Die Wahrheit Und Nichts Als Die Wahrheit ...

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Kapitel 14

Also stellte ich ihr die Frage, die mich am meisten interessierte. „Aha, diese Brig dürfte nicht einmal existieren! Das wisst ihr doch, oder etwa nicht? Wie seid ihr in ihren Besitz gelangt?“ Die Antwort fiel sehr sehr kurz aus. „Edward hat sie mir überschrieben, da er mit seiner Vergangenheit abschließen wollte und damit das Gerede über ihn endlich ein Ende nimmt!“

Ich nahm meine Hand von ihrem Hals, nicht ohne den Gedanken, dass ihre Haut unglaublich weich war. Nein, nicht diese Gedanken... mahnte ich mich selber!

Diese Erzählung war mir zu kurz und nicht schlüssig, also fragte ich nach, ob mein Vater ihr das Schiff einfach so überlassen hat, denn ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Doch die nächsten Dinge, die sie zu berichten hatte, waren mehr als unglaublich! Ich hoffe, ich bringe alles richtig wieder zu Papier, denn es ist eine Menge gewesen. Angefangen mit „Es war Ende November 1735! Ein paar Tage vor eurem 10. Geburtstag!“ Vor meinem... Sie war damals anwesend, bei dem Überfall? Ich hoffte inständig, dass sie nicht daran beteiligt war! Also fragte ich nach, wie es weiterging. „Weiter? Das war es. Euer Vater übergab mir die Schenkungsurkunde und ich reiste ab!“ 

Innerlich verdrehte ich die Augen, verstand sie nicht, WAS ich meinte? Aber mir kam gerade ein anderer Gedanke. Wenn sie vor über 20 Jahren dort war, musste sie schon in ihren 20ern gewesen sein oder sogar älter. Das heißt, sie müsste demnach jetzt so das alter meines Vaters haben! Sie sah aber nicht danach aus. Und diese Vermutung tat ich kund! 

Und schon wieder bekam ich eine patzige Antwort, sie trieb mich zur Weißglut! „Ich weiß es nicht, Master Kenway! Aber ich muss schon sagen, ihr habt ein sehr schlechtes Gedächtnis. Ihr erinnert euch nicht an mich? Traurig, aber naja, was sollte ich auch anderes erwarten.“ Ich atmete tief durch und fragte sie, ob sie die Güte hätte mir mitzuteilen, warum ich gerade SIE in Erinnerung behalten haben sollte. 

Doch sie war mit ihrer Art noch nicht fertig. „Also schön... ehrlich gesagt, ich bin müde, ich bin in schlechter Verfassung und habe nicht mehr die Geduld und Lust, mich mit euch auseinander zusetzen. Aber ich habe eine Bedingung!“ Das konnte nicht ihr Ernst sein. Gerade als ich sie darauf hinweisen wollte, dass es nicht an IHR sei Bedingungen zu stellen, fuhr sie mir lautstark über den Mund. 

„Verdammt nochmal, ich will ja nicht, dass ihr eure Niere dafür spendet! Master Cormac, Master Haytham. Ich werde euch alles erzählen, aber nur, wenn ich euer Wort habe, dass nichts davon irgendwo oder irgendwann schriftlich auftaucht! Es bleibt hier in diesen Räumlichkeiten und niemand, auch nicht Master Lee oder sonst irgendwer darf davon erfahren! Versprecht es!“ Darauf fiel mir nichts ein, was sollte so wichtig und so geheim sein, dass es nur in diesem Raum bleiben sollte? Aber ich sah Shay an, der kurz nickte und wir versicherten ihr, dass sie unser Wort hat.

Doch mit dem, was sie jetzt erzählte, habe ich weiß Gott nicht gerechnet! 

„Meinen Namen wisst ihr bereits und dieser stimmt auch. Ich werde im Mai 1976 geboren. Ihr seht, ich bin eigentlich noch gar nicht da. Ausgebildet zur Assassine wurde ich ab meinem 11. Lebensjahr. Ich lebe in der Nähe von Hannover, für euch ist das noch Preußen, wenn ich mich recht erinnere. Dort haben wir unser Büro und einige Einheiten.  Meine Bruderschaft hat im Jahr 2000 ein Artefakt der Vorläufer bergen können. Mit diesem ist es uns möglich gewesen, in der Zeit zur reisen. Die erste Reise trat ich an, da war ich noch alleinstehend und somit ging ich kein größeres Risiko ein.“ Sie sah mich erwartungsvoll an, aber ich konnte nichts sagen. Als sie jedoch anstalten machte sich zu erheben, wurde ich misstrauisch. Doch sie hob nur die Hand und erklärte, dass sie so besser reden könne und sie nicht die Absicht hätte uns umzubringen.

Die Tagebücher des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten - Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt