79 | Realität

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Ich lasse mich in den Sitz, neben Yoongi fallen und schnalle mich schnell, aber Sachte an.

Zudem bin ich überrascht.
Überrascht darüber, dass Yoongi keine Einwände gezeigt hat und ich nun tatsächlich bei ihm sein darf.

Den anderen haben wir geschrieben, dass ich für eine Weile mit Yoongi unterwegs sei und sie meine Sachen in meinen Spind packen sollen.


Meinen Code kennen sie.

,,Der Gruppenchat explodiert grade", höre ich Yoongi murren, während er sein Handy wegpackt und das Auto startet. Ich kann nicht anders, als vor mich hin zu lächeln und dabei zu meinem Nachbarn zu blicken. Er bemerkt meinen Blick— dass sehe ich an seinem Zögern, aber Yoongi schaut nicht zu mir.

Stattdessen spannt er seinen Kiefer etwas an und fährt los.



Ich vernehme nach wenigen Minuten leise Musik, welche aus dem Radio kommt und blicke dabei aus dem Autofenster. Die Straßen ziehen viel zu schnell an uns vorbei— dabei vergeht die Zeit mit Yoongi viel zu langsam.

,,Was ist passiert?", kommt es mir irgendwann über die Lippen.
Yoongi wirft mir sofort einen Blick zu, als ich diese Frage stelle.

,,Nichts", antwortet er und ich schnaube. Ich setze mich etwas auf und blicke zu dem Jungen, dessen Augen auf die Straße vor ihm gerichtet ist. Er fährt konzentriert, obwohl ich sicher bin, dass in seinem Kopf purer Chaos herrscht.


,,Deinem Verhalten nach—"

,,Werd nicht zu Freud", unterbricht mich Yoongi und ich lächle nur schief.

,,Mann, was ist los?", setze ich mit sanfter Stimme an, immer noch zu Yoongi blickend. Yoongi verdreht nur seine Augen und hält vor einer roten Ampel.


,,Es ist alles okay", versichert er mir.

,,Was war dann mit Ari?", hake ich nach und Yoongi wirft mir einen verwirrten Blick zu.

,,Ari?", kommt es von ihm und ich nicke. ,,Wir haben nur unseren Streit, nichts Wichtiges."

,,Okay", gebe ich nur von mir.
Zufrieden mit seiner Antwort bin ich aber nicht.

,,Wohin fahren wir?", frage ich Yoongi.

Der Befragte fährt wieder los und seufzt schwer. ,,Du und deine Fragen, Y/n."

,,Du und deine Geheimnisse, Yoongi."

,,Das ist nicht lustig", sagt Yoongi, aber ein leichtes Lächeln ziert dennoch seine Lippen. Er nimmt meine Erwiderung mit Humor und es erleichtert die Stimmung zwischen uns.

,,Komm schon, du lächelst", sage ich leise lachend und sehe, wie Yoongi auf seine Unterlippe beißt, um ebenfalls nicht zu lachen. Er räuspert sich laut und biegt rechts ab, ehe er langsamer wird. Letztendlich hält er.


Ich schaue nach vorne und hebe überrascht meine Augenbrauen. Vor uns erstreckt sich ein großes, schlicht bemaltes Haus. Es sieht schön aus.

,,Was machen wir hier?", frage ich Yoongi, der sich abschnallt und den Motor ausstellt. Er blickt zu mir und hebt vielsagend seine Augenbraue.

,,Komm mit", antwortet er nur und ich seufze.

Gemeinsam steigen wir aus und laufen zu dem Haus. Yoongi lässt mich mit einem stummen Nicken vor, als wir vor der kleinen Treppe stehen, die zur Haustüre führt.



Er holt einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnet die weiße Türe. Neugierig schiebe ich die Türe nach vorne und trete als erste Person ein. Yoongi ist dicht hinter mir und schließt die Türe hinter uns.

,,Wem gehört das Haus?", frage ich Yoongi und gehe automatisch in die Küche, welche leergeräumt ist.

Als keine Antwort zu hören ist, drehe ich mich verwundert um. Yoongi ist mir nicht gefolgt und von ihm ist keine Spur. Etwas verwundet gehe ich aus der Küche und blicke in das Wohnzimmer, in welchem sich noch eine Couch und ein Tisch befindet.

Ich wandere ins Wohnzimmer und erkenne Yoongi, der am anderen Ende des Raumes steht und ein Bilderrahmen in seiner Hand hält.


,,Yoongi?", frage ich ruhig.

Der Befragte hebt seinen Kopf und blickt geradewegs zu mir. Seine Gesichtszüge wirken auf mich etwas verkrampft.

,,Hm?", fragt mich Yoongi, während ich auf ihm zugehe. Ich antworte nicht sofort, sondern greife sanft nach dem Bilderrahmen.

Und dann wird es mir bewusst.


Das Bild zeigt eine kleine Familie.
Yoongis Vater in seinen jüngeren Jahren und eine Frau seines Alters, welche sich lächelnd in seine Arme schmiegt. Und ich erkenne Yoongi.
Er lächelt. Ich muss ein paar Male schnell blinzeln, da ich Yoongi noch nie so breit grinsen sehen habe.


Er wirkt glücklich auf dem Foto.

Ich blicke mit Vorsicht zu Yoongi, aber um dann nur festzustellen, dass er mich schon die ganze Zeit angeschaut hat. Etwas überrascht schnappe ich innerlich nach Luft— nach außen hin bleibe ich ruhig und gebe ihm das Bild wieder.


,,Dein altes zu Hause", schlussfolgere ich. Yoongi nickt langsam.

,,Ja", seine Stimme klingt auf einmal leise.



,,Möchtest du, über das, was passiert ist reden?", frage ich ihn langsam und blicke zu ihm. Yoongi schaut weg, überall hin, aber nicht zu mir, als ich ihm die Frage stelle.


,,Kann ich dir vertrauen?", fragt er mich stattdessen.

,,Ja, kannst du", erwidere ich sanft.

,,Nach alldem, was passiert ist, zwischen uns?", Yoongi schaut wieder zu mir und sein Blick ist ernst.

Ich nicke langsam. ,,Ja."

,,Okay", Yoongi seufzt tief und nickt zu dem Tisch rüber. Gemeinsam setzen wir uns an ihn. Yoongi stellt das Bild vorsichtig in die Mitte und sein Atem geht derweil zitternd über seine Lippen. Es fällt ihm schwer.


,,Die Frau auf dem Foto, ist meine Mutter."

,,Sie ist wunderschön", sage ich und Yoongi lächelt sofort.

,,Ich weiß", er versucht weiter zu Lächeln, aber es verschwindet binnen von Sekunden.













,,Aber sie wird nie wieder kommen."

HATE MATE | m.yg x Reader ✔︎ [texting]Where stories live. Discover now