Die Laderampe

1.2K 28 0
                                    

Mittlerweile befanden wir uns wieder im Raum, wo die ganzen Handy's an der Wand befestigt waren, wieder. Ich kümmerte mich gerade um Rio's Kopf, dieser hatte zum Glück nur einen Streifschuss abbekommen. Der Arme zitterte und hörte sich das alles mit an, genau wie ich. Wenn ich könnte, würde ich auch Tokio anschreien so wie es gerade Denver machte und danach machte es Nairobi. Dazu waren bereits acht Stunden nach Beginn der Geiselnahme vergangen. Gut das ich vorher eine Uhr um mein linkes Handgelenk gebunden habe.

„Ich bin hingefallen.", er versuchte wirklich sie noch zu decken. 

„Halt die Schnauze!", brüllte Denver und schlug auf den Tisch. 

Erschrocken zuckte ich zusammen. Als er mit seinem Vortrag fertig war, platzte dann Berlin rein. „Sie transportieren die verletzten Polizisten ab. Sind die Telefone angeschlossen?", er schaute uns abwechselnd an. Als seine Augen meine trafen, nickte ich ihm zu und widmete mich wieder Rio's kleine Verletzung. Nachdem das erledigt war, habe ich Berlin noch mein Headset gegeben, die er von jedem einsammelte. Dann wurde der Professor angerufen und es stellte sich heraus das Tokio und Rio was miteinander haben. Doch sie leugnete es.

„ (...) Das letzte, was ich will, ist eine Beziehung mit einem Kind! (...)", sagte sie und nur weil er zweiundzwanzig ist, heißt das doch nicht das er ein Kind ist. Was bin dann wohl ich in ihren Augen, denn ich bin noch neunzehn. Das lustige oder eher das traurige ist, dass ich bald Geburtstag habe. Während wir hier noch drin sind. Mit einem kurzen Blick nach draußen sah ich viele Polizei- und Krankenwagen. Und ein Zelt wahrscheinlich wo sie alles planen. Danach hatten Rio und Berlin frei während Helsinki, Oslo und Ich die Geiseln bewachten. Es passierte nichts weiter, als plötzlich Rio die Treppen runter gesprintet kam und das Mädchen mitnahm. Die anderen waren oben im Pausenraum und hörten wahrscheinlich ein Gespräch zwischen dem Professor und der Polizei.

Hier unten bei uns drei und natürlich den Geiseln, herrschte, ruhe. Viel Zeit um nachzudenken.

Der Professor hatte uns alle gebeten zum Schießplatz zu kommen. Um ein paar Übungen zu machen mit der M16, die wir dann benutzen werden und noch einige andere Waffen. Nach und nach tritt jeder mal vor. Natürlich konnten es ein paar bereits, ich mit eingeschlossen. „Hey Kairo, wie wäre es mit dir...? Du hast noch gar nicht geschossen.", rief mir jemand zu. Ich drehte mich zu der Stimme und Tokio sah mich an. Dabei hielt sie die M16 in der Hand und war bereit sie mir zu geben. Ich lief auf sie zu und wollte sie nehmen doch Tokio zog sie mir weg. „Doch zuerst will ich dass du, was sagst. Seit wir hier sind, hast du noch kein einziges Wort gesagt, nicht wahr Leute?!", den letzten Satz richtete sie auf die anderen, die stimmten ihr natürlich zu. Natürlich waren sie neugierig, aber es hatte sie nicht zu interessieren. Deshalb schaute ich zum Professor, dieser sprang Gott sei dank für mich ein. „Señora Tokio, wir können hier keinen zwingen etwas zu sagen oder etwas zu tun, was derjenige nicht möchte. Also geben sie ihr bitte die Waffe." Auffordern hielt ich ihr meine Hand hin. Abschätzig musterte sie mich und legte unsanft die M16 auf meine Hand. Dann verschwand sie. Und so konnte ich mein Talent den anderen zeigen.

