• Kapitel 8: Die Release-Party •

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Es war achtzehn Uhr, als ich beschloss, mich fertigzumachen. Schnell schnappte ich mir die Guccitüte, in welcher das Kleid auf mich wartete, und bewegte mich ins Bad. Dort stellte ich mich vor den Spiegel und begann damit, mich leicht zu schminken. Und wenn ich leicht sage, meine ich leicht: Ich trug ein wenig Concealer auf, um meine Augenringe zu kaschieren, zog einen dünnen, nicht zu aufdringlichen Eyeliner, trug Mascara auf und einen leicht pinken Lipgloss, um meine Lippen zu betonen. Von zu viel Make-Up hatte ich nie was gehalten, ich stand lieber zu dem, was ich zu bieten hatte.
Ich entschied mich dazu, meine Haare nach langer Zeit mal wieder zu locken, weshalb ich meinen Lockenstab anschloss, nachdem ich mein Make-Up beendet hatte. Schnell zog ich meinen Seitenscheitel nach und begann damit, mein schulterlanges, braunes Haar zu locken. Nach ungefähr zwanzig Minuten war ich auch damit fertig und machte mich an Accessoires. Ich entschied mich für kleine, silberne Creolen und gegen eine Kette. Den Schmuck legte ich an, rückte meine Brille zurecht und dann war es Zeit dafür, mich umzuziehen. Vorsichtig nahm ich das Kleid aus der Tüte und zog es an. Ich wollte nicht zu overdressed wirken, da es wahrscheinlich keine formelle Feier war (schließlich war sie im Studio), weshalb ich anstatt zu High Heels zu meinen komplett weißen, legeren Adidas Superstars griff. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es genau zwanzig Uhr war. Schnell schnappte ich mir meine oversized Jeansjacke, meine kleine, schwarze Handtasche und checkte mich noch ein letztes Mal im Spiegel, bevor es an der Tür klingelte.

Eine halbe Stunde später trafen Capi, Samra, Dörte und ich auch schon im Studio ein. Die Feier war schon im vollen Gange und erinnerte sehr an eine Hausparty: Jeder trank aus roten Bechern und es roch nach Zigaretten und nicht ganz legalen Substanzen. "Capi! Samra!", rief der Mann vor uns und schloss die beiden in eine herzliche Umarmung. "Hey Vincent, danke für diese krasse Party", bedankte sich Capi bei seinem Produzenten und Samra stellte mich und Dörte vor. Auch wir wurden in eine herzlichen Umarmung geschlossen, bevor er uns erklärte, wo sich Getränke und die Toilette befanden. "Wollt ihr was trinken?", fragte Samra und führte uns zu dem Tisch, wo viele Flaschen und saubere Becher standen. "Bier klingt gut", antwortete Dörte und auch ich entschied mich für ein Bier. Samra reichte uns die Getränke und mischte sich selbst und Capi einen Whiskey-Cola. Dieser wurde jedoch grade von einem Freund begrüßt, welcher nun auch Samra entdeckt hatte. "Samrushka, schön dich zu sehen. Glückwunsch zum Release, Bruder." "Danke Cem, bedeutet mir viel", erwiderte Samra und umarmte den breiten Südländer vor sich. "Ladies, das ist Summer Cem, ein krasser Rapper und guter Kollege von uns", stellte er ihn dann vor und auch von Summer Cem wurden wir umarmt. Die Leute hier waren mir eindeutig zu herzlich. "Freut mich, ihr könnt auch nur Cem sagen." Er überlegte einen kurzen Moment, bevor er an Dörte gewandt fragte: "Kennen wir uns?" Sie nickte nur und erklärte: "Ich hab dich mal für unser Magazin interviewt, so vor 'nem halben Jahr ungefähr." Er erinnerte sich und die beiden kamen ins Gespräch.

