Angst

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Mit den anderen teilten wir Wachschichten für Nairobi ein. Sie sollte nicht allein sein.
Bogotá blieb sehr lange bei Nairobi und ich konnte es verstehen, jeder wusste, dass er in sie verliebt ist und deswegen sich natürlich sich die größten Sorgen machte. 

Ich löste dann Tokio ab und nahm ihren Platz ein. Bogotá stand in der Nähe von Nairobi's Kopf und behielt stets ihren Puls im Auge.

„Sie wird es schaffen.", sagte ich als eine Weile nichts kam. Aufmunternd lächelte ich ihn an doch von ihm kam nichts, nur ein halbherziges Lächeln. Ich ließ das ganze beruhen und streichelte leicht Nairobi's Hand. „Du solltest dich hinlegen, Bogotá."

„Ich kann nicht, ich lege mich hin, sobald ich weiß, dass es ihr gut geht und aufgewacht ist.", sagte er leise aber bestimmend. Ich nickte nur, schließlich kann ich ihn nicht zwingen und dachte dann an Rio.

Wer weiß, ob er mich wirklich mag oder einfach es nur verdrängen möchte. Das was man ihn angetan hatte. 

Am Ende denkt er nämlich nur, das er mich mögen, könnte aber dann es doch nicht tut, sobald er wieder klar denkt. Ich muss abwarten, was noch alles kommen mag.

„Bin gleich wieder da.", hörte ich ihn plötzlich sagen und ging aus dem Zimmer.

Dann kam er mit einem provisorischen Rollstuhl und erklärte, dass es für später ist, sobald sie aufwacht. Ich lächelte: „Das ist eine sehr nette Geste und ein sehr schönes Geschenk."

„Sie würde mich mal nicht mit der Kneifzange anfassen.", sagte er niedergeschlagen. „Warte ab, ich denke nämlich darüber anders.", ich zwinkerte ihm zu und fand das sie und er gut zusammen passen würden. Sehr gut sogar.

Er erwiderte darauf nichts und die Stille kam wieder zum Vorschein. Danach lösten uns zwei andere ab und wir konnten uns um die anderen Geiseln kümmern. Ich ging zu Rio, der neben den Treppen stand und er hatte gerade erst seine Schicht begonnen, weil er sich für eine Weile hingelegt hatte, während Stockholm die Geiseln im Foyer bewachte.

Ich bemerkte, dass Rio einen leidenden Blick darauf hatte und fragte ihn deshalb, ob er überhaupt schlafen konnte. 

„Ich hab es versucht doch ich kriege kein Auge zu.", sagte und erklärte, sobald er sich hinlegte, dass sofort alles wieder hochkommt.

„Und was ist, wenn ich bei dir bin? Denkst du, du könntest dann schlafen?", fragte ich ihn.

„Ich weiß es nicht. Im Traum da bin ich allein und erlebe immer wieder diese Dinge, die ich machen musste. Ich weiß nicht, ob du mir da helfen könntest.", gab er offen zu und ich nickte.

„Es ist wichtig darüber zu reden, Rio.", sagte ich einfühlsam und bemerkte, dass er Tränen in den Augen bekam.

Eine Weile geschah nichts bis er anfing von der Zeit damals zu erzählen: „Sie holten mich eines Nachts aus meiner Zelle. Sie haben mich gezwungen mein eigenes Grab in der Wüste zu schaufeln. Sie haben mich gezwungen einen Sarg runter zulassen und dann musste ich mich da reinlegen. Sie haben Sand auf mich geschaufelt, es war überall Sand. Dann ließen sie mich allein. Es war dunkel und so ruhig, ich konnte nicht mehr atmen." 

Er atmete immer hektischer ein und aus, ich legte zur Beruhigung meine Hand auf seine Brust und befahl ihn langsam ein und auszuatmen. 

Ich sagte ihm, dass ich für ihn da bin und ihn immer zuhören werde. 