Am nächsten Tag war ich schon früh war und setzte mich mit einer Tasse Kaffee auf dem Balkon. Der Morgen war noch etwas frisch aber trotzdem warm genug. So dass ich mit meinem Nachtkleid und einen Bandana um meinen Hals draußen sitzen konnte. Nach einer halben Stunde bemerkte ich zwei Personen, die sich mir näherte. „Guten Morgen.", es waren Moskau und Denver. Beide nahmen auf den anderen Stühlen Platz und gleichzeitig zündeten sie sich eine Zigarette an. Ich nickte ihnen lächelnd zu und widmete mich dann wieder meine heiße Tasse. Doch die Stille hielt nicht lange.

„Sag mal wieso redest du nicht mit uns. Das ist ziemlich unhöflich weißt du?", sagte Denver und zog dann anschließend an seine Zigarette. Ich schaute zu ihm und bemerkte das beide mich ansahen. Doch ich zuckte nur mit den Schultern. „Lass sie doch Junge! Es gibt bestimmt einen Grund, nicht wahr, Mädchen?", Moskau hatte das gesagt und auf seine letzte Frage nickte ich ihm nur zu. Es stimmte, es gab einen Grund. Doch bevor sie weitere Fragen stellen konnten, stand ich bereits auf, nickte ihnen nochmal zu, bevor ich dann durch die Tür verschwand. Doch ich konnte noch Moskau Stimme hören, die an Denver gerichtet war: „Jetzt glotzt doch nicht so hinterher!"

Wenige Stunden später haben sich bereits die anderen nach draußen zum Frühstücken bewegt und saßen bereits auf ihrem Platz. Sie lachten und unterhielten sich. Ich wollte später auch folgen doch ich hatte noch vorher was zu erledigen. Meinen Rucksack hielt ich in der einen Hand und mit der anderen packte ich die paar Sachen ein, die mir gehörten. Als ich alles hatte, nahm ich noch meine Briefe und machte mich auf den Weg nach unten zu den anderen. In den Stunden, nachdem ich Moskau und Denver auf dem Balkon zurück gelassen habe, habe ich gründlich überlegt und deshalb einen Brief geschrieben. Als ich nach draußen zu den anderen lief bemerkten sie meinen Auftritt und hörten auf zu sprechen. Meinen Rucksack ließ ich vor meinen Füßen nieder und bevor ich etwas machen konnte, sprach bereits der Professor: „Seňora Kairo, was soll das werden?"

Ich hielt ihm meinen Brief hoch und gab ihn dann Nairobi. Sie nahm ihn verwirrt entgegen, dann zeigte ich auf die Oberseite des Umschlages da stand: Bitte laut vorlesen.

Dann öffnete sie es, faltete den Zettel auseinander und begann, mit einem letzten Blick zu mir gerichtet, vorzulesen. „Hallo alle miteinander. Wie ihr bereits mitbekommen habt, habe ich bis jetzt noch kein Wort gesagt... Doch es hat alles einen Grund, denn ich euch jetzt versuchen werde zu erklären."

Nairobi machte eine Pause, während ich mir langsam einen Pferdeschwanz machte. Dann fuhr sie fort und jeder hing gespannt an ihren Lippen.

„Vor einem Jahr ungefähr haben ein paar Jungs und Ich versucht einen Juwelier auszurauben. Es lief eigentlich alles gut doch jemand hatte ein Fehler gemacht und ich musste dafür bezahlen. Diese Juweliere haben ja bekanntlich Fensterscheiben. Und einer der Jungs schoss mehre Male auf die Fensterscheiben die, dann in tausend Scherben dann wurden. Doch was er nicht bedacht hatte war, dass ich direkt daneben stand, eigentlich gab es keinen Grund zu feuern doch er tat es trotzdem. So dumm wie ich da war, hatte ich meinen Kopf nach oben gerichtet und zu spät gemerkt das bereits die großen Scherben auf mich fielen. Und so kam das sich eine große Scherbe direkt in meinem Hals bohrte. Ich bekam keine Luft und war auch vielleicht in Ohnmacht gefallen, ich kann mich nicht mehr dran erinnern aber als ich wieder aufgewacht war, hatte man mir gesagt, dass meine Stimmbänder gerissen sind und ich von da an keine Stimme mehr hätte. Natürlich die Stimmbänder sind gerissen, die Scherbe hatte sie durchbohrt. Dass ich überhaupt lebe, ist sowieso ein Wunder.
Seitdem konnte ich kein Wort mehr sagen und muss mich mit Zetteln, die ich dann voll schreiben muss, und Zeichensprache verständigen. Deshalb denke ich, dass ich für die Mission nicht die richtige bin, Professor. Was, wenn es hart auf hart kommt? Ich kann keinen warnen, etwas zurufen oder sonst was. Ich danke ihnen, dass sie mir helfen wollten aber wir sollten nicht egoistisch sein und an die anderen denken.

