Kapitel 8 - Erinnerungen

1.3K 57 0
                                    

Am nächsten Tag weckten mich die Sonnenstrahlen. Nur wiederwillig öffnete ich meine Augen. Ich war schon immer ein Langschläfer gewesen und daran würde sich wohl auch niemals etwas ändern. Egal wie lange mein Dasein auch noch andauern würde.
Mein Blick fiel zur Seite. Jeremy hatte mich bei sich aufgenommen, denn ich hatte nicht einmal eine Sekunde darüber nachdenken wollen, bei meinen Brüdern oder Klaus unterzukommen, auch wenn Damon und Stefan anfangs darauf bestanden hatten. Sie hielten mich wohl immer noch für das kleine Mädchen von damals, dass sie beschützen mussten. Mein bester Freund hatte mir das Sofa angeboten und ich hatte es dankend angenommen.
„Schokolade?“ Jeremys grinsendes Gesicht drängte sich in mein Blickfeld und mit ihm eine dampfende Tasse heiße Schokolade.
„Mit einem Spritzer Blut?“, fragte ich vorsichtig. Immerhin blieb mein bester Freund ein Vampirjäger, auch wenn er von uns umzingelt war. Ich war froh, dass er nun wenigstens kein leichtes Ziel mehr für Vampire und die anderen Kreaturen der Nacht war.
Jeremy nickte und gab mir die Tasse, die ich ihm dankend abnahm. Genüsslich nippte ich an dem heißen Getränk.
„Wir müssen reden.“ Seufzend blickte ich zu dem Jungen, der sich neben mich auf das Sofa setzte und die Wand anstarrte. „Kannst du Elena wirklich helfen?“ Ich nickte leicht, was Jeremy bemerkte, ohne mich ansehen zu müssen.
„Das kann ich. Es ist nicht leicht, aber ich denke, dass ich das hinbekommen werde.“
„Und du warst mit Klaus verbunden?“ Erschrocken sog ich die Luft ein.
„Es muss Klaus gewesen sein, Sam. Ich meine, du hast ihn einmal geliebt, nicht wahr?“
„Das ist lange vorbei“, gab ich von mir, „Alte Zeiten, alte Gefühle. Er hat es ausgenutzt, dass ich damals meine Brüder verloren hatte.“

[style]> „Er ist immer da, Jack.“ Mein Leibeigener und  bester Freund sah mich grinsend an. Er kannte mich besser als jeder sonst und hatte mich so manches Mal in den Wald begleitet, nur um mit mir zu rennen. Doch das durfte mein Onkel niemals erfahren.
„Er scheint dich zu mögen“, gab Jack von sich, während er sich einen Apfel von meinem Tablett nahm und genüsslich hinein biss. Bei jedem anderen, dem er hätte dienen können, wäre er dafür ausgepeitscht worden, doch ich riss ihm sein Essen nur blitzschnell aus der Hand und biss selbst hinein.
„Dann wäre er der erste“, erklärte ich lachend. Ich war Männern zu anstrengend. Frauen mussten gehorsam sein und dem Mann sein Leben erleichtern. Ich war wohl das genaue Gegenteil von dem, was man von einer Frau erwartete.
„Das stimmt nicht, ich mag dich auch“, erwiderte mein bester Freund, während er mir nun wieder den Apfel klaute.
„Das ist etwas anderes. Du bist mein bester Freund.“ Jack und ich verließen mein Zimmer über die Terrasse und traten ins Freie. Hier war ich am liebsten. An der frischen Luft und das am liebsten bei Nacht. Hier konnte ich die sein, die ich nun einmal war.
„Du glaubst also, dass er etwas anderes will, als nur dein Freund zu sein?“, hackte Jack weiter nach. Wieder musste ich lachen.
„Keine Ahnung, ich verstehe euch Männer nicht.“
„Dann erkläre ich dir mal etwas. So wie dieser Mann dich ansieht, scheint er …“ Mitten im Satz stoppte Jack, trat ein Stück zurück und verbeugte sich galant. Kurz war ich verwirrt, als ich plötzlich Niklaus aus dem Schatten der Bäume treten sah.
„Es freut mich Euch zu sehen, Samantha.“
„Das ist ja hier kein Wunder, Niklaus. Ihr befindet Euch auf meinem Grundstück.“ Skeptisch verschränkte ich die Arme vor der Brust. Was machte dieser Mann schon wieder hier?
„Euer Onkel hat mich eingeladen und da dachte ich, dass Ihr mir den Wald zeigen könntet, von dem Ihr so geschwärmt habt. Du kannst gehen.“ Kurz dachte ich darüber nach zu protestieren, doch dann nickte ich Jack zu, der mit einer weiteren Verbeugung wieder Richtung verschwand. Es gefiel mir nicht, wenn ich Jack wie meinen Leibeigenen und nicht wie meinen Freund behandeln musste, doch das war nun einmal unser Schicksal.
Mit seinem typischen Lächeln hielt Niklaus mir seinen Arm entgegen, den ich gekonnt ignorierte und an ihm vorbei schritt.
„Warum seid Ihr immer hier?“ Hinter mir ertönte ein Lachen, als Niklaus auch schon zu mir aufschloss.
„Ihr seid direkt. Das mag ich so an Euch.“
„Antwortet“, befahl ich schärfer, als ich es gewollt hatte.
„Ich denke, Euer Onkel will eine Verbindung zwischen uns schaffen.“
„Er will mich nur loswerden, um sich den Besitz der Salvatores komplett unter den Nagel reißen zu können“, erwiderte ich. Ich mochte meinen Onkel nicht. Das hatte ich auch nicht getan, als mein Vater noch gelebt und ihn zu unseren Festlichkeiten hierher eingeladen hatte. Danach waren immer irgendwelche Wertgegenstände verschwunden. Bevor ich reagieren konnte, wurde ich urplötzlich gepackt und gegen einen der Bäume gedrückt. Niklaus Gesicht war kaum mehr als einen Zentimeter von meinem entfernt, sodass mein Herz schneller schlug, als es das sollte. Dieser Mann übte eine seltsame Anziehungskraft auf mich aus.
„Solange ich in deiner Nähe bin, wird dir nichts passieren. Das werde ich niemals zulassen, Samantha.“ Ich war unfähig zu sprechen. Was machte dieser Mann nur mit mir?< [/style]

