chapter 22

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Nachdem meine Mutter sich, wie bei einem Verhör, direkt vor mir platziert hatte, begann sie mich darüber auszuquetschen was passiert war, wie es passiert war und vor allem was ich dabei gefühlt hatte. Es war kein Geheimnis, dass ich mit Leon ungewöhnlich frei und sicher fühlte. Ich war nie die Person gewesen, die viel unter Leute ging, sich eher versteckte, aber mit Leon fühlte es sich anders an und ich hatte in diesem Monat so viel Selbstvertrauen gewonnen, wie noch nie zuvor. Ich hatte mich verändert und das nicht ins Negative.

Ich weiß nicht wie lange ich dort regungslos gesessen und mich kein Stück gerührt hatte. Es musste lange gewesen sein, denn draußen wurde es schon dunkel und auch die Küche wurde langsam dunkler. Ich dachte automatisch darüber nach wie dunkel die letzten Wochen gewesen waren und wie wenig Spaß ich am Leben gehabt hatte. Plötzlich wusste ich genau was ich tun musste. Ich konnte mich nicht ewig vor Leon verstecken als wäre er ein Monster, sondern musste mich den Tatsachen stellen, denn genau das war es, was ich meiner Mutter bei meiner Abfahrt versprochen hatte: Mutig zu sein und mich nicht zu verstecken.

Langsam hob ich meinen Kopf und blickte in die Augen meiner Mutter, die mich anerkennend ansahen, ehe sie den Raum verließ. Ich saß noch ein paar Sekunden dort, bevor mein Kopf in Richtung Uhr schnellte, auf welcher der Zeiger bereits auf die vier zeigte. Nach kurzem Überlegen sprang ich auf und schmiss dabei fast den Stuhl um, was ich aber ignorierte und riss die Küchentür auf, um ins Wohnzimmer zu rennen. "Ich muss früher nach Hause.", keuchte Ich atemlos und bekam fragende Blicke meiner Familienmitglieder zugeworfen, die immer noch zu Besuch waren. "Das erzählt Mama euch gleich", fing ich an diese etwas merkwürdige Situation zu erklären, "Ich gehe meine Sachen packen und komme gleich nochmal rein, um mich zu verabschieden.". Kurzerhand drehte ich mich um und wäre dabei fast gegen den Türrahmen gelaufen. Als jedoch auch diese Hürde überwunden war, stürmte ich hektisch in mein Zimmer, wo ich mir meine kleine Reisetasche nahm und wahllos alle Kleidungsstücke hineinstopfte, die ich auf den ersten Blick finden konnte. Als ich bereits aus dem Zimmer stapfen wollte, hielt ich inne und schlug mir innerlich selbst vor die Stirn. Meine Kosmetiktasche stand immer noch im Badezimmer. Ich lief schnell zurück in das angrenzende Bad und dankte mir selbst dafür, dass ich vorhin schon alles feinsäuberlich hineingepackt hatte, weshalb es jetzt nur noch einen Griff brauchte, ehe ich auf dem Weg ins Wohnzimmer war. Auf dem Weg dorthin machte ich noch einmal meine Reisetasche einen Spalt auf und quetschte das kleine Täschchen durch die Öffnung. Nicht einmal hielt ich an, denn ich wusste wie viel Zeit ich schon verloren hatte.

Nach der ausgiebigen Verabschiedung meiner Eltern und Großeltern, die meiner Meinung viel zu lange gedauert hatte, machte ich mich auf den Weg nach München und hoffte bei dieser Geschwindigkeit, mit der ich durch die Straßen fuhr, keinen Unfall zu bauen.

Unterwegs machte ich keine Pause, sondern fuhr durch, was ich eigentlich noch nie gemacht hatte, da ich meistens nach der Hälfte einen Kaffee für meine Nerven brauchte. Nach 5 Stunden fuhr ich von der Autobahn und versuchte meinen Wagen möglichst schnell durch die Straßen Münchens zu lenken, bis ich vor dem Mehrfamilienhaus zum Stehen kam, in welchem sich Leon's Wohnung befand. Nervosität und Angst krochen in mir hoch und brachten mich fast dazu wieder umzudrehen und diese ganze Sache abzublasen, jedoch siegte doch die Entschlossenheit diese ganze Sache endlich zu klären. Ich lief zur weißgestrichenen Haustür und betätigte die Klingel, auf welcher sein Name stand, jedoch öffnete auch nach dem dritten Mal keiner die Tür.

Wo sollte er denn so spät noch sein? Ich zog mein Handy aus meiner Jackentasche und suchte auf Instagram nach seinem Instagram Profil, um dort Antworten zu finden, jedoch war seine Story leer und auch gepostet hatte er schon seit längerem nichts mehr. Doch dann fiel mir plötzlich ein, dass heute Samstag war. Samstag's war Spieltag.

Ich suchte in der Liste der Accounts, die ich abonniert hatte und fand mich kurz darauf auch schon auf dem Profil des FC Bayern wieder, wo ich mir das zuletzt veröffentlichte Bild ansah und nun genau wusste wo Leon war. Im Stadion. Ich wusste genau, dass er sich ein Heimspiel, niemals von zu Hause ansehen würde, wenn er die Möglichkeit hatte sein Team auch im Stadion anzufeuern.

broken hearts - Leon GoretzkaTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang