Kapitel 17 - Aussprache

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Ich war unfähig, mich zu bewegen. Meine Gedanken überschlugen sich. Was zur Hölle tat Jack da? War es ihm das wirklich alles wert, um Kira zu retten? Bevor ich auch nur reagieren konnte, wurde Jack plötzlich von mir gerissen und krachte unsanft meterweit entfernt auf dem Boden. Vor mir bäumte sich Klaus auf. Seine Augen hatten sich gelb verfärbt und seine Zähne waren hervorgetreten. Jack hatte es wirklich zu weit getrieben. "Klaus...", begann ich, doch ehe ich mich versah, hatte der Hybrid mich auch schon von sich geschubst. Blitzschnell war Becca an meiner Seite und half mir wieder auf die Beine."Ich wusste es." Klaus stürmte auf Jack zu, aber egal was mein Freund auch getan haben mochte, ich sah sicherlich nicht zu, wie er getötet wurde. So schnell ich konnte, warf ich mich vor Jack und nutze Klaus' Geschwindigkeit, um ihn an Jack vorbei und zu Boden zu reißen. Bevor ich jedoch reagieren konnte, wurde ich von hinten gepackt.„Ich will das sehen", flüsterte Kol mir zu. Ich konnte sein Grinsen quasi an meinem Hals spüren. Kurz wollte ich noch etwas sagen, doch als ich meinen Kopf hob, war Jack verschwunden und mit ihm auch Eric. Was war hier denn nur los? Klaus fuhr zu mir herum.„Komm mir bloß nie wieder zu nahe", raunte er und im Bruchteil einer Sekunde war auch er verschwunden. Kol ließ mich los. Fassungslos starrte ich in die Richtung, in die der Urvampir gestürmt war. War das wirklich der Moment, in dem ich alles verloren hatte?„Sam, was war das?" Becca legte eine Hand auf meine Schulter.„Wenn ich das wüsste...", murmelte ich gedankenverloren, während ich begann, die Treppe wieder nach oben zu schleichen, „Ich glaube, ihr solltet jetzt auch gehen." „Ich glaube, du spinnst!", schrie Becca auf und folgte mir, „Erst tauchst du wieder auf und dann musst du vor Niks Augen mit Jack rumknutschen? Ausgerechnet mit Jack?!" „Er hat mich geküsst!" Ohne dass ich es wollte, wurde meine Stimme immer schriller. Das konnte doch alles nicht wahr sein.„Das heißt, dass du keine Affäre mit ihm hast?"„Natürlich nicht. Ich habe keine, will keine und werde nie eine mit ihm haben. Er ist wie ein Bruder für mich."„Das scheint er aber nicht so zu sehen." „Das ist Blödsinn. Er hat doch Kira."„Und wo war diese Kira ...?" Weiter kam Becca nicht, denn das war der Moment, in dem sie in mein Zimmer trat. Ihre Gesichtszüge entgleisten.„Oh mein Gott, ist das euer moderner Kerker?", fragte sie leise.„Nein, eher mein Zimmer", entgegnete ich, während ich mir meine Tasche schnappte und an Becca vorbei schritt. Ihr Gesichtsausdruck war ernst. Bevor ich etwas erwidern konnte, war von der Blondine nichts mehr zu sehen. Seufzend ließ ich mich auf meine Matratze fallen. Niks Gesichtsausdruck spukte durch meinen Kopf. So hatte ich ihn noch nie gesehen. So wütend und... verletzt? Das war nie meine Absicht gewesen. Er hatte mich nie aufgegeben... Hatte ich dem Urvampir vielleicht doch Unrecht getan? War ich ihm doch nicht völlig egal gewesen, nachdem ich ihn verlassen musste? Bis jetzt war ich einfach davon ausgegangen, dass es so gewesen war. Er hatte mich nicht gesucht, geschweige denn gefunden und das in all den Jahren, in denen ich so sehnsüchtig auf ihn gewartet hatte. Wenn dem so war, was war dann mit meinen Brüdern? Konnte ich ihnen wirklich vorwerfen, dass sie mir nicht geholfen hatten, obwohl sie nicht einmal gewusst hatten, dass ich noch existierte? Frustriert schrie ich auf. Meine Gedanken fuhren Achterbahn und das einzige, was mir jetzt noch helfen konnte, war ein richtig schöner Wutanfall.