Kapitel 4: Krebs?

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Ich will etwas sagen, doch ich fühle mich einfach zu schlapp. Deswegen bin ich sehr erleichtert, als die Tür zu meinem Zimmer aufgeht und Frau Dr. Rohde hereinkommt. "Guten Tag, Tabea Rohde ist mein Name, ich bin hier die Kinderärztin", begrüßt sie meinen Vater. "Sie sind der Vater von Rebecca, nehme ich an?"
"Ja, allerdings, mein Name ist Roland Steiner und ich möchte sofort wissen, was mit meinem Kind los ist! Sehen Sie sie sich doch mal an, sie sieht furchtbar aus!", entfährt es meinem Vater.
Danke Papa, das hört man doch gerne, denke ich.
"Also, ich verstehe, dass Sie sich Sorgen um Ihre Tochter machen. Beruhigen Sie sich aber bitte kurz, damit ich Ihnen alles erklären kann", redet die Ärztin auf ihn ein. "Ihre Tochter kam mit ihrer Freundin zu uns, weil sie im Sportunterricht ohnmächtig geworden ist. Dabei ist sie gefallen und muss sich den Kopf gestoßen haben, denn sie hat eine kleine Beule am Hinterkopf. Das ist aber alles nicht wirklich dramatisch."
"Nicht dramatisch?! Sie haben gut reden, ist ja schließlich nicht Ihr Kind", unterbricht mein Vater sie unhöflich.
"Da haben sie Recht, Herr Steiner, aber lassen Sie mich doch bitte ausreden, okay?", entgegnet die Ärztin geduldig. "Also, aufgrund der Kopfverletzung dachten wir zunächst an eine Gehirnerschütterung, dazu würde auch die Übelkeit passen, die sie jetzt ja zeigt, sie hat ja auch schon mehrfach erbrochen. Dieser Verdacht hat sich allerdings nicht bestätigt. Was uns jetzt aber so ein bisschen wundert ist, woher der Schwindel überhaupt kam und jetzt eben auch die Übelkeit."
"Sie hat sich auch eben wieder übergeben", erklärt Schwester Birgit.
"Okay, ich seh schon, dann gib ihr am besten nochmal was dagegen und auch ein bisschen Flüssigkeit, nicht dass sie noch dehydriert, sie behält ja gerade gar nichts bei sich", meint Dr. Rohde. Schwester Birgit nickt und geht aus dem Zimmer.
"Ja und was bedeutet das jetzt??", fragt mein Vater aufgeregt.
"Das bedeutet, dass wir Ihre Tochter jetzt auf jeden Fall stationär hierbehalten und herausfinden müssen, wo die Ursache für ihre Beschwerden liegt", erklärt sie ihm ruhig.
Auf einmal wird mein Vater ganz blass. "Geht es Ihnen nicht gut?", fragt die Ärztin.
"M-mir ist eben ein Gedanke gekommen", stottert er. "Wissen Sie.. meine Frau, also Rebeccas Mutter ist vor fünf Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.. Kann es sein, dass meine Tochter das jetzt auch hat?"
"Setzen Sie sich erstmal hin", meint Dr. Rohde und mein Vater setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett.
"Erstmal, es tut mir sehr Leid, dass Ihre Frau gestorben ist. Aber dass Ihre 16-jährige Tochter an Bauchspeicheldrüsenkrebs leidet, ist in diesem Alter sehr, sehr unwahrscheinlich."
"Okay", flüstert mein Vater und schaut mich mit Tränen in den Augen an. Oje.. Ich habe ihn noch nie weinen sehen, diese Situation scheint ihn komplett zu überfordern, genauso wie mich selbst.
Schwester Birgit kommt zurück und macht meine neue Infusion fertig. Dabei erklärt die Ärztin: "Also, machen Sie sich keine Sorgen, wir warten jetzt mal bis morgen, vielleicht hat sie auch wirklich nur einen normalen Sonnenstich und morgen geht es Ihrer Tochter auch ohne eine Therapie schon besser. Falls das nicht der Fall sein sollte, werden wir weitere Tests machen, um die Ursache herauszufinden, okay?"
Mein Vater nickt und die Ärztin geht aus dem Zimmer, da eine Schwester nach ihr ruft. "Alles wird gut, machen Sie sich keine Sorgen", meint Schwester Birgit. "Gehen Sie am besten mal nach Hause und ruhen sich ein bisschen aus, Ihre Tochter ist bei uns in guten Händen."
"Das kommt gar nicht in Frage, ich bleibe hier! Ich kann doch mein Kind nicht alleine lassen", meint mein Vater.
"Papa, bitte, ich bin kein Baby mehr. Geh bitte nach Hause, du hast morgen doch wieder einen stressigen Arbeitstag. Ich komm hier schon klar", versichere ich ihm.
"Okay mein Schatz", sagt er und streicht mir über den Kopf. Dann wendet er sich an Schwester Birgit: "Aber Sie benachrichtigen mich auf jeden Fall, sobald auch nur irgendetwas passiert!"
"Natürlich machen wir das", verspricht sie ihm.

Klinik am Südring - RebeccaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt