• Kapitel 24: Dima & Sascha •

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"Nervös?", fragte Capi und nahm meine Hand in seine. "Sehr", gab ich eine knappe Antwort auf seine kurze Frage zurück und fuhr mir durch die Haare. Genau eine Woche war vergangen, seit ich erfahren hatte, dass mein Freund Vater von zwei Söhnen war. Zwar war mein Vertrauen zu ihm noch immer nicht ganz wieder hergestellt, aber ich ließ mich trotzdem darauf ein, seine Jungs heute kennenzulernen. Die letzte Woche hatte er sich wirklich Mühe gegeben, mein Vertrauen zurückzugewinnen, aber ich hatte ihm zu verstehen gegeben, dass es wohl länger dauern würde als eine Woche. Wesentlich länger. Aber trotz allem was passiert war konnte und wollte ich unsere Beziehung nicht aufgeben; zu wichtig war mir das, was wir uns aufgebaut hatten. Mittlerweile erzählte mir Capi jedes kleinste Detail: Wenn er irgendwo hinging, ließ er mich haarklein wissen, wo er sein würde und was er dort tat. Manchmal schickte er mir auch Fotos, einfach um zu beweisen, dass es mich nicht anlog. Ein wenig gruselig war diese vollkommene Offenheit ja schon, denn ich musste ja wiederum auch nicht vierundzwanzig Stunden am Tag wissen, was genau er tat, aber ich war zeitgleich auch glücklich darüber, dass er sich so bemühte, unser Vertrauensverhältnis wieder aufzubauen.
Die Klingel riss mich aus meinen Gedanken und ließ Capi neben mir aufspringen. Nicht nur für mich war das heute ein besonderer Tag: Die beiden würden heute testweise das erste Mal bei Capi übernachten. Er war extra früh aufgestanden, hatte die ganze Wohnung durchgelüftet und war wie ein Putzlappen schwingender und staubwischender Tornado durch die Bude gefegt. Es war tatsächlich verdammt ordentlich. Samra hatte sein Zimmer für die Nacht geräumt, damit die Kids dort schlafen konnten, und hatte sich bei Dörte eingenistet; die beiden würden später noch dazustoßen.
Aus Richtung der Tür vernahm ich zwei Kinderstimmen und eine Frau, mit welcher Capi zu diskutieren schien. Nur wenige Augenblicke später konnte ich hören, wie kleine Schritte in meine Richtung gerannt kamen. Und dann standen sie auch schon im Wohnzimmer. Als sie mich sahen, blieben sie augenblicklich stehen und starrten mich an. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte, sondern stand einfach nur auf. Es war wirklich verblüffend: Ich könnte schwören, dass vor mir zwei Mini-Versionen von Capi standen. Ihren Vater konnten die beiden auf keinen Fall verleugnen. Sie hatten seine schönen braunen Augen und das selbe dichte, dunkelbraune Haar. Vorsichtig ging ich auf die Jungs zu und hockte mich vor ihnen hin. Sie verfolgten jede meiner Bewegungen, egal wie klein sie auch war. Ich schluckte den riesigen Kloß in meinem Hals herunter und streckte ihnen meine Hand hin: "Hi, ich bin Lora. Freut mich, euch kennenzulernen." Ich lächelte, und nach einem kurzen Moment wurde mein Lächeln auch erwidert. "Ich bin Dima", stellte sich der Größere der beiden Brüder vor und schüttelte meine Hand. "Und i-ich bin Sascha", sagte der Kleine noch etwas zögerlicher und auch er nahm meine Hand und schüttelte sie zur Begrüßung. "Zeigst du uns, wo unsere Rucksäcke hinkommen?", fragte Dima und ich nickte, stand auf und führte sie in Samras Zimmer. Auch dieses war perfekt aufgeräumt worden, und ich weiß nicht, wie Samra es geschafft hatte, aber auch der Zigarettengeruch war verschwunden. Zu sagen, dass ich begeistert war, war eindeutig eine Untertreibung.
Ich half den beiden und zeigte ihnen die Wohnung, während Capi noch etwas mit seiner Ex diskutierte, wobei der Umgangston nicht gerade freundlich zu sein schien. Nach etwa fünfzehn Minuten hörte ich die Tür mit einem etwas lauteren Knall ins Schloss fallen und Capi, der leise murmelnd auf russisch vor sich her fluchte, kam zu uns ins Wohnzimmer. "Alles okay?", fragte ich nach und er nickte nur kurz, während sich ein Lächeln auf sein Gesicht schlich. "Worauf habt ihr Lust?", hakte er bei den Jungs nach und sie grübelten kurz. "Ich weiß nicht", antwortete Sascha und lief auf Capi zu, nur um von ihm auf seinen Schoß gezogen zu werden. "Wo ist Onkel Sami?", wollte Dima nun interessiert wissen und ich erklärte ihm, dass er später mit seiner Freundin auf einen Kaffee vorbeikommen würde. Da kam mir eine Idee. "Ich bin sofort wieder da", verkündete ich und verließ schnell die Wohnung, nur um in meine eigene zu gehen. Dort suchte ich schnell alle wichtigen Zutaten für Waffeln zusammen, schnappte mir mein Waffeleisen und trug alles in Capis Wohnung. Dort stellte ich das Zeug in der Küche ab und rief alle zu mir. Als die Jungs das Waffeleisen sahen, waren sie sofort hellauf begeistert. "Immer, wenn bei uns jemand zum Kaffee kam, hat mein Papa mit mir Waffeln gebacken. Ich weiß noch, dass ich mich jedes Mal drauf gefreut hab, also dachte ich, wir könnten das auch machen", erklärte ich und Capi drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Du bist die beste, Baby", flüsterte er in mein Ohr und meine Wangen färbten sich rosa.

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