„JACK!", schrie ich, während ich aus meinem Zimmer und dann aus der Villa stürmte, „BEWEG DEINEN VERDAMMTEN ARSCH HIERHER, ODER ICH REIßE DIR JEDEN KNOCHEN EINZELN AUS DEM LEIB!" Es hatte begonnen zu regnen und das kühle Nass strömte über meinen erhitzten Körper. „JACK!" Ein Lufthauch verriet mir, dass mein bester Freund neben mir stand. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren holte ich aus und schlug ihm mit der bloßen Faust ins Gesicht. Über den plötzlichen Angriff überrascht, konnte Jack sich nicht mehr auf den Beinen halten und krachte mit voller Geschwindigkeit gegen einen nahegelegenen Baum. Blitzschnell war ich bei ihm, hob ihn an seinem Hals nach oben und blickte ihn wütend an. Ich brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass die blauen Adern unter meine Vampiraugen getreten waren. Jack wehrte sich nicht.„Was zum Teufel war das?", zischte ich ihn an.„Eric hat es befohlen." Ich lachte laut auf und ließ meinen besten Freund los. Galant landete er am Boden.„Was sollte ihm das bringen? Ich dachte, er will Frieden mit den Urvampiren und nicht eine Fehde vom Zaun brechen. Ihm muss doch klar gewesen sein, dass Klaus vollkommen ausrasten wird."„Das war es ihm sicher auch, Sam." Verwundert sah ich Jack an. Seine Augen waren kalt.„Ich habe wirklich keine Ahnung, was es ihm gebracht haben könnte, Klaus so zu verärgern, aber ich bin mir sicher, dass er das mit voller Absicht gemacht hat." Plötzlich packte der Vampir mich bei den Schultern und sah mir eindringlich in die Augen.„Auch wenn Kira mir mehr bedeutet als mein Leben, Sam, du bist und bleibst meine beste Freundin."„Gut zu wissen."„Verachte mich nicht für das, was ich getan habe. Ich werde jetzt zu Eric gehen, mir Kira schnappen und dann mit ihr von hier verschwinden. Und ich will, dass du dasselbe tust."„Jack..."„Ich glaube nicht, dass du uns begleiten wirst, Sam. Der Grund, warum du jahrelang bei mir geblieben bist, liegt auch nicht nur rein in unserer Freundschaft, aber wir beide wussten, dass dieser Tag kommen würde. Wir sind kein Liebespaar und deshalb war es klar, dass jeder von uns irgendwann seinen eigenen Weg gehen würde."„Ich weiß", murmelte ich. „Dann tu das, was du schon längst hättest tun sollen. Geh zu Klaus. Du weißt, dass ich ihn nicht sonderlich mag, aber du liebst ihn. Egal was vorgefallen ist. Geh zu ihm und erzähl ihm die Wahrheit."„Das kann ich nicht", gab ich kleinlaut zu, was Jack auflachen ließ.„Sam, du hast nichts getan, wofür du dich schämen müsstest. Ganz im Gegenteil. Es war schon lange an der Zeit für dich zu gehen, doch du hast es nicht getan. Diese Familie ist nichts für dich. Eric und Kira sind nichts für dich und ich... ich auch nicht mehr." Schnell umarmte ich Jack. Er hatte so viel mit mir durchgestanden. Doch er hatte recht. Von jetzt an mussten wir getrennte Wege gehen. Und meiner würde mich nach Mystic Falls führen. „Ich hab dich lieb", flüsterte ich meinem besten Freund noch zu. Dieser nickte nur als Antwort, ehe er verschwand. Mit einem Mal wurde mir kalt. Das war also der Moment, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Der Moment der Wahrheit.

Never forget the past... (VampireDiaries - FF)Where stories live. Discover now