Magnus

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Mr. Lightwood,

Sie gehen Recht in der Annahme, dass mein Briefkasten täglich mit Post gefüllt ist, aber kein bisheriger Brief, hat mich so neugierig gemacht, wie der Ihre. Tatsächlich ist es ein Zufall, dass ich ausgerechnet Ihren gelesen habe, denn meine Sekretärin Caterina kümmert sich eigentlich darum, aber in diesem Fall, ist es der Tatsache verschuldet, dass er ihr auf den Boden in meinem Arbeitszimmer gefallen ist. Nun will ich Sie nicht mit solchen Kleinigkeiten langweilen, aber ich muss zugeben, dass es mir Spaß gemacht hat, ihre erfrischenden Worte zu lesen. Sie klingen intelligent und in keinster Weise forsch. Im Gegenteil, ihre Art des Schreibens stellt eine willkommene Abwechslung zu meinen sonst so öden Dasein dar.

Sie fragen nicht nach den Gründen  meines Aussetzens und dennoch möchte ich Ihnen zumindest einen nennen. Mich hat die Muse verlassen und sie hat mir dabei keine abschließenden Worte hinterlassen. Keine Erklärung oder eine Zeit, in der sie zurück kehren vermag. Ohne Abschied hat sie ihre Koffer gepackt und ist gegangen. Mich hat sie hilflos zurück gelassen und es kostet mich eine enorme Anstrengung, nicht in eine Depression zu verfallen, aber ich war schon immer ein optimistischer Mensch und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sie eines Tages zu mir zurück kehren wird, wie eine lang verschollene Liebschaft.

Sie schreiben, Sie brauchen Antworten und eventuell bin ich bereit, Sie Ihnen zu geben. Wie alles im Leben, hat ein Geben meistens einen Preis und in diesem Falle, bestehe ich auf ein Quid pro Quo. Erzählen Sie mir etwas über sich selbst, etwas wichtiges aus Ihrem Leben, etwas, dass Sie bewegt, was Sie ausmacht oder berührt. Dann bin ich bereit, Ihre Fragen zu beantworten und ich hoffe, zu Ihrer Befriedigung. Wie könnte ich noch mit reinem Gewissen weiter leben, wenn ich weiß, es gibt Jemanden auf dieser Welt, dem ich den Schlaf raube und zwar nicht, wegen meiner körperlichen Präsenz, sondern wegen Fragen, die nur ich beantworten kann.

Ich hoffe sehr, wir kommen zu einer Übereinkunft, vielleicht können Sie mich inspirieren weiter zu schreiben. Vielleicht bekomme ich andere Perspektiven auf Caroline und James. Bitte fragen Sie mich nicht, warum ich bereit bin, mit Ihnen zu kommunizieren. Nennen Sie es eine Intuition, der ich blind folge. Bisher wurde ich davon nie enttäuscht und ich hoffe, auch mich dieses Mal nicht zu irren.

Ich freue mich, wieder von Ihnen zu lesen und etwas über Sie zu erfahren. Scheuen Sie sich nicht,  mir Ihre intimsten Gedanken und Emotionen mitzuteilen. Ich bin ein Fremder und wir stehen uns nicht gegenüber. Somit gibt es also keinen Grund zu erröten oder sich zu schämen. Schreiben Sie einfach drauf los, was immer Ihnen auch einfällt, ich freue mich darauf.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen.
Magnus Bane

Written Letters  -Malec-Where stories live. Discover now