little do you know

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Der nächste Morgen war ruhig. Zu ruhig für meinen Geschmack. Lèa war zurück und beschäftigte sich mit einem älteren Paar, während ich die Theke wischte und fast dauerhaft dabei auf die Uhr starrte. Er war zu spät. Mittlerweile waren es nicht nur fünf Minuten. Es waren zehn und mit jeder Minute mehr, hatte ich Angst davor, dass er nicht mehr auftauchen würde. Diese Angst war vollkommen unberechtigt, weil ich den großgebauten Kauz nicht ausstehen konnte, trotzdem kam eine solche Verspätung nie in unserer sechswöchigen Beziehung vor. Und nach einem beinahe-Date mit Ausblick sollte eine solche Verspätung auch nicht vorkommen.

"Viennois und zwei Zucker"

Ich spürte einen Luftzug hinter mir, welcher mit erleichtert Aufatmen ließ. Ich schloss also kurz meine Augen, atmete erleichtert aus und drehte mich dann zu meinem Stammkunden um.

"Was ist das Zauberwort?" Ich versuchte cool zu bleiben. Total cool. Ich lehnte mich also nach vorn, sah in seine Augen und spielte frech mit meiner Zunge.

"Trinkgeld." Er schob mir zwei Euro entgegen, welche ich in mein Trinkgeldglas warf und dann lächelte ich ihn an.

"Nicht unbedingt das, was ich hören wollte, aber-" ich grinste frech, "ist schon in Ordnung. Lasse ich durchgehen." Und damit verschwand ich an die viel zu große Kaffeemaschine, machte, wie jeden Tag, seine Bestellung und dann hörte ich lautes Gerede. Ich drehte mich erneut um, um dem auf den Grund zu gehen und lächelte begeistert, als ich 'Jule' wieder sah. Was auch immer dieser Kerl hier machte, ich fand es lustig, ihn hier wieder zu sehen.

"Wie ist es gelaufen?" Begann der Dunkelhaarige, also mischte ich mich schnell ein.

"Wie ist was gelaufen?" Ich lächelte und legte dann meinen Kopf schief, um die Aufmerksamkeit zu erhalten, die ich wollte. Danach schaute ich gespannt auf Kevin, der definitiv nicht in meiner Anwesenheit reden würde. "Ich hatte dich doch erst vor sechs Wochen hier, ich dachte, ich seh dich nicht so schnell wieder." Begrüßte ich dann 'Jule' und lächelte nett.

"Der Deal läuft und ich werde hier nun wahrscheinlich zum Winter hin öfter auftauchen." Erklärte er und hielt mir dann höflich die Hand hin. "Julian." Sagte er nur und für wenige Sekunden hatte ich überlegt, ihm nicht die Hand vor die Nase zu halten. Doch weil ich Kevin eins auswischen wollte, lächelte ich nett und schüttelte ihm die Hand.

"Emma."

Baff und mit offenem Mund starrte der Torwart das eben Geschehene an. "Also das-" er zeigte auf seinen Bekannten und mich, "musst du mir verdammt noch mal erklären." Ich schüttelte nur lachend den Kopf, wurde aber sofort wieder ernst.

"Du hast mir auch noch nicht erklärt, wie du meine Kopfhörer in meine Jacke gezaubert hast." Murmelte ich auffordernd und zog eine Augenbraue nach oben.

"So mit 'Hex hex'." Machte er und schaute dabei so ernst, dass ich es ihm beinahe abgekauft hätte. Also machte ich eine kurze, erstaunte Mimik, die ihm schon reichte. Er lachte also los und kassierte von mir einen Schlag gegen die Schulter.

"Idiot." Knurrte ich eingeschnappt, wendete mich dann an Julian. Er schaute nur etwas aufgeschmissen, weshalb ich auf sein Handy zeigte und ihn fragend ansah.

"Habt ihr hier ein Internetcafè? Ich habe hier absolut gar keinen Empfang und ich müsste echt dringend einmal etwas abklären." Machte er nur, doch ich schaute ihn nur mindestens genau so hilflos an.

"Ehrlich gesagt, hab ich keinen Plan, wo ich hier überhaupt lebe. Ich war einfach auf einmal hier und-" ich unterbrach mich selbst, sah dann zu Kevin, dessen Job es schließlich eigentlich war, seinem Bekannten, Freund, whatever he was, zu zeigen, wo er hier war. Außerdem wollte ich nicht zu viel über mich preisgeben, weil ich kein naiver und eigentlich ein sehr schüchterner Mensch war.

"Wenn du willst, kann ich dir mal jemanden vorstellen, der sich hier ein wenig besser auskennt." Kevin lächelte mich an, wirkte in dieser Sekunde wirklich freundlich und zuvorkommend, doch das allein reichte aus, um mich zu nerven.

"Nein, danke." Machte ich also nur, richtete mich an Julian und lächelte höflich. "Kann ich dir aber erstmal einen Kaffee anbieten?" Fragte ich also und er lächelte freundlich.

"Ich nehm diesen Double-Double."

Nicht nur meine Augen, sondern auch Kevins öffneten sich. Also sahen wir uns kurz verwirrt an und redeten dann gleichzeitig drauf los: "das ist ein Herzinfarkt in einer verdammten Tasse."

Julian schüttelte nur seufzend den Kopf und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Na immerhin seid ihr euch dabei einig."

deux paires de chaussures   Onde as histórias ganham vida. Descobre agora