Natürlich werde ich kein Wort darüber verlieren zwinker und ich werde euch, sobald ich ein Fernseher gefunden habe und kostenlos gucken kann, werde ich euch weiterhin verfolgen und Glück wünschen. Vielen Dank Professor das ich hier Essen und Schlafen konnte. Aber ich sollte mich langsam nach einem Schlafplatz umschauen. Und zu guter letzt' schaute bitte alle zu meinem Hals."

Die Köpfe der Leute schossen zu mir, dann öffnete ich das Tuch um meinen Hals und nahm es runter. Damit auch wirklich jeder es sah, hob ich meinen Kopf an und präsentierte meine verletzliche Seite. Eine riesige Narbe kam hervor und ich hörte, wie manche die Luft einzogen. Dann beschloss ich das es genug war, ich bückte mich, um meinen Rucksack zu nehmen und lächelte einmal alle an und drehte mich dann um, um das Grundstück zu verlassen. Als ich mich langsam immer weiter entfernte, hob ich meinen Bandana, um ihn mir wieder umzubinden. Plötzlich hörte ich mehrere Schritte und verwundert drehte ich mich einmal um meine eigene Achse. „Man hast du vielleicht ein Tempo drauf.", Rio und Denver sind gekommen und grinsten mich verstohlen an. „Du denkst doch nicht das du einfach so gehen kannst, oder?"

Ich zog verwirrt meine Augenbraue zusammen, bis es bei mir klick machte. Ich zeigte mit meinem Finger auf die zwei vor mir, dann auf mich und zog einmal mit meinen Daumen meinen Hals entlang, was so viel bedeuten sollte, dass sie gekommen sind, um mich umzubringen...

Sie verstanden es und geschockt darüber sagten sie mehrmals nein. Dann sollte ich mit ihnen kommen und hier war ich wieder, bei der Gruppe. Nairobi stand auf und nahm mich sogar in den Arm. „Das tut mir so leid für dich." Verwirrt umarmte ich sie kurz zurück.

„Señora Kairo, ich wusste es bereits. Ich hatte, bevor ich euch kontaktiert habe, mich über euch informiert. Señora Kairo, sie sind exzellent im Waffenbesitz, können im Notfall Leute verarzten und sind dazu geduldig, sobald etwas auch nur schief laufen sollte. Sie bewahren einen kühlen Kopf. Das könnte sich alles lohnen bei der Mission. Und je mehr Hände wir haben desto mehr können wir auch dann an Geld mitnehmen. Also würden sie uns die Ehre erweisen und wieder bei diesem Projekt dabei sein.", der Professor schob seine Brille zurück und lächelte mich an. Mustern schaute ich in die anderen Gesichter und nachdem Moskau, Berlin, Nairobi, Rio, Helsinki, Oslo und Denver mich lächeln anschauten, konnte ich einfach nichts anderes tun, als zu lächeln und den Professor zu umarmen.


Ab den Zeitpunkt war es kein Problem für die anderen, dass ich stumm war, ich habe sogar ein paar von ihnen versucht Zeichensprache beizubringen. Ein paar Sachen können sie. Außerdem hatten wir vereinbart das ich an meiner Seite immer jemanden hätte, wenn es um die Geisel ginge.
Zurück bei den Geiseln wieder. Sie hatten sich alle in einer Reihe hingesetzt, bis Berlin kam und sie aufforderte aufzustehen. Sie taten es. Denver gab mir eine Tasche mit Sandwiches und Wasserflaschen. Ich solle sie, nachdem sie die roten Overall angezogen hatten, nach und nach verteilen. Berlin gab den Befehl, das jeder sofort die Masken absetzen sollte.

