이해 못해요

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Ich stehe an dem Ort, den ich nur aus Sasukes Profilbild kenne – eine verlassene Straße, bedeckt vom frischem Schnee, der wie ein leises Versprechen der Vergänglichkeit auf den Boden fällt. Die Kälte schneidet durch meine Kleidung; und jeder Atemzug lässt kleine Wolken vor meinem Gesicht entstehen. Der Winter ist unnachgiebig; und obwohl ich ihn mag, trägt der Herbst für mich immer etwas Besonderes in sich. Seine Farben, sein langsames Sterben – sie haben etwas, das mich tief im Inneren berührt.

Doch dieser Ort hat nichts Tröstliches an sich.

Ich blicke mich um. Es ist still. Zu still. Die Welt scheint den Atem anzuhalten, als würde sie auf etwas Unvermeidliches warten. Meine Füße stehen mitten auf der Straße und ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich hierher gekommen bin. Keine Autos, keine Stimmen, nur das leise Knirschen von Schnee unter meinen Schuhen, wenn ich mich bewegte.

Plötzlich kommt das Dröhnen.

Ein Bus schießt aus der Dunkelheit auf mich zu. Das Dröhnen seines Motors wird lauter, ein tobendes Monster aus Stahl und Wut, das sich mir unaufhaltsam nähert. Ich sollte wegrennen, aber meine Beine gehorchen mir nicht. Wie eingefroren stehe ich hier, mein Herz hämmert, mein Atem geht flach, doch mein Körper bewegt sich keinen Millimeter.

Die Welt scheint in Zeitlupe zu versinken. Ich kann das Entsetzen im Gesicht des Fahrers sehen, als er versucht, den Bus unter Kontrolle zu bringen. Der Schnee hat die Straße in eine tödliche Eisbahn verwandelt; und die Räder schlittern hilflos über die glatte Oberfläche.

Ein ohrenbetäubendes Krachen durchbricht die Stille, als der Bus von der Straße abkommt und mit voller Wucht in die Glasfront eines Geschäfts kracht. Splitter fliegen wie tödliche Funken durch die Luft, während der Bus ins Innere des Ladens eindringt. Flammen züngeln aus dem Wrack und greifen gierig nach allem, was brennbar war.

Ich schnappe nach Luft, aber die Kälte in meinen Lungen weicht einem brennenden Schmerz. Der Anblick des Feuers lässt mich taumeln, doch meine Füße führen mich unwillkürlich näher heran. Umstehende Menschen beginnen sich zu sammeln, schreien durcheinander, einige wählen hektisch Nummern in ihre Telefone.

Würde mich jemand bemerken?

Wahrscheinlich nicht. Ich fühle mich wie ein Schatten, unfähig, wirklich da zu sein.

Die Flammen kriechen höher und die Hitze beginnt mein Gesicht zu röten. Sirenen erklingen in der Ferne, ein verzweifeltes Heulen, das immer näher kommt. Feuerwehr, Krankenwagen, Polizei – sie alle strömen zum Ort des Geschehens.

Ich beobachte, wie Sanitäter zwei Menschen aus dem Bus ziehen. Zwei? In einem fast leeren Bus mitten im Winter? Das ist seltsam.

Der Fahrer ist leicht verletzt, seine rußverschmierte Uniform lässt keinen Zweifel an seiner Identität. Doch die zweite Person...

Mein Magen verkrampft sich. Blut und verbrannte Haut bedecken diesen Körper. Die Gestalt ist kaum zu erkennen, ein verzerrtes Echo von Leben. Und doch scheint etwas Vertrautes an ihr zu haften.

Ich trete näher, unfähig, meinen Blick abzuwenden. Die Welt um mich herum scheint zu verschwimmen, als ich das Gesicht dieser Person erkenne.

Es ist meins.

Ein Schwindel erfasst mich, meine Knie geben nach und ich stürze in den Schnee. Meine Lungen brennen, als ich huste, doch ich kann meine Augen nicht von dem Anblick abwenden. Die Sanitäter laden meinen reglosen Körper in den Krankenwagen, während ich selbst wie gelähmt daneben stehe.

Dann wird alles schwarz.

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Ich schrecke hoch. 

Mein Atem geht schwer, mein Herz pocht wie ein Trommelwirbel in meiner Brust. Um mich herum herrscht Dunkelheit. Der vertraute Geruch meines Zimmers beruhigt mich ein wenig, doch die Erinnerung an den Unfall nagt an mir wie eine offene Wunde.

