Kapitel 6 - Tanzen

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Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, als ich vor dem Anwesen der Lockwoods stand. Es war ein prächtiges Haus und das war es auch schon immer gewesen. Früher hatten die Salvatores auch ein riesiges Anwesen besessen, doch nun verottete unser Haus draußen im Wald. Trostlos und zerstört. So wie unsere Familie es wohl immer gewesen war. „Wo warst du denn?!", schrie Kira mir entgegen. Ihr leichtes, roséfarbenes Kleid hatte sich in ein hautenges, pinkes Glitzerkleid gewandelt, das man mit bloßem Auge nicht freiwillig ansehen wollte. „Lass es uns hinter uns bringen", stöhnte ich, doch Kira wollte es darauf nicht beruhen lassen.„Das Kleid hat mein Jack mit mir ausgesucht. Schön nicht wahr? Damit werde ich diesem Klaus schon den Kopf verdrehen und Eric stolz auf mich machen." Zweifelnd hob ich die Augenbrauen. Niemals würde der Urvampir sich auf solch eine Tussi wie Kira einlassen. Diese musterte mittlerweile mein Outfit. Eins musste man Caroline lassen, sie hatte es doch tatsächlich geschafft, dass ich mich einigermaßen wohl in einem Kleid fühlte. Es war schwarz und wies keine Träger auf. Unter meiner Brust wurde es langsam weiter und ging in einen Saum aus Spitze über, der bis knapp über meine Knie ging. Sogar Absatzschuhe hatte ich mir angezogen, auch wenn ich in ihnen kaum laufen konnte. Nur mein Haar fiel wie immer offen über meine Schultern.„Passabel", gab Kira von sich, ehe sie losstapfte. Es war mir ganz recht, dass sie die erste sein wollte. So konnte ich in Ruhe noch einmal durchatmen und mir überlegen, was ich überhaupt sagen und tun wollte.„Freiwillig in einem Kleid?" Ohne auch nur einen Ton von mir zu geben, drehte ich mich zu Damon um. Mein Bruder sah wirklich umwerfend aus in dem schwarzen Anzug und dem dunkelroten Hemd darunter. „Brauchst du noch eine Begleitung?" Mit seinem typischen, selbstgefälligen Grinsen blickte Damon mich an, doch ich drehte mich nur auf dem Absatz um und ging weiter. Mit ihm wollte ich mich nicht auch noch herumschlagen. Heute nachmittag hatte vollkommen gereicht.„Sam!" Mit einem Lächeln entdeckte ich Jeremy. Es war kein Gerücht, Anzüge machten Männer einfach attraktiver.„Bin ich froh, dich zu sehen", gab ich zu, während ich mich bei meinem besten Freund einhakte. Fragend sah dieser mich an. Mit einem weiteren Lächeln gab ich ihm zu verstehen, dass ich bereit war. Soweit ich denn bereit sein konnte.Mit Jeremy zusammen betrat ich den großen Saal, den die Lockwoods stilvoll geschmückt hatten. An den Türen standen kleine Mädchen, die mit goldenen Schatullen Spenden entgegen nahmen. Es war also eine Wohltätigkeitsveranstaltung.„Eine ganze Woche wird das jetzt so gehen", erklärte Jeremy mir leise, „In dieser Stadt werden sie den Festen niemals müde. Einen Umzug soll es auch geben." Ich nickte abwesend, während meine Augen den Saal durchsuchten.„Er ist nicht da." Stefan tauchte neben mir auf und lächelte mir aufmunternd zu. Meine Brüder waren doch wirklich sehr penetrant. Ohne ihn auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ ich Jeremy los und verschwand in der Menge. Wenn Klaus wirklich noch nicht da war, dann wurde das Unvermeidliche nur aufgeschoben und wenn er überhaupt nicht kam, würde ich ihn wohl suchen müssen. Oder ich ließ das Kira erledigen. Mit ihrem pinken Glitzerkleid würde sie ganz sicher Eindruck bei ihm schinden. Grinsend beobachtete ich sie. Sie hatte sich einen Trink geschnappt und versuchte, Damon anzutanzen. Elena schien das vollkommen zu missfallen, doch Kira ignorierte das und versuchte immer aufdringlicher, meinen Bruder mit sich zu ziehen. Wenn sie nur gewusst hätte, dass er mit mir verwandt war, hätte sie ihn sicherlich nicht einmal mehr mit der Kneifzange berührt. Ich musste lachen, als Damon Kira von sich stieß und diese ihr Interesse an Stefan entdeckte, der ihr nicht entkommen konnte. „Samatha Salvatore." Mein Lachen verstummte, als ich mich herumdrehte und in ein mir bekanntes Gesicht blickte.