„Weißt du was mein Gedanke war? Dass der Professor dort eigentlich liegen müsste."

Ich erwiderte darauf nichts, weswegen sich Rio auch gleich dafür entschuldigte. „Ist schon okay.", ich nahm ihn in den Arm und bemerkte gleich den starken Druck von ihm. Eine Umarmung, die hat er gebraucht.

Wir lösten uns wenig später und ich nahm fünf Geiseln mit, die sich dann im Bad waschen konnte, in der Zeit passte Rio auf den Rest auf. Ich gab jeder Frau einen Waschbeutel und konnten sich in Ruhe waschen. 

Ich behielt sie natürlich im Auge, eine junge Geisel kam zu mir und meinte, dass das Handtuch noch feucht sei, weswegen ich ihr ein neues gab. 

„Häng' einfach dann das Handtuch gleich auf die Heizung zum Trocken. Damit es der nächste benutzen kann."

Sie nickte und tat was ich gerade gesagt hatte.

Als ich dann nach fünf Minuten mit den Geiseln wieder zurück ging, wurde ich plötzlich von den anderen panisch erwartet. Ich hatte die Geiseln zu den anderen geschickt und ging sofort zu den anderen. „Ist etwas passiert?!", fragte ich und besorgte Gesichter schauten zu mir. Tokio kniete bei Rio während mit Stockholm erzählte, dass Gandia fliehen konnte. 

Mir gefror sofort das Blut in den Adern und entgeistert schaute ich abwechselnd in die Gesichter meiner Kollegen. „Denver, Stockholm ihr bewacht die Tür, er darf nicht raus! Sonst sind wir im Arsch. Und ihr drei kommt mit mir!", zuerst hatte sie sich auf die beiden neben mir gerichtet und meinte dann Helsinki, Bogotá und mich das wir mit ihr mitgehen sollen. 

Plötzlich piepte das Pulsmessgerät an Tokio's Gürtel und sofort rannten wir alle zu Nairobi. Dort angekommen atmete sie mehrmals hektisch ein und aus und sagte dann, was wir bereits längst wussten. Bogotá blieb bei Nairobi und die restlichen drei suchten nach Gandia. 

Der gerade offensichtlich versucht hatte, Nairobi umzubringen. Wir hielten unsere M16 Waffen aufrecht und griff bereit. Entsichert wurde sie auch da wir von Tokio den Befehl hatten, sobald er vor uns steht, umbringen zu können. 

Ob das am Ende wirklich passiert, steht in den Sternen.

Zu dritt gingen wir vorsichtig die Gänge ab und waren angespannter denn je. Dann befahl Tokio uns zu trennen. „Denkst du das ist, jetzt in diesem Moment, klug?", fragte ich sie misstrauisch. 

Ich bin mir ziemlich sicher das Gandia nicht ohne Grund der Sicherheitschef vom Gouverneurs ist.

Angespannt und ängstlich lief ich langsam durch die Gänge und drehte mich mehrmals um meine eigene Achse bis mir fast schwindelig wurde. 

„GANDIA! DU SCHEISS HURENSOHN!!", hörte ich plötzlich jemand schreien. 

In den Gängen kam es wie ein Echo, weswegen ich nicht genau hören konnte, wer das sagte, woher es kam und was gerade passiert ist. Ich befand mich gerade im fünften Gang und bis jetzt war keine Spur von Gandia oder meinen Kollegen. Was wir nicht sehen können, ist auch das, was uns dann um den Verstand bringt. 

Er scheint wie vom Erboden verschluckt.

Dass meine Hände nass waren, musste ich gar nicht erst erklären. 

Ja kein Wunder ich ging gerade allein die Gänge durch währenddessen ich nicht wusste, was die anderen machen aber ich könnte ja mal ins Foyer gehen und dort nach sehen.

Dann kann ich mich gleich mal bei den anderen erk-.. ... .. ...

Was.ist.wohl.passiert?!? 


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