erwähnt."
Erneut zieht er an seiner Zigarette. Dieses mal drückt er sie daraufhin jedoch in einem kleinen To-Go Aschenbecher aus. Langsam dreht er sich zu mir um und mustert mich von oben herab. "Ist schon ok. Du konntest es nicht wissen, da wir nie über meine Vergangenheit gesprochen haben." Er lächelt, so als müsste er sich selbst aufmuntern und nickt dann in Richtung Tür. "Gehen wir wieder rein, du musst dich ausruhen."
Ich verdrehe die Augen erneut und seufze, was ihn die Stirn runzeln lässt. "Dann eben auf meine Art, wenn du nicht von allein rein willst." Mit einer Bewegung hebt er mich hoch und vor Schreck lasse ich die Krücken fallen, klammere mich an seinen Schultern fest. "Lass mich runter!", protestiere ich, jedoch ignoriert er es einfach und trägt mich zurück zur Couch. "Du bist unmöglich!" Ich schlage gegen seine Brust als er mich absetzt.
"Da deine Krücken noch draußen sind und du ohne nicht laufen darfst musst du jetzt wohl oder übel sitzen bleiben", sagt er mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen und richtet sich wieder auf. "Möchtest du was essen? Ich habe Mords hunger!" Er geht einfach wieder und lässt mich hier sitzen, während ich versuche ihm mit Blicken Messer in den Rücken zu rammen. "Sei froh, dass ich noch nicht gelernt habe mit Magie Dinge zu schleudern!"
Er lacht und zeigt mir den Mittelfinger, woraufhin sich mein Mund vor Empörung öffnet und ich wie ein bockiges Kind die Arme vor der Brust verschränke. "Ich hasse dich!"
"Tust du nicht und dein Mann hat sich ziemlich klar ausgedrückt, mit dem, worauf ich bei dir achten soll Alison."

Da Phil auch nach einer halben Stunde noch keine Anstalten macht zurück zu kommen greife ich schliesslich nach der Fernbedienung und meinem Handy vom Wohnzimmertisch.
Sobald ich eine Serie im Fernsehen gefunden habe entsperre ich mein Handy und scrolle durch meine Nachrichten.
In der Zeit, in der ich im Koma lag haben die anderen natürlich weiterhin in den Gruppen geschrieben und Bilder geschickt, weshalb ich sehr viele ungelesene Nachrichten habe. Als ich den Chat mit Dajana öffne muss ich grinsen. Sie hat mir immer wieder Fotos von sich und Ben geschickt, auch wenn sie wusste, dass keine Antwort kommt, mit süssen kurzen Nachrichten drunter.
Bei einem Bild, welches sie und Ben vollkommen mit Teig verschmiert zeigt, muss ich schmunzeln und den Kopf schütteln. Ich drücke kurzerhand auf das Zeichen, welches dazu führt, dass sie angerufen wird und halte mir daraufhin mein Handy ans Ohr. Es dauert eine Weile, bis sie schliesslich rangeht und ich sie mit einem einfachen "Hey Dajana" begrüße.
"Alison!", sagt sie daraufhin. "Ist irgendwas passiert?! Gehts dir gut?"
Ich lache. "Nein, nichts ist passiert und mir geht es gut. Ich habe bloß langeweile und gerade durch die Bilder geguckt, die du mir immer Mal wieder geschickt hast." Ich höre wie sie erleichtert ausatmet und daraufhin leise lacht. "Ja. Ich wollte, dass du wenn du aufwachst weißt, was alles los war."
"Das ist lieb gewesen, danke Dajana." Ich lächle und sehe kurz zum Fernseher, auf welchem sich gerade ein junges Paar küsst. "Möchtest du vorbei kommen? Ich habe langeweile und Phil zwingt mich auf der Couch zu bleiben. Benni ist auch nicht zuhause, der ist zu Besuch bei Sarah und Zayn..."
"Ich bin in 15 Minuten da", sagt sie, noch bevor ich zu Ende gesprochen habe und lässt mich lachen.  "Okay, dann bis gleich!"

Wie sie bereits gesagt hat, steht Dajana 15 Minuten später vor mir und umarmt mich vorsichtig. "Tut gut dich an einem Stück zu sehen", sagt sie und betrachtet mich.
Genau in diesem Moment kommt Phil aus der Küche. "Alison, willst du-" er stoppt, als er Dajana sieht. "Oh", sagt er daraufhin. Mit dem Daumen zeigt er über seine Schulter zur Küche.
"Beth hat gekocht. Möchtet ihr was essen?"
Zeitgleich nicken Dajana und ich lächelnd, woraufhin auch Phil nickt. "Gut, dann bringe ich drei Portionen mit."
"Wir können auch zum Tisch kommen", wende ich ein, woraufhin Phil mich kurz mustert. "Es ist vielleicht besser für die helle Couch, wenn wir am Tisch essen Phil", füge ich noch hinzu, woraufhin er seufzt. "Fein. Aber du lässt dich tragen."
Dajana mustert mich mit gerunzelter Stirn und ich nenne ihr lediglich Logans Name, woraufhin sie zu verstehen scheint und sich ihr Gesicht aufhellt. Sie hält mir ihre Hand hin.
"Na dann, komm."
"Was?" Ich sehe sie verwirrt an. "Du willst mich tragen?"
Sie lacht und zuckt mit den Schultern. Ihre Tasche und Jacke legt sie auf dem Sofa ab. "Schon vergessen, wer ich bin? Mein Zwilingsbruder und ich sind der Grund, dass Logan so stark ist, also sind wir es erst recht."

In diesem Kapitel gibt es eine Stelle, die mir besonders gut gefällt

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In diesem Kapitel gibt es eine Stelle, die mir besonders gut gefällt.

Was denkt ihr, welche es ist?😄

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