„Wie schön, dass ihr euch alle noch an meinen Namen erinnert. Ich wusste nicht, dass die ganze Urfamilie nach Mystic Falls zurückgekehrt ist, Elijah." Der Urvampir vor mir lachte, ehe er mir seine Hand entgegenhielt. Ich wusste, was er vorhatte.„Elijah, ich bin froh, wenn ich in diesen Schuhen überhaupt stehen kann. Tanzen ist, denke ich, keine gute Idee."„Und ich dachte immer, Musik wäre deine Leidenschaft." Mit diesen Worten zog Klaus' Bruder mich mit sich auf die Tanzfläche. Zum Glück führte er, denn tanzen war nicht gerade eine meiner starken Eigenschaften.„Wie ich sehe, verstehst du dich immer noch nicht mit deinen Brüdern." „Da siehst du richtig." Natürlich hatte ich bemerkt, dass uns sowohl Damon als auch Stefan argwöhnische Blicke zuwarfen, doch das konnte ich gut ignorieren. „Was willst du hier?" Elijah war noch nie jemand gewesen, der lange um eine Sache herumredete.„Ich bin hier, um mit Klaus einen Friedensvertrag zu schließen. Meine neue Familie hat Angst, weil ich neulich eine Konfrontation mit ihm hatte." Mein Tanzpartner lachte auf.„Davon habe ich gehört. Niklaus war sehr aufgewühlt nach eurem Treffen. Er hatte nicht damit gerechnet." Ich blieb stumm. Eigentlich sollte es mir egal sein, wie sich der Urvampir gefühlt hatte, doch immer noch herrschte in mir das schlechte Gewissen, ihm Schmerzen zugefügt zu haben. Schließlich war ich nicht wie er. Als die Musik endete, löste ich mich von Elijah und ging zurück zu Jeremy. Bevor ich meinen besten Freund allerdings erreichen konnte, stellte sich eine betrunkene Kira vor mich. Im normalen Zustand war diese Vampirin schon die Hölle auf Erden, doch betrunken war sie noch schlimmer.„Wer war der Kerl?"„Das geht dich gar nichts an. Versuch du lieber weiter, meine Brüder zu verführen." Kira wendete sich um und sah noch einmal zu Stefan, der mich mit seinen Blicken fast durchbohrte.„Dein Bruder? Ihhh.. ich glaub, ich muss mir erst einmal die Hände waschen." Blitzschnell war sie verschwunden. Grinsend wendete ich mich meinem besten Freund zu, der mich nur verwundert anblickte.„Gehört sie zu deiner >Familie<?" Man konnte fast meinen, dass Jer kaum mehr Verachtung in das letzte seiner Worte legen konnte. Zustimmend nickte ich.„Nett." Bevor ich etwas erwidern konnte, war der Vampirjäger zwischen den anderen Menschen verschwunden. Noch vor wenigen Sekunden hatte ich gedacht, dass zwischen uns alles geklärt war, doch nun musste ich mir eingestehen, dass dem nicht einmal ansatzweise so war. Jeremy würde wohl so lange böse auf mich sein, bis er den Sinn meines Handels verstand, doch ich war noch lange nicht bereit, ihm so viel von mir preis zu geben.„Woher kennst du Elijah?" Damon trat neben mich. Hinter ihm stand Stefan. Egal wie lange ich meine Brüder auch nicht gesehen haben mochte, ich konnte immer noch genau erkennen, was sie dachten und im Moment waren sie mehr als besorgt. So wenig ich die beiden auch an mich heranlassen wollte, ich genoss es, dass sie sich Gedanken um mich machten. Irgendwie gab es mir ein Gefühl von Sicherheit. So wie es früher gewesen war.„Wie kommst du darauf, dass ich ihn kenne?", gab ich monoton von mir. Ich würde meinen Brüdern genauso wenig etwas über meine Vergangenheit erzählen, wie ich ihnen meine wahren Gefühle offenbaren würde.„Ihr ward sehr vertraut miteinander", erwiderte Stefan, während er mich mit seinem Blick fixierte. Früher hatte er es so immer geschafft, mir die Wahrheit zu entlocken. Doch früher war schon lange Vergangenheit.Plötzlich veränderte sich alles. Der Geruch, die Geräusche und die Atmosphäre. Langsam wendete ich mich um und blickte in zwei strahlende Augen, die nur mich wahrzunehmen schienen. Tief atmete ich ein. Die Vergangenheit begann doch langsam damit, mich einholen zu wollen...

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Where stories live. Discover now