1. ✔️

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Come hold my hand
Hold it tight
We're in a weird time of life
Don't wreck your brain
It'll be alright
We're in a weird time of life
I want luck, I want love

Leise sang ich mit. Die Musik im Hintergrund schallte durch die gesamte Wohnung. In der linken Hand hielt ich mein Feuerzeug und in der rechten meinen joint. Ich hasste dass Zeug. Konsumierte es trotzdem. Wenn ich wollte, konnte ich aufhören. Meine Sinne verschwanden nach kurzer Zeit ein wenig. Ich driftete aber immer weiter ab. Mit jedem Zug meines joints etwas mehr. Die Musik wurde immer leiser, lief jedoch genau so laut wie vorher. Der Geruch meines joints verschwand allmählich. Mein Körper schaltete langsam ab. Meine Gedanken wurden immer lauter. Wie in Zeitlupe zog ich meine Beine zurück, sonst dachte noch jemand ich wollte mich umringen. Ich wollte mich nicht umringen. Ich war nicht Suizid gefährdet. Mein Kopf war nicht gestört. Ich war kein Psycho, nein ich war normal. Wenn es normal gab.

Kurz beobachtete ich meinen joint, ehe ich ihn einfach fallen ließ. Nicht drauf achtend, ob jemand ihn abbekommen würde. Mir war es egal. Egal was mit anderen war, egal was mit mir war. Ich ließ mich einfach fallen. Innerhalb eines Atemzuges lag ich  hinten auf mein Bett. Von dem Geräusch das mein Handy verursachte, als es auf den Boden knallte, kam mein Bruder angerannt. „Scheiße, man mach mir nicht so eine Angst." Er stand panisch in der Tür. Mein Blick ging starr in seine grünen Augen. Meine waren anders, sie waren braun. Er ähnelte unserem Vater, sich eher unserer Mutter. Ich habe mein Aussehen gehasst. Es erinnerte mich jeden Tag daran. Wegen meinem Aussehen konnte ich sie nicht vergessen.

Wie sie einfach abgehauen waren ohne ein Wort zu sagen. Mit den Sätzen, dass sie ihre Freizeit nachholen wollten. Wir Fehler waren. Und es niemals zu etwas bringen würden. Für immer in diesem drecks viertel bleiben würden. Ich hasste sie dafür. Dass sie mir mein Aussehen gaben. Das sie scheiß Eltern waren. Meinen Bruder aus der Schule gerissen haben. Er hatte nie seinen Abschluss gemacht. Er musste Geld verdienen, damit ich was zu essen hatte und Kleidung. Ich war zu der Zeit 13 und Mike 15. Er hatte alles dafür getan, das ich mir keine Sorgen um das Geld machen musste. Sie hatten einfach nur einen Brief da gelassen. Sie waren alles für mich.

Der bitter Geschmack, den ich immer bekam wenn ich daran dachte, kam zurück. Gott am liebsten hätte ich gekotzt. Oder einfach meinen Kopf komplett ausgeschalten.

Vor zwei Jahren bekam ich mit wie er Geld verdiente. Dass er nicht nur in einer Auto Werkstatt arbeitete, sondern nebenbei mit Drogen dealte. Vor einem Jahr fing ich auch an. In der schule. Sie kamen nur zu mir wenn sie etwas wollten. Ihnen hatte ich schon klar gemacht, niemand soll versuchen sich mit mir zu befreunden. Ich war ein Einzelgänger. Nachdem ich einen aus meinem Kurs verprügelt hatte, bis man ihn nicht mehr erkannt hatte. Durfte dann eine Woche nicht mehr in die Schule, aber das war es mir wert. Ich wollte keine Freunde.

Freunde waren nur für eine bestimmte Zeit. Irgendwann verschwanden sie oder missbrauchten dein Vertrauen. Es gab keine richtigen Freunde, jeder hatte etwas hinter dem Rücken der Person vor.

„Kleiner, worüber denkst du nach?" Mike hatte sich bereits neben mich gesetzt. Meine Augen schlossen sich kurz. Als ich sie wieder öffnete zündete er sich einen joint an. „Keine Ahnung, dies und das." Er hielt mir den joint hin, den ich ohne zu zögern griff. Cannabis eine Droge. Die Droge half mir. Mein Leben war so erträglicher. Alles wurde erträglicher. Die Nähe der Menschen. Die Geräusche der Stadt. Das Gefühl in meinem Körper. Diese leere war weg. Der schwarze Fleck in meinem Innern war kaum zu spüren.

Das hört sich dumm an oder?

„Du kannst mit mir reden, ich habe Angst um dich. Dass es wieder passiert." Meine Augen trafen seine. Ich sah es. Den Hauch von Traurigkeit. Er dachte daran. „Ich werde es nicht nochmal machen. Ich habe es dir versprochen. Ich denke nicht mehr so." Ich drehte meinen Körper zu ihm und nahm ihn in den Arm. Ich war nicht Suizid gefährdet. Ich war gesund. Ich war nicht krank. Ich gehörte in keine Klinik. „Ich weiß, aber was wenn du doch wieder daran denkst? Ich will dich nicht nochmal so sehen. Ich bin Dein großer Bruder, wenn du wieder so denkst komm zu mir." Ein paar Sekunden später fühlte ich wie sein Körper anfing zu Beben. Ich setzte mich auf und zog ihn in eine Umarmung. Er griff verzweifelt in mein Oberteil. Als hätte er Angst ich würde verschwinden. Niemals verließ ich ihn. Er hatte mir ein Leben ermöglicht. Und dafür seine Freiheit aufs Spiel gesetzt.

Ich wollte ihn nicht so verletzen.

Loner (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt