𝐸𝑖𝑛 𝐹𝑒𝑛𝑠𝑡𝑒𝑟 𝑣𝑒𝑟𝑠𝑐ℎ𝑤𝑖𝑛𝑑𝑒𝑡

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Lia

Ich lag friedlich schlafend in meinem unbequemen Bett, das eigentlich nur aus einer hohen, harten Matratze bestand und träumte von nichts. Ich hasste Nächte, die nur von Schwärze gefüllt waren. Plötzlich wurde ich auf den harten Holzboden gestoßen. Ich stöhnte auf und atmete genervt aus.

»Kannst du mich nicht einmal wie ein normaler Mensch wecken? Wäre das zu schaffen?«, keifte ich meinen Bruder, oder eher seine Füße, die in meinem Blickfeld lagen, an und warf ihm meinen Todesblick zu.

Harry stand mit verschränkten Armen und einem frechen Grinsen im Gesicht vor mir.

»Nein, sonst wachst du doch nicht auf. Dudley hat heute Geburtstag und ich sollte dich wecken gehen«, erwiderte Harry erst belustigt, dann hasserfüllt.

Bei dem Namen meines Cousins verzog ich eine angewiderte Grimasse. Ich hasste ihn. Anders konnte man es nicht sagen.

»Ich beeile mich«, sagte ich genervt zu Harry und dann verschwand er auch schon aus meinem Zimmer.

Es war ein kleiner ausgebauter Raum auf dem Dachboden. Jedoch um einiges größer als Harrys Besenkammer unter der Treppe. Allgemein hatten wir es nicht sonderlich gut. Während Harry viel in der Küche arbeiten musste, wie kochen und abspülen, musste ich unsere Wäsche mit der Hand waschen, auch wenn es nicht gerade sehr viel war und den Boden schrubben. Eigentlich waren wir sowas wie Bedienstete für unsere Verwandten, deren Bezahlung etwas zu Essen war, aber auch nur wenn wir uns gut benahmen.

Ich krabbelte zu einem Karton, indem meine Klamotten verstaut waren, die früher meiner verstorbenen Mutter gehört hatten. Ich hatte sie nie kennenlernen dürfen, ich war noch ein Baby als sie starb. Ich holte mir schwarze Socken, eine schwarze ausgewaschen Jeans und ein gelbes schlabberig anliegendes T-Shirt heraus und zog mich um. Meine langen rot-braunen Locken ließ ich offen über meine Schultern fallen.

Als ich fertig war, kletterte ich die morsche Leiter hinab, die zum Dachboden führte und stieg dann die knarzende Treppe runter, unter der Harrys Kammer lag. Im Flur traf ich auf Harry, der auf mich gewartet zu haben schien. Zusammen betraten wir die Küche. Der ganze Tisch war über und über bedeckt mit Geburtstagsgeschenken. Offenbar hatte Dudley den neuen Computer bekommen, den er sich gewünscht hatte, und auch noch den zweiten Fernseher und das Rennrad. Warum Dudley eigentlich ein Rennrad haben wollte, war mir ein Rätsel, denn er war sehr dick und verabscheute Sport.

Harry machte sich an die Arbeit den Schinken anzubraten und ich begann den vollge-
stellten Tisch zu decken. Onkel Vernon kam in die Küche als ich gerade versuchte die Teller aufzustellen ohne, dass sie von den Geschenken wieder runter geschoben wurden.

»Kämm dir die Haare!«, bellte er als Morgengruß.

Etwa einmal die Woche spähte Onkel Vernon über seine Zeitung und rief, Harry müsse endlich einmal zum Friseur. Harry musste öfter beim Friseur gewesen sein als alle Jungen unserer Klasse zusammen, doch es half nichts. Sein Haar wucherte einfach vor sich hin - wie ein wilder Garten.

Ich stellte gerade das letzte Glas auf den Tisch, als Dudley mit seiner Mutter in die Küche kam. Dudley sah Onkel Vernon auffällig ähnlich. Er hatte ein breites, rosa Gesicht, nicht viel Hals, kleine, wässrige blaue Augen und dichtes blondes Haar, das glatt auf seinem runden, fetten Kopf lag. Tante Petunia sagte oft, dass Dudley aussehe wie ein kleiner Engel - Harry sagte oft, Dudley sehe aus wie ein Schwein mit Perücke, was mir jedesmal einen Lacher entlockte.

Harry stellte die Teller mit Eiern und Schinken auf den Tisch, was schwierig war, denn viel Platz gab es ja nicht. Dudley zählte unterdessen seine Geschenke. Er zog eine Schnute.

Avventura - Harry Potter Fan-Fiction IWhere stories live. Discover now