Kapitel 9: Unerwarteter Besuch

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"Rebecca, hier ist Besuch für dich", sagt Schwester Linda, als sie mein Zimmer betritt. Ich schaue an ihr vorbei und traue meinen Augen nicht. Tom, mein Freund, geht hinter ihr.
"Hallo Süße, wie geht's dir? Mensch, was machst du denn für Sachen?", begrüßt er mich und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Tom! Was machst du denn hier?" Ich bin so perplex, dass das das Einzige ist, was ich hervorbringe.
"Ich freue mich auch, dich zu sehen", lächelt er ironisch. "Ich bin heute morgen sofort mit dem ersten Flieger zurück nach Köln gekommen, um dich zu sehen, nachdem Larissa mir erzählt hat, was passiert ist. Es war sowieso langweilig bei meinen Großeltern. Aber jetzt erzähl mal, wie geht's dir?"
Ich habe keine Ahnung, was ich ihm darauf antworten soll. Auf seinen Besuch war ich jetzt wirklich nicht vorbereitet, ich habe nur daran gedacht, wie ich es meinem Vater sage. "I-ich..", stottere ich und schaue Hilfe suchend zu Schwester Linda.
Doch bevor sie mir zur Hilfe kommen kann, fliegt die Tür erneut auf und niemand geringeres als mein Vater steht im Zimmer. Im selben Raum wie mein Freund, von dem er gar nichts weiß.
So war das alles nicht geplant.

"Hallo, mein Schatz, ich habe früher Feierabend bekommen, also kann ich dich jetzt schon abholen", begrüßt mich mein Vater. Als er Tom erblickt, bleibt er stehen und erstarrt. "Wer sind Sie denn?"
Tom schaut erschrocken zu mir, wahrscheinlich denkt er dasselbe wie ich. Mein Vater weiß nichts von uns. Wie komme ich bloß aus dieser Situation wieder raus?
Ich schaue zwischen den beiden hin und her und überlege fieberhaft, was ich sagen soll. Doch Tom kommt mir zuvor.
"Hallo Herr Steiner, mein Name ist Tom Reininger", stellt er sich höflich vor. "Roland Steiner, aber darf ich Sie trotzdem fragen, was Sie im Zimmer meiner Tochter zu suchen haben?", fragt mein Vater mit einem drohenden Unterton.
Tom sieht mich an: "Rebecca, ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir es nicht mehr verheimlichen können. Ich weiß, du wolltest, dass wir es für uns behalten, aber so geht es nicht mehr weiter."

"Was geht nicht weiter??", schnappt mein Vater. Ehe ich antworten kann gibt Tom zu: "Herr Steiner, Rebecca und ich haben uns letztes Jahr auf der Jugendfreizeit kennengelernt und sind seit einiger Zeit zusammen."

"Du hast einen Freund??", entweicht es meinem Vater und er schnappt nach Luft. "Wie....was....wie lange geht das schon so?? Ist er der Grund, warum du hier bist?? Rebecca, verdammt nochmal, antworte mir!! Was hat er mit dir gemacht??"
"Beruhigen Sie sich bitte", versucht Schwester Linda dazwischen zu gehen, doch Papa denkt gar nicht daran, sich zu beruhigen und wird immer lauter.
Man muss ihn bis auf den Flur hören, denn Schwester Birgit und Dr. Rohde kommen auf einmal ins Zimmer.

"Geht das bitte ein bisschen leiser, wir sind hier im Krankenhaus!", belehrt Schwester Birgit meinen Vater. Und tatsächlich senkt er seine Stimme, wenn auch nur ein wenig. Er wendet sich jetzt an die Ärztin: "Ich möchte jetzt sofort wissen, was hier los ist!! Erst wird meine Tochter hier eingeliefert, weil sie zusammengebrochen ist, dann bekomme ich einen Anruf, dass ich sie heute abholen kann und jetzt steht da so ein Halbstarker, der behauptet, der Freund meiner Tochter zu sein! Was soll das alles??"
"Also Herr Steiner, hallo erstmal. Mit ihrer Tochter habe ich schon soweit alles besprochen, und wir erklären Ihnen gerne alles, aber dafür müssen Sie zunächst mal wieder etwas runterkommen, okay? Denken Sie an Ihre Tochter", sagt sie ruhig aber dennoch bestimmt.
Das scheint zu wirken, denn er atmet einmal tief durch.
Dr. Rohde wirft mir inzwischen einen fragenden Blick zu. 'Bist du bereit?', scheint dieser zu fragen. Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig, als zu nicken. Daraufhin wendet sich die Ärztin an meinen Freund: "Tut mir leid, ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt, Tabea Rohde ist mein Name, ich bin hier die Ärztin. Du musst dann wohl Tom sein, nehme ich mal an."
"Genau, der bin ich", bestätigt er unsicher, " aber was genau ist denn jetzt mit Rebecca?"
"Das würde ich allerdings jetzt auch endlich gerne mal wissen!", ruft mein Vater, verstummt aber nach einem warnenden Blick von Schwester Birgit wieder.
"Also", beginnt die Ärztin und stellt sich schonmal unterstützend neben mich. Sie scheint wohl zu ahnen, dass ich gleich ihren Beistand brauchen werde, wenn die Nachricht mal raus ist. "Sie wissen ja, Ihre Tochter, beziehungsweise deine Freundin, kam gestern nach einem Kreislaufkollaps zu uns und hat sich dann hier mehrmals übergeben und auch weiterhin über Schwindel geklagt. Daraufhin haben wir ihr Blut abgenommen, um einen Infekt auszuschließen. Bei den Blutergebnissen war dann auch ein Wert dabei, der letztendlich das Rätsel gelöst hat."
"Ja, und weiter?", fragt mein Vater nervös.
"Vielleicht wollen Sie beide sich kurz hinsetzen?", bietet Schwester Linda Tom und meinem Vater an. Tom setzt sich wortlos auf einen Stuhl. Ob er etwas ahnt?
Mein Vater will schon wieder protestieren, doch ich halte es jetzt selbst nicht mehr aus.

"Ich bin schwanger!"

Klinik am Südring - RebeccaDove le storie prendono vita. Scoprilo ora