Alexander

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Lieber Magnus,

leider muss ich Ihnen die Bitte um das Versprechen, mich nicht um Sie zu sorgen, ablehnen. Es tut mir von Herzen leid, aber ich muss zugeben, dass meine Sorge um Sie stündlich zunimmt. Sie fühlen sich beobachtet und Ihr Telefon klingelt, ohne das mit Ihnen gesprochen wird. Ich finde das mehr als beunruhigend und würde am Liebsten zu Ihnen eilen.

Ich muss Ihnen ein Geständnis machen Magnus. Immer öfter erwische ich mich dabei, an Sie zu denken und ich habe im Internet nach Ihnen gesucht, um endlich ein Gesicht zu den Geschichten und vorallem zu den Briefen zu bekommen. Normalerweise sind die Autoren auf den Werken abgebildet, Sie jedoch nicht und meine Neugierde hat sich selbständig gemacht. Tatsächlich habe ich ein Foto von Ihnen gefunden und ich muss gestehen, dass Sie ein äußerst attraktiver Mann sind. Seitdem kann ich mich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren, als auf Sie.

Diese Art der Offenheit ist neu für mich und ich muss zugeben, ich musste mir Mut antrinken. Ebenso etwas, was nur sehr selten vorkommt und sicherlich werde ich einige meiner Worte morgen bereuen.

Ich komme mir albern vor, denn nun sitze ich hier in meinem Buchladen mit gedämmten Licht und riskiere, dass Sie mich hiernach nicht mehr Ernst nehmen werden. Um die Sache fair zu halten, habe ich Ihnen ein Foto von mir beigelegt. Es zeigt mich auf meiner Veranda und meine Schwester hat es ohne mein Wissen gemacht.

Ich komme nicht umhin, Ihnen sagen zu müssen, dass ich immer wieder auf Ihren Mund sehen muss. Ja, Sie lesen richtig. Ihr Foto liegt ausgedruckt neben mir. Es zeigt Sie bei einer Gala für Ihre Stiftung. Sie tragen einen Smoking und Sie sehen verdammt gut darin aus. So gut, dass meine Fantasie sich selbständig macht.

Ihr Mund läd zum Küssen ein, Magnus und auch wenn es oberflächlich klingt, würde ich gerne meine Lippen auf die Ihre legen, denn in meiner Vorstellung schmecken Sie süß und nach noch viel mehr.
Sicher wissen Sie um die Faszination des ersten Kusses. Er entscheidet über alles Weitere, danach weiß man, ob man es erneut erleben möchte oder eben nicht. Im Allgemeinen sagt man, Küssen sei die Sprache der Liebe und das sehe ich ebenso.

Ein Kuss kann zärtlich sein, fordernd, leidenschaftlich oder schüchtern. Man kann wütend küssen aber in einem Kuss kann auch ein Versprechen liegen. So viele Dinge können unausgesprochen bleiben und darüber geklärt werden.

Ich verliere mich in Details. Entschuldigen Sie bitte Magnus.
Sicher halten Sie mich jetzt für einen anderen Menschen, aber eines möchte ich klar stellen. Es ist nicht nur Ihr Aussehen, welches mich fasziniert. Schon vor dem Foto habe ich oft an Sie denken müssen. Sie sind so gebildet, klug, verständnisvoll, romantisch und tiefsinnig, dass es mein Herz zum Stolpern gebracht hat, wenn ich einen Umschlag mit Ihrer Schrift darauf in den Händen hielt.
Sie bringen mich zum Lächeln und ich trage Ihre Briefe ständig bei mir.

Jetzt gerade hole ich tief Luft und mache Ihnen ein Angebot. Sie sprachen darüber, aus Ihren vier Wänden heraus zu wollen, irgendwo hin, mit Ruhe und Idylle. Ich wage es, Sie zu mir einzuladen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Niemals würde ich Ihnen zu nahe treten, wenn Sie es nicht wollen. Ich habe ein großzügiges Gästezimmer und biete Ihnen an, eine Weile bei mir zu wohnen, ohne jegliche Gegenleistung. Ich möchte, dass Sie hier zur Ruhe kommen und habe die Hoffnung, dass diese Umgebung hier, Sie wieder inspirieren kann.

Ein anderer, recht egoistischer Grund ist es, Sie bei mir in Sicherheit zu wissen. Ich werde auf Sie aufpassen, Magnus. Niemals würde ich zulassen, dass Ihnen etwas zustößt.

Besser, ich beende diesen Brief nun und gehe nach Hause. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich ihn abschicken werde.

Ihr Alexander

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