„Erde an Sam.“ Jeremy riss mich aus meinen Erinnerungen. Verlegen lächelte ich ihn an, während ich ein weiteres Mal an meiner Schokolade nippte.  Klaus hatte sein Versprechen nicht gehalten.
„Ja, ich war an Klaus gebunden“, murmelte ich leise, „Und ich konnte mich von ihm lösen. Ich weiß, was diese Anhängigkeit bedeutet und du wirst niemals wissen, ob du Damon wirklich liebst oder nur aufgrund des Bundes mit ihm zusammen sein willst, Elena.“ Ich hatte bemerkt, dass Jeremys Schwester den Raum betreten hatte. Ich hörte sie leise seufzen, als sie sich auch schon zu uns setzte. In ihrer Hand hatte sie einen Blutbeutel. Ich musste mich konzentrieren, um ihn ihr nicht aus der Hand zu reißen. In meiner „Familie“ bekam man nicht viel Blut und aus der Vene trank ich nicht. Während ich in Mystic Falls war, durfte ich mich nicht dazu verleiten lassen, wieder mehr zu trinken. Dann würde es mir nur schwerer fallen, diese Stadt wieder zu verlassen.
„Willst du einen?“ Fragend hielt Elena mir ihren Blutbeutel entgegen, doch ich hob nur abwehrend die Hände.
„Nein, danke. Ich hab.“ Lächelnd hob ich meine Tasse. Ich mochte Jeremys Schwester und das war nur ein weiterer Grund, warum ich ihr helfen würde.
„Ich liebe Damon“, flüsterte das braunhaarige Mädchen und blickte mich eindringlich an, „Das weiß ich ganz sicher. Genauso wie du noch Gefühle für Klaus hast, obwohl du ganz offensichtlich nicht an ihn gebunden bist.“
„Ich habe keine Gefühle mehr für Klaus“, erwiderte ich kalt, „Und ich bestreite nicht, dass du Damon vielleicht wirklich liebst, aber glaube mir bitte, dass du das erst ganz sicher wissen kannst, wenn du ihm nicht mehr gehorchen musst. Vielleicht wirst du dann auch wieder deine Gefühle für Stefan entdecken. Ich will dir nur helfen, Elena.“ Ich wusste, dass meine Worte allein Elena nicht überzeugen würden.
Plötzlich klingelte mein Handy und unterbrach so die Stille, die entstanden war. Eigentlich hatte ich gedacht, Jacks Nummer auf dem Display zu sehen, doch die Nummer, die angezeigt wurde, war unbekannt. Innerlich ahnte ich schon, wer mich da anrief.
„Klaus“, sagte ich so gefühllos wie möglich ins Telefon.
„Guten Morgen, Samantha. Ich wollte dich nur an unsere Abmachung erinnern. In zehn Minuten werde ich dich abholen“, erklang die erwartete Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Wohin soll es denn hingehen.“
„Das wird eine Überraschung.“ Mit diesen Worten legte der Urvampir auf. Seufzend warf ich mein Handy auf das Sofa neben mir und sah zwischen Elena und Jeremy hin und her.
„Ich fürchte, das mit deinem Bund können wir erst morgen in die Hand nehmen, Elena. Jetzt werde ich nämlich überrascht.“ Zu meiner Verwunderung schlich sich sowohl auf Jeremys Gesicht wie auch auf das seiner Schwester ein Grinsen, das ich nicht deuten konnte.

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Where stories live. Discover now