• Kapitel 1: Der Einzug •

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Das  es gerade mich nach Berlin ziehen würde hätte ich niemals gedacht.  Hätte mir vor ein paar Wochen noch jemand gesagt, dass ich mal mit all  meinem Hab und Gut vor der Tür eines Wohnhauses in der Hauptstadt stehen  würde, bereit dort einzuziehen, hätte ich diese Person wahrscheinlich  ausgelacht oder geschlagen. Aber hier war ich, vollbepackt und bereit  für mein neues Leben.
Durch  ein nicht ausschlagbares Jobangebot bei einer der bekanntesten  deutschen Zeitschriften, also quasi meinem Traumjob, hatte es mich doch  vom Land in die Stadt verschlagen. Ich war nie wirklich ein Fan vom  Großstadtleben gewesen, und so hatte es mich nur für Festivals oder  Konzerte dort hingezogen. Jetzt jedoch steckte ich zum was weiß ich wie vielten  Mal schon den Schlüssel zu meiner neuen Bleibe ins Schloss, drehte ihn  und öffnete die quietschende Haustür. Die müsste dringend geölt werden. 
Ich  betrachtete den Hausflur: Es war nicht das schönste Haus, das war mir  jedoch auch nicht wichtig gewesen. Ich wollte eine bezahlbare, aber  nicht heruntergekommene Wohnung. Etwas, worin man sich wohlfühlen  konnte, und ich war mir sicher, dass ich das mit dieser Wohnung gefunden  hatte. Langsam schleppte ich die letzten beiden Taschen die Treppe nach  oben in den ersten Stock. Den Rest hatte ich mit Hilfe meines Vaters  und meines großen Bruders schon nach oben befördert, jedoch mussten sich  die beiden frühzeitig von mir verabschieden: Ihnen stand nun doch eine  längere Rückfahrt in meine alte osthessische Heimat bevor, und ich  wollte nicht, dass sie zu spät ankamen.
Vorsichtig  stellte ich die Taschen vor meiner Wohnungstür ab und kramte den losen  Schlüssel aus meiner Hosentasche, bevor ich auch den langsam ins Schloss  gleiten ließ. Die Tür öffnete sich geräuschlos, und mit meinen letzten  Kräften trug ich die Taschen in mein neues Heim. Hinter mir fiel die Tür  ins Schloss. Das war es also: Ich war offiziell eingezogen.

Nach  einer weiteren Stunde mühevoller Arbeit hatte ich auch den letzten  Karton einsortiert und die letzten Klamotten eingeräumt. Mit einem  erschöpften, aber zufriedenen Gesichtsausdruck bewegte ich mich in  Richtung der Dusche. Langsam zog ich mich aus, bedacht darauf, mich  nicht zu viel zu bewegen; der Muskelkater war schon mehr als spürbar.  Sobald ich den warmen Strahl der Dusche auf meiner nackten,  verschwitzten Haut vernahm, entspannte sich mein Körper jedoch sofort  und ich gab einen zufriedenen Laut von mir. Ich öffnete meinen Dutt und  meine braunen, schulterlangen Haare fielen mir ins Gesicht. Schnell  wusch ich erst meine Haare und dann meinen Körper, bevor ich die  Duschkabine wieder verließ und meinen Körper in ein Handtuch wickelte.  Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es mittlerweile schon neun Uhr  am Abend war. Wie auf Kommando meldete sich nun auch mein Magen zu Wort:  Bei all dem Umzugsstress hatte ich völlig vergessen, was Ordentliches  zu essen, also schlüpfte ich schnell in meinen grauen Sport-BH von  Calvin Klein und eng anliegende schwarze Shorts, bevor ich mich auf den  Weg in die Küche machte. Dort angekommen warf ich einen Blick in den  Kühlschrank, welcher jedoch sehr ernüchternd ausfiel, da ich nichts  außer gähnender Leere vorfand. Kein Wunder, Zeit zum Einkaufen hatte ich  während des Umzugs keine gehabt, weshalb ich kurzerhand nach der Nummer  des nächstbesten Lieferdienstes googelte und mir eine große Pizza  bestellte.
Diese  traf nach nur zwanzig Minuten bei mir ein. Mit Hunger im Bauch und Geld  in meiner Hand öffnete ich dem Pizzaboten die Tür, bezahlte mein Essen  und lief so schnell wie möglich wieder in meine Wohnung. Sofort  platzierte ich mich auf meinem gemütlichen Sofa, öffnete den dampfenden  Karton, startete Netflix auf meinem Fernseher und entschied mich für  "Haus des Geldes". Während die Folge lief aß ich in seelenruhig die  Pizza auf und genehmigte mir ein Bier, welches ich mir nach all dem  Stress und dem Fertigeinrichten der Wohnung auch wirklich verdient  hatte. Langsam stieg auch die Aufregung in mir: Morgen würde mein erster  Arbeitstag im neuen Job sein. Ich war sehr drauf bedacht einen guten  ersten Eindruck zu hinterlassen, weshalb ich mich dazu entschloss, für  meine Verhältnisse relativ früh schlafen zu gehen. Um halb elf also lag  ich dann eingekuschelt in meinem Bett, bereit dafür, die erste Nacht in  meinem neuen Zuhause zu verbringen. 

bad neighbors :: capital braWhere stories live. Discover now