Ich greife nach meinem Handy und werfe einen Blick auf die Uhr. 03:00 Uhr. Ein Seufzen entweicht mir. Die Gedanken lassen mich nicht los: Zwei Menschen im Bus? Warum? Wie konnte das sein?

Ich sitze im Bett, das Handy in der Hand, und lasse die letzten Stunden Revue passieren. Ist es nur ein Traum gewesen? Oder mehr? Die Kälte, die Flammen, das Gesicht... mein Gesicht. Es fühlte sich real an, zu real, um es als bloße Einbildung abzutun.

„Vielleicht steckt da mehr dahinter", murmel ich zu mir selbst.

Mein Vater ist Arzt. Vielleicht hat er Zugang zu Unterlagen, die mir weiterhelfen könnten. Doch würde er mir solche Informationen geben? Wahrscheinlich nicht. Ich beiße mir auf die Lippe, während sich meine Gedanken in Kreisen drehten. Dann fällt mir Sasuke ein.

Er könnte etwas wissen. Wir kennen uns anscheinend schon lange, und wenn jemand einen Hinweis hatte, dann er.

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Am Morgen 

schleppe ich mich aus dem Bett, die Augen halb geschlossen, den Kopf schwer von den Ereignissen der Nacht. Die Küche riecht nach frisch gebrühtem Kaffee, als ich eintrete. Mein Adoptivvater sitzt wie immer hinter seiner Zeitung, ein Bild von Ruhe und Routine.

„Morgen, Naruto. Schlecht geschlafen?", fragt er mit einem Lächeln.

Ich murmel eine Begrüßung und lasse mich auf den Stuhl fallen. Die Frage nach den Akten brennte mir auf der Zunge, doch ich zögere. Schließlich spreche ich sie doch aus:

„Habt ihr im Krankenhaus Akten über mich? Irgendwas, das mir helfen könnte, mehr über mich zu erfahren?"

Er senkt die Zeitung, mustert mich mit einem neugierigen Blick und sagt dann: „Natürlich gibt es Akten. Du bist unser Patient."

„Und stehen da Details über meinen Geburtsort? Oder irgendetwas über meine Familie?"

Er schüttelt den Kopf. „Nur dein Geburtstag. Alles andere ist ein Rätsel. Tut mir leid, Naruto."

Enttäuscht lehne ich mich zurück. Es war eine Sackgasse. Aber ich lasse nicht locker. Sasuke muss Antworten haben – er ist meine letzte Hoffnung.

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In der Schule 

hält mich auf dem Weg zum Klassenzimmer jemand am Arm fest. Ich drehe mich um und sehe ein Mädchen, das mir wortlos einen Brief in die Hand drückt.

„Lies ihn", sagt sie flüsternd, „aber nicht hier."

Bevor ich etwas fragen kann, ist sie verschwunden. Verwirrt stecke ich den Umschlag in meine Tasche und eile ins Klassenzimmer.

Sasuke sitzt bereits an seinem Platz, umgeben von seiner Clique. Ich drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, spreche aber nicht weiter mit ihm. Er scheint mit seinen Freunden – Sakura, Karin und Neiji  – beschäftigt zu sein.

Ich ziehe den Brief hervor und öffne ihn vorsichtig. Die Schrift darauf ist sauber und ordentlich, die Worte jedoch lassen mein Herz schneller schlagen:

> Hallo Naruto,

> du solltest nicht leben.

> Du bist illegal regeneriert worden, und das macht dich zu einer Bedrohung.

> So schwer es auch ist, für alle wäre es besser, wenn du stirbst.

> ~ Unbekannt

Meine Hände beginnen zu zittern. Mordfall? Regeneration? Gefahr für die Menschheit? Die Worte bohren sich wie glühende Nadeln in meinen Verstand.

Ich starre auf den Brief, bis Sasukes Stimme mich aus meinen Gedanken reißt. „Hey, Naruto, alles okay?"

Ich nicke mechanisch und stecke den Brief weg. Doch die Worte darin lassen mich nicht los. Wer hatte das geschrieben? Und warum sollte ich sterben?

Etwas stimmt nicht mit mir. Etwas, das ich nicht erklären kann. Und die einzige Person, die mir helfen kann, ist Sasuke.

The smile I didn't learn- [SasuNaru]Where stories live. Discover now