there she goes

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Nach einem eher weniger erfolgreichen Vormittag im Cafè, hatte ich dieses Frühzeitig verlassen. Leà hatte es abgesegnet, dass ich mir die andere Hälfte des Tages frei nahm, um diese meinem gesamten Lebensinhalt zu widmen. Eislaufen. 

Kevin war zu meiner Verwunderung, oder irgendwie auch nicht, nicht aufgetaucht. Ich hatte es mir also mit ihm ziemlich verbockt. Und ich wusste nicht, ob ich das für gut befinden sollte, oder eben nicht. Ich wollte ihn ja eigentlich das Eislaufen beibringen. Ich wollte ja eigentlich Zeit mit ihm verbringen und verdammt ja! Ich wollte diesen Abend im Restaurant mit ihm. Aber mein Herz war noch nicht bereit dafür, jemanden in mein Leben zu lassen.

Ich war noch nicht bereit dafür und ich wusste nicht, ob ich jemals wieder bereit dafür sein würde.

Es war siebzehn Uhr und eigentlich sollte Kevin hier sein. Eigentlich hätten wir uns auf der Eisbahn treffen sollen. Aber er kam nicht. Leicht enttäuscht, zog ich mir die Schlittschuhe an und versuchte mit einigen einfachen Aufwärmübungen, meine Gedanken von dem Torwart abzuwenden und einfach daran zu denken, warum ich hier war. Mein Ziel war es, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen und das schaffte ich nur als Einzelkämpfer. Eiskunstlauf war ein Einzelkämpfersport.

Und da wären wir nun auch am nächsten, schwierigen Unterschied, der zwischen Kevin und mir lag: er war Teamplayer und ich nicht. Er war von Menschen abhängig und ich nicht. Ich gehörte nur mir selbst und ich wollte das für mich behalten. Ich war mir selbst gut genug, um mich niemandem anzuvertrauen. Ich traute nur mir. Mir und mit Ausnahme Lucas. Aber Lucas war auch schon so wie ich. Oder ich wie er. Also machte es keinen Unterschied, ob ich ihm traute - er wusste sowieso wie es mir ging.

Und es gab keine Heilung für das, was ich erlebt hatte. Nicht einmal die Zeit würde meine Wunde heilen. Meine Heilung war der Sport. Mein Sport und ich gehörte nur ihm. Ich war wie ein Unzähmbares, wildes Tier, das in Gefangenschaft eingehen würde. Im Gefängnis dieser Welt lebte es sich nicht gut und ich wusste, dass jegliche Versuche, auszubrechen, nicht gelingen würden. Also ließ ich mich gefangen halten.

Nach einer halben Stunde, die ich damit verbrachte, meine jämmerlichen Gedanken auf etwas mehr oder weniger Optimistisches zu lenken, drehte ich eine der unzähligen Runden und bemerkte dann einen großgebauten, dunkelhaarigen Mann, der Kevin sehr ähnelte. Und als wäre ich nicht schon bestraft genug damit gewesen, war er es auch noch. Nach näheren Betrachten erkannte ich nicht nur ihn, sondern ich nahm auch eine hübsche Blondine an seiner Seite wahr.

Der Fußballer hatte mich also nicht nur für diese Frau versetzt, er hatte mich und meinen Sport betrogen. Und als wäre das nicht schon genug gewesen, war er mit ihr auch noch auf meiner Eisbahn aufgekreuzt. Auf meiner Eisbahn, um die Uhrzeit, zu der wir verabredet waren. Von der er wusste, dass ich auch hier war. "Ratte." Knurrte ich und verließ die Bahn. Diesen Sieg wollte ich ihm nicht geben, also machte ich, dass ich fort wegkam, solange er mich noch nicht gesehen hatte.

Während ich meine Schlittschuhe gegen meine Sneaker tauschte, versteckte ich mich hinter der Bande und beobachtete die Turteltäubchen. Sie lachten viel und Gott verdammt, die Blondine konnte Eislaufen. Und wie sie das konnte. Ich lachte auf, jetzt war ich nicht nur auf sie eifersüchtig, weil sie das Date war, das ich hätte sein sollen. Sondern auch noch neidisch auf sie, weil sie um Welten besser eislief, als ich. Ich wollte mir den Untergang meines Selbstwertgefühls nicht weiter ansehen, also verließ ich das große Gebäude schnellen Schrittes und setzte mich, ohne zurück zu sehen, in mein Auto.

Das war mit Abstand der verkorksteste Abend meines Lebens, also betete ich, dass Lucas zuhause saß, damit ich mich bei ihm ausheulen konnte.

Ich war mir sicher. Ich hatte es verkackt und ich würde es so schnell nicht wieder gut machen können.

deux paires de chaussures   Where stories live. Discover now