Berlin hielt seinen Vortrag, dann folgte Denver mit seinem Vortrag. Er hat Arturo seine Waffe gegeben und forderte ihn auf, auf ihn zu schießen. Er zählte bis zehn und bei acht setzte Arturo die unechte Waffe ein. Doch das wusste er nicht.

„Wir werden ihnen jetzt ein paar unechte Waffen austeilen. In einigen Stunden werden wir ihre Mithilfe benötigen. Und wie sie gerade gesehen haben brauchen sie uns nur zu gehorchen. Also vertrauen sie uns und gehorchen sie. Na los ziehen sie sich aus.", seine Stimme gewann an Härte.

Als das getan war, hatten jetzt nun Nairobi, Oslo und Tokio die Schicht auf die Geiseln aufzupassen. Ich hatte frei und konnte mich etwas hinlegen. Doch bevor ich es tat, machte ich mich auf den Weg zu Moskau um ihn Wasser und ein Sandwich zu geben. Er wirkte erfreut endlich mal eine Pause zu machen, dann fragte er mich, wie es denn oben so alles abläuft. Ich war vorbereitet und ich schrieb alles auf einem Zettel auf, wie weit wir nun schon waren. Er wirkte froh aber auch erschöpft. Ich hatte ihn noch gefragt, ob ich ihm helfen solle doch er wank ab und befahl mir schlafen zu gehen. Ich umarmte ihn und wuschelte ihm einmal durch die Haare. Er lachte rau und sagte ich solle jetzt gehen. Oben im Pausenraum angekommen, gab ich Berlin zu verstehen, dass ich mich schlafen legen würde. Er nickte und aß seinen Apfel weiter. Auf der Couch zu Recht gelegt, schlief ich relativ schnell ein. Die Waffe hatte ich davor noch abgestellt und sicher positioniert. Gefühlt nur zehn Minuten hatte ich geschlafen, bevor mich Rio stürmisch geweckt hatte und gesagt hatte das sie jetzt stürmen werden. Müde zog ich wieder meinen Overall an, denn ich nur zur Hälfte ausgezogen hatte. Nahm meine Dali Maske und meine M16 und folgte Rio um dann wenig später die anderen zu treffen.

„Der Zeitpunkt ist gekommen, um meine Anweisung zu folgen!", brüllte Berlin und alle anderen zogen nun auch selber die Masken auf.

Dann kamen mir die Worte vom Professor wieder in den Sinn.

„Sie werden sich an vier möglichen Stellen einen Zugang verschaffen. Über den Haupteingang, Notausgang, den Ladebereich und das Dach. Sie werden abwarten. Sie werden abwarten bis sich die Leute vom technischen Team einen Eindruck verschafft haben. Das wird über die Laderampe geschehen."

Und genau dort waren wir jetzt positioniert. Mit den Geiseln positionierten wir uns vor der Tür, wo bereits ein Loch rein gebohrt worden war. Dann kam eine kleine Kamera durch das Loch und jetzt konnten sie sehen, dass wir mehr als nur vorbereitet waren.

Dann zogen sie zurück und alles begann wie vor zwanzig Minuten. Die Geiseln waren wieder in der Aula, brav in einer Reihe, bereit zum Schlafen und für mich hieß es auch schlafen zu gehen. Unbemerkt schlich ich mich an Berlin ran und teilte ihn mit das ich wieder in den Pausenraum gehen würde und versuche ein bisschen wenigstens zu schlafen. „Ist gut.", er legte kurz seine Hand auf meine Schulter und wendete sich dann ab.

Der Professor sagte, dass wir auch regelmäßig schlafen sollten. Und darauf werde ich garantiert achten sonst würde jeder hier noch durchdrehen.

Berlin und die anderen werden jetzt sicherlich damit anfangen, einzelne Leute zu nehmen und anfangen das Geld zu drucken. Die erste Nachtschicht begann.

La Casa de PapelWhere stories live. Discover now