Dörte und ich wurden noch vielen anderen Kollegen von Capi und Samra vorgestellt: Neben Summer trafen wir KC Rebell, Ufo361, Bausa, Gringo, Luciano, Eno, King Khalil, Juju und so viele andere, dass ich mir die Namen nicht alle merken konnte. Das war nebenbei bemerkt auch echt gut für den Job, denn Dörte und ich konnten Kontakte knüpfen auf die wir eventuell zurückgreifen könnten, wenn wir sie bräuchten. Mittlerweile saß ich zusammen mit Juju und Dörte auf einem Sofa und wir unterhielten uns über Gott und die Welt, als alle begannen, von zehn runter zu zählen. Bei Null angekommen jubelten alle Partygäste und Capi und Samra fielen sich in die Arme, während ihr neuer Track "Tilidin" im Hintergrund zu Laufen begann. Alle feierten, und auch uns Mädels riss es vom Sofa. Obwohl der Track nicht sonderlich tanzbar war, war die Stimmung super. Kaum war der Track vorbei, wurden die beiden von Vincent mit Champagner übergossen. Lecker.
Nach einer Welle von Glückwünschen trieb es die Stars des Abends doch wieder zu uns. "Glückwunsch auch von mir. Ich würd euch ja umarmen aber ihr tropft und ich will das Kleid nicht versauen", erklärte ich und lächelte die Jungs an. Capi musterte mich und kam mir näher. "Du siehst übrigens klasse aus", sagte er und strich mir meine Haare hinters Ohr. Ich wurde rot und wies ihn und Samra an, dafür zu sorgen, schnell wieder trocken zu werden. Sie verschwanden und ich drehte mich zu Dörte und Juju, die mich angrinsten. "Was läuft da mit Capi?", fragte Juju neckisch und wackelte mit den Augenbrauen. "Sie haben rumgemacht", platzte es aus Dörte und Juju riss ihren Mund auf. "Krass, also seid ihr zusammen oder so?" Schnell schüttelte ich den Kopf. "Ich hab selber keine Ahnung. Eigentlich.." "Jaja, eigentlich kannst du ihn gar nicht leiden. Erzähl das meiner tauben Oma", unterbrach mich Dörte und zwang mich, Juju alles zu erzählen. Durch den Alkohol in meinem Blut fiel mir das auch gar nicht schwer, außerdem war sie mir echt sympathisch. Mich interessierte es nicht, ob sie berühmt war oder so, das interessierte mich hier bei niemandem. Mir war der Mensch wichtig, nicht die Karriere.
Ein paar Minuten später stießen Capi und Samra wieder zu uns, jetzt in trockenen Klamotten. "Wir haben immer Sachen hier, falls wir mal 'ne Nachtschicht einlegen und hierbleiben. Sind ja nicht reudig oder so", erklärte Samra, als er unsere verwirrten Blicke sah. Capi stand neben mir und legte vorsichtig seinen Arm um meine untere Hüfte. Er trug mittlerweile seine weißen Air Force, ein einfaches, weißes Shirt und seinen heißgeliebten Jogginganzug von Gucci. "Wir matchen", erkannte er und ich musste grinsen. "Übrigens", fügte er noch an, "Ich kanns echt nicht oft genug sagen, aber du siehst so heiß aus in dem Kleid." "Danke", sagte ich nur und striff mit meiner Hand seine an meiner Hüfte. Plötzlich ertönte ein mir sehr gut bekanntes Lied aus den Boxen: One Night Stand. "Ich weiß nicht, ob du den Song kennst, aber ich mag den echt gern, deswegen muss ich jetzt mit den Mädels tanzen gehen", erklärte ich ihm mit ironiegeladener Stimme und ein stolzes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als ich mich von ihm löste und begann, mit Juju und Dörte zu tanzen. Ich bewegte mich zur Musik, wobei ich trotz allem Capis Blick auf mir spüren konnte, welcher sich mit Samra unterhielt. Er nahm einen Schluck von seinem Getränk und ich blickte ihm in die Augen, als er die Wörter des russischen Refrains mit seinen Lippen formte, als wären sie nur für mich gemacht. Ich hatte den Text vor ein paar Tagen übersetzt, und das er mir diese schönen Worte im Moment widmete, brachte mir die Röte zurück in mein Gesicht, gemeinsam mit einem zarten Lächeln. Ich sollte aufhören, immer so schüchtern zu sein. Entschlossen winkte ich ihn zu mir, was sein verschmitztes Grinsen nur noch breiter werden ließ. Er zog Samra mit sich und ließ seinen Becher stehen. Nur ein paar Augenblicke später spürte ich seine Präsenz hinter mir und seine Hände wieder an meiner Hüfte. Er lehnte sich zu mir runter und raunte mir den Text der Strophe ins Ohr, welche gerade lief: "Ja, sie regt mich manchmal auf, doch ihr Lächeln bringt mich runter. Ja, sie kennt den Bratan, man, sie kennt sogar mein' Bunker. Ja, ich fühl' mich frei, wenn ich einfach mit ihr rumfahr'. Komm, wir fliegen nach Dubai und ich kauf' dir fette Klunker." "Dubai klingt gut", scherzte ich und drehte mich zu ihm um. Mir war egal, dass wir beobachtet wurden, und ihn schien es auch nicht zu interessieren. "Wann hast du Zeit?", erwiderte er und zog mir näher an sich heran. "Zur Zeit ist schlecht, außerdem hab ich nicht gesagt, dass ich mit dir dahin will", neckte ich ihn und drehte mich wieder von ihm weg, nur um seine Brust an meinem Rücken zu spüren. Mein Blick glitt zu Dörte, hinter welcher sich Samra befand. Die beiden tanzten eng miteinander und er flüsterte ihr irgendwas ins Ohr. Juju war mittlerweile nicht mehr bei uns, sie war wahrscheinlich rauchen oder so. "Warum so frech?", riss mich Capi aus meinen Gedanken und zog mich an der Hüfte noch näher zu sich, sodass sich mein Unterkörper nun gegen seinen drückte. "Ich wird ganz bestimmt nicht "Ja" zu allem sagen, so wie deine anderen Weiber." Das Lied hatte mittlerweile gewechselt und ich bewegte meine Hüfte gegen seine. "Genau das macht dich besser als die anderen", entgegnete er mir und ließ seinen Kopf in meine Halsbeuge wandern. Er drückte mir einen Kuss auf den Hals und fügte mit rauer Stimme an: "Du fickst meinen Kopf." "Ich fick deinen Kopf?" Und wieder drehte ich mich zu ihm um, ließ meine Hand in seinen Nacken wandern und zog ihm zu mir runter. "Wer hat mich denn in der Umkleide geküsst?", fragte ich ihn und ließ meine Lippen über seinen schweben. Er wollte mich küssen, doch ich zog grinsend meinen Kopf zurück und sah ihn an. Seine Augen verdunkelten sich und er leckte sich über die Lippen. "Du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten: Den Raum nebenan oder deine Wohnung."

Fünf Minuten später saßen wir zusammen im Taxi.

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Meddl Leude,
Und wiedermal ein Kapitel dieser Fanfiction! Es wird immer spannender zwischen den beiden! Habt ihr irgendwelche Vorahnungen oder Vermutungen? Lasst es uns wissen! Über Feedback würden wir uns natürlich auch freuen.
PS: Die aufgezählten Rapper sind einfach schonmal aufgetretene Features von Capi. Uns ist klar, dass die nicht alle aus Berlin kommen. Aber für 'ne Release-Party kann man sich ja mal hingönnen.

thx lg,
l&d.

bad neighbors :: capital braWhere stories live. Discover now