Wie geht es jetzt weiter?

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Eine Woche hat es gedauert, bis ich den Großmeister wieder davon abbringen konnte, mir die Seiten aus den Händen zu reißen. Ich muss wohl doch wieder etwas vorsichtiger sein. Irgendetwas oder irgendwer scheint ihn verärgert zu haben!

Also, lest schnell! Ich bin dann mal kurz unsichtbar ;-)

GLG eure Chaoshexe



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Kapitel 24

Angekommen zuhause halfen uns die Bediensteten, das Kind nach oben zu bringen. Mrs. Frederickson stand nur neben dem Bett und sagte nichts. Als Mrs. Cormac endlich eintraf schickte sie uns alle hinaus, mit der Bemerkung, dass sich Alex sofort hinlegen sollte, bevor sie in Ohnmacht fällt.

Als Shay, Gist und ich mit ihr draußen vor der Tür standen, sagte sie nur, das wäre eine gute Idee und sackte vor meinen Füßen zusammen. Ich brachte sie hinüber in mein Schlafzimmer und blieb an ihrem Bett sitzen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Faith bei dem Jungen fertig war. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, doch sie teilte uns mit, dass die Wunde nicht tief gewesen wäre und wir nur aufpassen sollten, dass er noch nicht aufsteht. Und sie gab Anweisung, was er essen und trinken sollte.

Danach sah sie sich Alex noch an, gab aber Entwarnung, mit den Worten, es sei nur eine Ohnmacht und nichts schlimmeres. Erleichtert atmete ich auf und Faith verabschiedete sich. Shay und Gist blieben noch unten im Salon und unterhielten sich leise. Ich aber konnte hier nicht von ihrem Bett weg, ich hatte Angst, ich könnte etwas verpassen.

Und wieder ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass ich diese Frau nicht gehen lassen kann! Ich wechselte den kühlen Lappen auf ihrer Stirn und strich ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Ich nahm ihre Hand in meine und versuchte sie zu wärmen, sie war eiskalt! Dann endlich öffnete Alex wieder die Augen und sah mich fragend an. Die erste Frage, nachdem wie lange sie weg war, konnte ich beruhigend beantworten. Genauso wie ihre Besorgnis über ihren Sohn.

Bei dem Gedanken an ihr krankes Kind war sie zu schnell hoch gekommen und ich sah, wie der Schwindel wiederkam. In kurzen Sätzen versuchte ich sie zu beruhigen und gab das wieder, was Faith mir mitgeteilt hatte. Die nächste Frage konnte ich vollstens verstehen, ob sie zu ihm dürfte. Doch ich sähe es lieber, wenn sie sich noch ein wenig erholte. Sie wollte schon die Beine aus dem Bett schwingen, als es an der Tür klopfte.

Hatte man nicht einmal seine Ruhe hier? Shay bat um ein Gespräch unter vier Augen! Ich gab Mrs. Frederickson noch einen Kuss auf die Stirn und ging mit ihm hinunter. Was konnte jetzt so wichtig sein?

Wir gingen in mein Arbeitszimmer und Shay kam gleich auf den Punkt, denn ihm brannte, natürlich, diese Sache mit der Schatulle und dem Manuskript unter den Fingernägeln!

„Master Kenway, wir sollten uns zügig auf den Weg machen, denn ich weiß aus sicherer Quelle, dass wir uns dringend an den Chevalier halten sollten. Doch nach dem Duell ist er abgereist und hat verständlicherweise kein Ziel angegeben." Dieser Louis-Joseph war mir ein Dorn im Auge! Er machte nur Ärger.

„Dann solltet ihr den Hinweisen nachgehen und sehen, ob ihr eine weitere Spur findet. Ich werde Charles und Thomas ebenfalls darauf ansetzen." und ich merkte, dass ich genervt klang. Aber ich konnte nicht immer alles unter Kontrolle halten.

„Apropos Charles, was erwartet ihn eigentlich noch für eine Strafe? Ihr sagtet, dass er für seine abscheuliche Tat an Mrs. Frederickson bezahlen wird. Und wenn ich offen sein darf, ungestraft sollte man ihn nicht davon kommen lassen!" kam es neugierig von Shay mit einer sehr freudigen Erwartung in der Stimme.

Er hatte Recht, was konnte ich tun, um Lee zu bestrafen? Ich konnte ihn schlecht des Ordens verweisen. Er war wichtig für uns, unser Werk und die Armee. Das war eine schwierige Frage und sie lastete schon einige Tage auf mir. Ich konnte Alexandra verstehen, dass sie ihn bestraft sehen wollte. Doch so einfach war das nicht. Faith war derselben Meinung wie sie, sie hatte einen großen Hass gegen ihn. Und... wenn ich ehrlich sein darf, war er wirklich mehr ein Sadist als ein Menschenfreund. Ihm waren seine Mitmenschen egal, es sei denn, sie brachten für ihn einen Nutzen und seiner Karriere!

