Erinnerungen (Part Eins)

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Alle zusammen saßen wir hier nun am Tisch oder standen in der Nähe vom Tisch. Der Unterricht war vorbei, es gab Mittagessen und nun unterhielten wir uns darüber, wenn alles nach Plan verläuft bei dem Überfall, was wir uns von den von dem großen Geld kaufen werden. Denver war der erste der seinen Wunsch äußerte: „Ich werde mir ein Maserati zulegen in der Farbe Wolkenloses Himmelblau und ein Kampfsportstudio." Während die anderen darüber lachten und sich das bildlich vorstellten, hatte Moskau als Antwort ihm darauf nur einen kleinen Schlag am Hinterkopf gegeben. Darüber musste ich grinsen. „Für dich eine neue Lunge, deine ist kaputt von der Mine." Und irgendwie wirkte Moskau nicht begeistert, aber doch die viel wichtigere Frage war doch, wo er die Lunge herbekommt?

Gut, das ich nicht die einzige war, die das infrage stellte, denn Tokio teilte die gleiche Meinung. Danach folgte Berlin mit einem Weingut in der Provence mit einhundert Hektar. Als nächstes äußerte sich Tokio mit einer Insel, obwohl ich denke, dass für sie vielleicht eine Insel irgendwann doch langweilen werden könnte, aber ich bin auch für eine Insel. Genau wie Rio.
„Nein, ich will nur eine kleine Insel mit einem Haus drauf und einen Balkon mit dem direkten Weg zum Meer. Sodass man vom Bett aus direkt ins Wasser springen kann."

Uhh, ich bin dabei. Das klingt traumhaft. Ein wunderschöner Strand, dann Türkises Wasser und das Rauschen des Meeres. Nairobi meinte, dass sie erstmals noch einiges erledigen muss und wenn was noch übrig ist, will sie sich ein Flugzeug holen, den sie dann selber fliegt. Oh okay? Mal was ganz neues.
Wir lachten alle, als sie noch meinte: „Das Beste ist, den Kontrollturm zu veralbern, in dem ich da sage: Leute gibt die Startbahn frei gleich fliegt ein Star vorbei."

Dann schaute sie zu mir und fragte mich, was ich mit dem Geld anstellen würde. Ich überlegte und zeigte dann wenig später auf meinen Hals. Leider wusste ich nicht wie ich mit der Hand mitteilen soll das ich vielleicht meinen Hals operieren möchte, wegen meiner Stimme vielleicht kann man ja noch was retten... Sie verstanden es nicht also schrieb ich es auf. Nairobi hatte es laut vorgelesen und dann herrschte Stille. „Und sonst nichts?", kam dann doch noch eine leise Frage. Doch! Also zeigte ich auf Rio und die anderen verstanden es falsch.

„Was du willst Rio kaufen? Na, ob er das mit sich machen lässt ich weiß ja nicht." Ich grinste und bewarf dann Denver mit einem leeren zerknüllten Papierstück ab. Dann kurz und knapp schrieb ich auf einem Zettel: kleine Insel. „Ach so, sagst doch gleich." Ich fand es gut, dass er mich normal behandelte, klar die meisten taten es, aber hatten, dann doch ein schlechtes Gewissen, weil sie wussten ich konnte nichts sagen und sie daran nichts ändern konnten.

Dann wurde auch schon von Moskau das Thema gewechselt. Er würde ein Platte aufnehmen mit Corridos. „Die wissen nicht was ein Corridos ist, Papá. Los zeig's ihnen." Sofort wurde er angefeuert und nun wollten es alle sehen. „Singen, Singen, Singen!" Und dann geschah es, Moskau begann zu singen und Denver stieg wenig später ein. Zusammen tanzten und sangen Sohn und Vater zusammen. Als sie fertig waren und sich in die Arme fielen, wurde lautstark geklatscht. Dann wurde Musik auf einen Plattenspieler abgespielt und es wurde getanzt. Moskau mit Tokio und die Zwillinge hatten den jeweils anderen im Arm.

Während jeder in den glücklichen Moment schwebte, habe ich über mich nach gedacht. Ist es überhaupt möglich getrennte Stimmbänder wieder zu einem zu machen? Würde ich dann ganz normal wie vorher auch reden können oder wie läuft das dann ab? Also schrieb ich auf einem Zettel, ob es möglich ist mit dem Auto kurz in die Stadt zu einer Apotheke zu fahren und mal nachzufragen, ob es möglich ist. Weil eigentlich haben wir ja Ausgangssperre. Als ich den Zettel den Professor überreichte sah dieser mich nur verwirrt an und lass sich dann das ganze doch durch. Er stand auf und zeigte, dass ich mitkommen sollte. Also gingen wir in ein anderes Zimmer, wo die Musik nicht so lautstark war. „Hör zu es wäre mir lieber, wenn ihr alle hier bleibt." Bittend schaute ich in seine Augen und machte ein Schmollmund. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er einknickte und das ganze doch zustimmte. Jubelnd klatschte ich in die Hände doch der Professor zerstörte meine Freude mit einem großen aber. „Aber du nimmst einen von den anderen mit am besten Rio oder Denver, nein, nimm lieber Rio mit und ihr müsst euch verkleiden. Außerdem dürft ihr ausnahmsweise mit meinem Auto fahren aber ihr müsst Handschuhe tragen, verstanden!?"

Und ob ich das hab! Glücklich umarmte ich den Professor und ich hörte ihn nur lachen. „Ich sag Rio Bescheid. Morgen könnt ihr gehen." Mit einem ganz großen Lächeln nickte ihm zu und ging dann mit ihm zusammen zu den anderen zurück. Die anderen tanzten immer noch fröhlich und gelassen weiter.



Das letzte Mal als ich so fröhlich und munter aus meinem Bett gestiegen bin war vor elf Jahren. Ich glaube, da wollten meine Eltern und Ich in den Tierpark und ich hatte mich so gefreut, dass ich förmlich aus dem Bett gesprungen bin und innerhalb von dreißig Minuten komplett fertig war. Na ja was will man auch erwarten von einem acht Jährigen Kind. Und heute war wieder so ein Tag.

Je schneller ich die Antwort hab umso besser. Ich hoffe nur, dass der Professor Rio bereits Bescheid gesagt hatte... nur die Uhrzeit wird er wahrscheinlich nicht wissen. Oh... aber gleich wird er es erfahren. Komplett fertig gemacht, ging ich aus meinem Zimmer und auf dem direkten Weg zu Rio's Zimmer. Leider hatte ich vergessen anzuklopfen und so schaute mich ein verschreckter, halbnackter Junge an. Ähm... Irgendwie aus Reflex hatte ich mir seinen Oberkörper genausten angeschaut und als meine Augen wieder zu seinem Gesicht gewandert waren, sah dieser mich mit bereits hochgezogenen Augenbrauen an. Oh... sofort schoss meine Hand hoch, um meine Augen zu verdecken und drehte mich um. Mit meiner anderen Hand umschloss ich die Türklinke und bewegte mich raus. Nur war da so ein Türpfosten im Weg und ich knallte erstmal schon dagegen. Perplex darüber das ich mich wieder peinlich gemacht hatte, stolperte ich aus dem Zimmer und die Tür fiel ins Schloss. Tief durchatmend lehnte ich mich an die Wand und schlug mir leicht auf die Stirn.

„Klopft man vorher schon nicht mehr an?", erklang eine tiefe Stimme vor mir gegenüber und erschrocken fuhr mein Kopf hoch. Berlin stand mir, angelehnt an seiner Tür, mir gegenüber und trank gerade wahrscheinlich ein Kaffee. Belustigt und fragend schaute er zu mir.

Als Antwort gab es nur ein verlegenes Lächeln und ein Schulterzucken. Er grinste nur verschmitzt, schloss seine Tür und kam mir ein bisschen näher. Dann schaute er mir in die Augen und meint belustigt: „Aber deine Flucht aus dem Zimmer, könnte ich mir in Dauerschleife anschauen."

Damit ging er lachend die Treppe runter.

„Ich hoffe, du fliegst die Treppe runter..", dachte ich mir nur ironisch und musste über meine eigenen Gedanken kurz schmunzeln.

Wer shipt hier wen?

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