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Da war er wieder. Der Junge, der mein Herz aus unerklärlichen Gründen höher schlagen lies. Ich kannte ihn nicht, wusste lediglich seinen Namen. Choi Youngjae- perfekt passend, wie ich fand. Er ging mit schnellen Schritten an uns vorbei, sein Blick auf den Boden gerichtet. So wie immer.

,,Hör auf ihn immerzu so anzustarren." ,,Was?" verwirrt drehte ich mich um und sah in das Gesicht meines besten Freundes Jackson. ,,Rede ich chinesisch? Starr ihn nicht immer so an." entgegnete er mir erneut. Ungläubig sah ich zu ihm. ,,Ich starre gar nicht..." sagte ich schließlich und drehte mich wieder weg von ihm. Mein Blick galt dem, was vor mir lag. Langsam aber glitt er wieder zu Youngjae. Ich musterte ihn zum 2. Mal von oben bis unten und musste lächeln. ,,Du tust es schon wieder." kam es erneut von Jackson. Genervt gab ich ihm meine Aufmerksamkeit. ,,Ach ja? Und was ist daran so schlimm?" wollte ich wissen und sah den braunhaarigen neben mir fragend an. ,,Eigentlich ja nichts" antwortete Jackson, während er sein Hemd zurecht strich ,,aber dieser Junge ist komisch." Perplex schaute ich ihn an. ,,Warum?" wollte ich wissen. "Er hängt immer nur alleine rum." erwiderte mein Nebenmann mit den Achseln zuckend, während er auf ihn deutete. Meine Augen wanderten sofort wieder zu Youngjae.

Er saß unter einer Eiche auf dem Pausenhof auf einer Bank und sah in ein kleines, schwarzes Notizbuch. Seine Augen waren konzentriert darauf gerichtet. Allerdings blickte er immer wieder mal kurz um sich und schrieb dann etwas hinein. Nervös strich er sich des öftteren seine Haare aus dem Gesicht. Zu gern hätte ich gewusst, was in seinem Buch stand.

Meine Gedanken lagen aber sogleich wieder bei Jackson. Er hatte Recht. Ich habe noch nie jemanden bei Youngjae gesehen. Er war eigentlich immer allein, genauso, wie mein bester Freund es mir gerade eben gesagt hatte. Woran das wohl lag? Youngjae sah eigentlich sehr nett und niedlich aus, ich glaubte nicht, dass er böse war. Es musste einen anderen Grund geben.

Bevor ich noch mehr abdrifften konnte, holte mich die Pausenglocke aus meinem Gedankengang. Ich sah auf und konnte noch erkennen, dass Youngjae sofort aufstand. Wir hatten noch fünf Minuten bis zum Unterricht, aber er stürmte immer vor allen anderen ins Gebäude. Schließlich ging auch ich mit Jackson zusammen hinein, um nicht zu spät zu kommen.

~

Die Tage vergingen und immer sah ich ihn an. Youngjae. Ich beobachtete ihn, während er auf seiner Bank saß und schrieb. Ich schottete mich in den Pausen immer mehr von meinen Freunden ab, um ihm näher zu sein. Ich wollte ihn sehen. Ich wollte jedes Detail seines Gesicht mustern. Ich wollte ihn aber auch kennenlernen. Schließlich musste ich mir eingestehen, dass ich mich endgültig in ihn verliebt hatte. Ich liebte einen Jungen, den ich nicht einmal richtig kannte.

So kam es, dass es meinen Freunden auffiel. Nach einer langen Diskussion musste ich dann zugeben, dass ich etwas für Youngjae empfand. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie mich auslachen würden, aber stattdessen wollten sie mir helfen. Sie bestanden darauf, dass ich ihn nach einem Date fragte. "Komm schon, hyung!" sagte Yugyeom ,,Du wirst ihm nie näherkommen, wenn du ihn nicht einmal ansprichst!" Verzweifelt blickte ich zu ihm. ,,Wie soll ich das denn machen? Wir kennen uns ja gar nicht und- "
Noch bevor ich ausreden konnte, stand BamBam auf und ging weg. Zu ihm. Einfach so. Ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich die beiden.

Youngjae saß eingeschüchtert auf seiner Bank und sah nervös zu meinem Kumpel auf. Ich konnte leider nicht hören, was BamBam ihm sagte, aber plötzlich drehte er sich zu mir um und zeigte auf mich. Danach schenkte er Youngjae ein Lächeln, zwinkerte mir zu und ging. So wie die anderen. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sie mich verlassen hatten- so konzentriert war ich auf das Geschehen vor mir.

Noch immer waren meine Augen auf Youngjae fixiert, als er mich plötzlich anlächelte und aufstand. Ich wurde feuerrot im Gesicht und sofort wurde der Boden unendlich interessant. Ich hoffte einfach nur inständig, dass er nicht zu mir kam, das Glück war aber leider nicht auf meiner Seite.

Ich hörte leise Schritte und dann ein schüchternes ,,Hallo...". Ich sah nun auf und konnte ihn sehen. Den Jungen meiner Träume. Er war mir so nah wie noch nie.

Er stand vor mir, während er sein Buch fest umgriff und mich nervös anlächelte.

Endlich hatte ich den Mut dazu und brachte auch etwas aus meinem Mund heraus. ,,H-hey" stammelte ich und lächelte nun ebenfalls. ,,Setz dich doch!" meinte ich daraufhin und deutete auf den Platz neben mir. Er nickte und gesellte sich zu mir. Dabei sah er unheimlich konzentriert aus. Etwas angespannt lächelte er dann erneut.

Nach einer kurzen Stille sagte er wieder etwas. ,,Dein Freund hat mir gesagt, dass du mich etwas fragen willst oder so..." meinte er, sah mich kurz unsicher an und starrte dann auf seine Hände.

AGONY || 2JaeWhere stories live. Discover now