„Wir werden sehen, Master Cormac. Und erst einmal muss der Junge wieder auf den Beinen sein, dann sehen wir weiter." Ich erhob mich, denn meine Gedanken waren in weite Ferne gerückt. Diese Frau machte mich wahnsinnig und nicht nur mich, ich sah es Master Cormac an. Er war alles andere begeistert. Umgekehrt sollte er sich aber auch einmal Gedanken über seine Taten machen, wenn es um seine Frau und meine kleine Schwester ging. Er würde über Leichen für sie gehen!

Würde ich das auch tun? Würde ich für diese Frau ebenso handeln? Die ganzen Lektionen von Reginald waren dahin, denn ich konnte meine Emotionen nicht so verbergen, wie ich es gerne wollte und ich spürte, dass auch Shay meinen Zwiespalt sah. Innerlich hoffte ich, dass er mich verstehen würde. Doch irgendwie hatte ich immer mehr den Eindruck, dass er nicht gut zu sprechen war auf Mrs. Frederickson.

Wir besprachen noch kurz das nächste Prozedere und waren uns vorerst einig, dass wir in den nächsten Tagen aufbrechen werden, um diese Artefakte wieder an uns zu bringen! Jetzt musste ich es nur noch Alexandra erklären. Warum in drei Teufels Namen, fiel mir das so schwer?

Ich erhob mich und verabschiedete den Iren. Langsam ging ich die Treppe hinauf, ich vermutete Alex bei ihrem Sohn, denn... sie war Mutter. Meine eigene hätte auch an meinem Bett gesessen. Und ich fühlte wieder diesen Stich, dass ich sie vermisste!

Vorsichtig klopfte ich und trat dann ein. Als ich Mrs. Frederickson sah, fühlte ich mich erleichtert, denn sie hatte wieder Farbe im Gesicht und sah besser aus, als noch vorhin. Mrs. Wallace hatte wieder ganze Arbeit geleistet.

Als ich aber sagte, dass ich diese Frau zur Not auch einsperren würde, damit sie Shay nicht in die Finger bekäme, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Denn... hatte ich mit Alex etwas anderes gemacht? Und auch sie bemerkte meine Aussage und drückte nur meine Hand, denn sie schien es zu verstehen, dass ich es nicht so gemeint hatte.

Plötzlich wurde Yannick wach und rief nach seiner Mutter, doch es dauerte nicht lange und er war wieder eingenickt. Alex war schon wieder in voller Alarmbereitschaft und ich fand es erstaunlich, wie schnell sie reagieren konnte, wenn es um das Wohl ihres Kindes ging. „Was hat Miss Cormac denn noch erzählt? Wie lange wird es dauern, bis Yannick wieder auf den Beinen ist?" Es klang weniger nach einer interessierten Frage, als nach einer Ablenkung, die sie suchte. Aber auch dahingehend konnte ich sie beruhigen, denn in drei oder vier Tagen sollte er wieder auf den Beinen sein.

Als ich erklärte, dass Faith den Rat gegeben hatte, dem Jungen Wein in geringen Mengen zu geben, bekam ich es mit der Angst zu tun. Denn Mrs. Frederickson kicherte völlig ungehalten und fragte nur, ob das mein Ernst sei. Doch sie erklärte mir dann, dass es in ihrer Zeit unüblich, sogar ungesund sei, so viel Wein oder ähnliches zu sich zunehmen. Er sollte ja auch kein ganzes Fass leeren und als ich versprach, darauf zu achten, dass es eine überschaubare Menge blieb, sah ich plötzlich eine Trauer in ihrem Gesicht. Doch woher sie rührte, konnte ich nicht deuten.

Dann erklärte sie mir, dass sie die Nacht lieber hier verbringen wollte. Auf der einen Seite konnte ich das verstehen, aber mein Herz hatte kein Verständnis, doch ich unterband dieses Gefühl und fragte, ob ich ihr helfen könne, ein paar Sachen hierher zu holen. Alex wollte jedoch selber nachsehen, was sie benötigt und als ich sah, dass sie schwankend aufstand, hielt ich sie fest, aus Angst sie könne wieder in Ohnmacht fallen.

Sie lächelte mich aber nur an und sagte, ihr sei der Fuß durch das unbequeme Sitzen eingeschlafen. Das beruhigte mich und so gingen wir hinüber in mein Schlafzimmer. Umständlich kramte Alex ein paar Dinge zusammen und es fiel ein Buch aus der Truhe. Eines was ganz anders aussah, als die Bücher die ich kannte. Es war ein bunter Einband und es war ein Mann darauf abgebildet.

Es hieß „Forsaken" und ein Oliver Bowden hatte es geschrieben. Da ich ebenso neugierig wie meine Mrs. Frederickson bin, schlug ich es auf und staunte nicht schlecht. Auf der ersten Seite las ich nur Auszüge aus Haytham E. Kenways Tagebüchern. Im ersten Moment fehlten mir die Worte und ich las die nächste Seite, es fing mit meinen damals neuen Einträgen an, nach dem Tod von Vater! WIE war das möglich?

Die Tagebücher des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten - Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt