Neubeginn B

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[ Dieses Kapitel ist das Anschlusskapitel an Entscheidungsmöglichkeit B]

Handlungsstrang: 🌼

Als ich am nächsten Morgen vom schrillen Klingen meines Weckers aufwachte, wurde ich ruckartig aus meinem traumlosen Schlaf gerissen und tastete blinzelnd auf dem Nachttisch hin und her, bis ich endlich den Snooze-Button fand und mich seufzend wieder zurück auf mein weiches Kopfkissen fallen ließ.
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich unglaublich müde, onwohl mir in diesem Moment partut nicht einfallen wollte, wie es dazu gekommen war.
Als mein Wecker dann zum zweiten Mal damit begann, wie wild auf meinen Gehörsinn einzuhämmern, setzte ich mich langsam auf und schaltete das nervige Gerät aus.
06:35 Uhr. Super.

Früh aufstehen hatte ich noch nie gemocht, schon gar nicht, wenn ich plötzlich spät dran war und auf mein Frühstück verzichten werden musste.
Um Punkt sieben leutete es zur ersten Stunde, in Sherrinford begann der Unterricht unheimlich früh, angeblich, um späte Partys unter der Woche zu verhindern.
Das klappte aber nur mäßig und als ich mir gähnend die Augen rieb und meinen Wecker wieder abstellte, bemerkte ich plötzlich einen kleinen zusammengefalteten Zettel auf meinem Nachttisch liegen.

Für John

stand in geschwungener, unverwechselbarer Handschrift darauf und in diesem Moment fiel mir wieder ein, warum es mir vorkam, als hätte ich die halbe Nacht nicht geschlafen.
Weil du die halbe Nacht nicht geschlafen hast, du Trottel !
Fast hätte ich gelacht, doch dann erinnerte ich mich daran, dass Sherlock in meinen Armen eingeschlafen war und nun jegliche Spur von ihm zu fehlen schien.
"Sherlock ?", rief ich zögernd in den Raum hinein, vielleicht war er ja im Bad.
Doch als die Antwort wie erwartet ausblieb, spürte ich einen Stich der Enttäuschung in meiner Brust, obwohl ich wusste, dass er sich am Morgen besser nicht auf diesem Schulgelände blicken lassen sollte.
Langsam griff ich nach dem kleinen Zettel, der offensichtlich aus einem Notizbuch herausgerissen worden war und klappte ihn auf.

Tut mir leid, dass ich nicht mehr da bin.
Du siehst süß aus, wenn du schläfst.
SH x

Ich las seine kurzen Worte mehrmals, grinste dabei dämlich und strich vorsichtig mit dem Finger über das kleine 'x', welches er hinter sein Namenskürzel gesetzt hatte.
Sofort verflog meine Enttäuschung und ich schob den Zettel in meine Nachttischschublade, ehe ich mit einem weiteren Blick auf meinen Wecker gehetzt aufsprang und ins Bad eilte.

Der Unterricht schien an diesem Tag ewig zu dauern, ebenso, wie den ganzen Rest der Woche.
Täglich wartete ich auf irgendein Zeichen von Sherlock, schaute auf meinem Kopfkissen, in den Schubladen, an all den verborgenen Orten, die wir besucht hatten, doch niemals fand ich auch nur das leiseste Zeichen von seiner Anwesenheit.
Am Freitag beeilte ich mich schon nicht mehr, nach dem Nachmittagsunterricht zu meinem Zimmer zu gelangen, sondern gesellte mich zu Greg und Tobias, die lachend auf dem Flur standen und jeweils eine Bierflasche in den Händen hielten.
"Also bitte, wenn das jemand sieht !", rief ich ihnen über den ganzen Flur hinweg zu und hob dabei drohend den Finger, um einen Lehrer zu imitieren.

Alkohol war hier natürlich ausdrücklich verboten, doch die Lehrerschaft hatte es zum größten Teil aufgegeben, die ausgeschenkten Getränke regelmäßig zu kontrollieren. Irgendjemand schaffte es sowieso immer, etwas an der Aufsicht vorbeizuschmuggeln.
"Wenns was zum Feiern gibt, braucht man auch was zum Trinken !", erklärte sich Tobias nur über beide Ohren grinsend, als ich bei den beiden ankam und mich zu ihnen stellte.
Fragend sah ich von ihm zu Greg, der nur noch breiter zu grinsen schien, ehe er sich mit leicht geröteten Wangen abwandte.
"Soso, was zum Feiern ? Wollt ihr mir auch sagen, was ihr feiert ?", hakte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen nach, den Kopf leicht schiefgelegt.
So peinlich berührt kenne ich Greg ja gar nicht...

"Los, sags ihm schon.", gab Tobias dem Kleineren einen Klaps auf den Rücken und als ich Gregs Antwort vernahm, hätte ich mich fast verschluckt, obwohl ich offensichtlich nichts getrunken hatte.
"Ich bin mit Mycroft zusammen.", spuckte er schließlich aus und sah mich abwartend an, während meine Augen immer größer wurden.
"M..My...Mycroft ? Mycroft Holmes ?", stotterte ich vor mich hin, wobei ich das peinliche Gefühl hatte, dass meine Ohren heiß wurden.
"Natürlich Mycroft Holmes. Oder kennst du noch einen anderen ?", lachte Tobias, ehe er mir sein Bier reichte und ich dankbar einen kräftigen Schluck davon nahm.
Greg und Mycroft ? Mycroft steht auch auf Männer ? GREG steht auf Männer ?

Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf und so nahm ich einen erneuten Schluck von dem Bier, ehe ich mir den Mund abwischte und Tobias die Flasche wieder hinhielt.
"Oh, äh... Glückwunsch !", antwortete ich dann noch immer perplex, meinte es jedoch ernst, als ich Greg in eine freundschaftliche Umarmung zog und ihm auf den Rücken klopfte.
"Danke", antwortete dieser etwas erleichtert und ich bereute es etwas, in den letzten Wochen gar nicht mehr darauf geachtet zu haben, was um mich herum geschehen war.
"Du, also... Am Samstag gibt's bei Mycroft eine große Party, Tobias kommt auch... willst du nicht auch kommen ?", schob er dann lächelnd nach und zuckte mit den Schultern.
Einen Moment versäumte ich es, zu antworten, da mein Mund schon wieder fassungslos offen stand, dann brachte ich vorsichtig hervor:" Bei Mycroft... zuhause ?"
Vielleicht ist Sherlock da.

"Klar bei ihm zuhause. Er wohnt ganz alleine in nem riesigen Haus !", lachte Greg, von meiner Frage wohl etwas verwundert.
Sofort verschwand das erfreute Funkeln in meinen Augen wieder, dann würde ich Sherlock wohl doch nicht treffen.
Dennoch nickte ich:" Klar. Warum nicht ?"
Daraufhin unterhielten wir uns noch ein paar Minuten über belangloses Zeug, ehe ich mich verabschiedete und in meinem Zimmer verschwand.
Ich hatte Sherlock in keinem Wort erwähnt und nun war ich doch ganz froh, dass er an Mycrofts Party wohl doch nicht anwesend sein würde.
Wie sollte ich mich denn ihm gegenüber verhalten, wenn das ganze Haus voller Menschen ist, die von unserer Beziehung nichts wissen ?
Dabei war ich mir nicht einmal sicher, ob Sherlock überhaupt von einer Beziehung sprechen würde, darüber hatten wir schließlich niemals gesprochen.
Und da war da immer noch dieser kleine Knoten in meinem Bauch, wenn ich daran dachte, mich vor einer Menge fremder Leute zumindest als bisexuell zu outen.

Hey, Feuerregen hier 😊 Diese Story neigt sich tatsächlich dem Ende zu, denn nach dem Kapitel folgen nur noch drei weitere ! Lasst mich wissen, wie es euch gefällt und welches Ende ihr letztendlich gelesen habt :)
Bis dann,
Feuerregen

[Das nächste zu lesende Kapitel trägt den Titel 'Party ']

Girlfriend ? Not really my areaWhere stories live. Discover now