Nach der Schule packe ich meine Sachen in meinen Rucksack. Die Sonne scheint durch die Fenster des Klassenzimmers, doch ich nehme sie kaum wahr. Meine Gedanken schweifen ab, bis eine vertraute Stimme mich zurückholt.
„Naruto?" Sasuke steht vor mir, die Hände locker in den Taschen, sein Blick wie immer ruhig, aber mit diesem Hauch von Nachdenklichkeit. „Kann ich heute zu dir?"
Ich hebe eine Augenbraue. Er will ausgerechnet zu mir? Sasuke, der Typ, der immer so distanziert wirkt, fast unnahbar? „Klar. Warum nicht?", stimme ich, so beiläufig wie möglich, zu, obwohl mein Herz ein wenig schneller schlägt.
Wir verlassen die Schule zusammen, schweigend. Sasuke läuft mit diesem leichten, geschmeidigen Schritt, als hätte er nie Eile, aber immer ein Ziel. Ich frage mich, warum er plötzlich Zeit mit mir verbringen will, doch ich traue mich nicht, zu fragen.
Vor meinem Haus bleibe ich stehen, ziehe den Schlüssel aus meiner Tasche und schließe die Tür auf. „Jiraya, ich bin wieder da! Ich habe einen Freund mitgebracht!", rufe ich; und kaum habe ich die Worte ausgesprochen, höre ich schon das vertraute Trampeln auf dem Holzfußboden.
„Freund?!" Jirayas Stimme ist laut und voller Neugier; und dann steht er da, mit einem breiten Grinsen, das fast ansteckend ist. Seine Augen mustern Sasuke von Kopf bis Fuß. „Du bist Dong—nein, warte, Sasuke, richtig?"
„Ja, Sir", sagt Sasuke und verbeugt sich leicht.
„Höflich und gut erzogen! Na, bleibst du auch zum Essen?"
Sasuke zögert einen Moment, bevor er antwortet. „Wenn es keine Umstände macht..."
„Keine Umstände! Hier gibt's immer genug, also fühlt euch wie zu Hause!" Mit einem Zwinkern verschwindet Jiraya wieder, summend und pfeifend, wie es nur er kann.
Ich drehe mich zu Sasuke um. „Komm." Ohne nachzudenken, nehme ich seine Hand und ziehe ihn mit in mein Zimmer. Es ist ein Reflex, denke ich, doch als ich spüre, wie seine Finger sich anfangs unwillkürlich versteifen, frage ich mich, ob ich zu weit gegangen bin.
„Das ist mein Zimmer", sage ich, als wir die Tür schließen.
Sasuke sieht sich langsam um, seine Augen nehmen jedes Detail in sich auf, bis sie an meinem Mikrofon hängen bleiben. „Ein Mikrofon?" Seine Stimme klingt beinahe erstaunt. „Nimmst du Musik auf?"
„Manchmal", sage ich, mit einem Schulterzucken, aber sein Interesse überrascht mich.
Er geht näher an das Mikrofon heran, berührt es vorsichtig, als wäre es ein zerbrechlicher Schatz. Sein Gesichtsausdruck ist fast kindlich neugierig, und ich muss lächeln.
Und dann passiert es. Dieser Gedanke, der aus dem Nichts kommt, unerwartet und doch überwältigend: Wie würde es sich anfühlen, ihn zu küssen? Würde ich überhaupt etwas fühlen?
„Sasuke?" Meine Stimme ist leise, fast ein Flüstern.
Er dreht sich zu mir um, sein Blick kühl und abwartend, als könnte er meine Gedanken lesen. Ich trete näher, fast ohne es zu merken, und bevor ich mich selbst aufhalten kann, ziehe ich ihn an mich.
Der Kuss ist impulsiv, wie alles, was ich tue, aber seine Lippen sind weich, wärmer, als ich erwartet habe. Für einen Moment bleibt er stocksteif, seine Hände ballen sich leicht an meinen Schultern. Will er mich zurückstoßen?
Doch dann spüre ich, wie sich seine Haltung entspannt. Langsam erwidert er den Kuss, vorsichtig zuerst, dann intensiver. Meine Hände liegen an seiner Taille, während ich seine Nähe spüre – wirklich spüre.
Als wir uns lösen, bleibt sein Gesicht nah an meinem. Seine schwarzen Augen suchen meinen Blick, und ich sehe darin etwas, das ich nicht deuten kann.
„Naruto... ich dachte, du kannst nichts fühlen?" Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
„Kann ich auch nicht", erwidere ich leise. „Aber irgendwas hat mich dazu gebracht. Es tut mir leid, wenn—"
„Hör auf, dich zu entschuldigen." Er unterbricht mich, sein Ton scharf, fast eindringlich. Bevor ich etwas sagen kann, zieht er mich wieder zu sich und küsst mich erneut.
Als er sich wieder löst, lächelt er schwach. „Naruto... warum bist du so? Du machst alles auf Gefühl, selbst wenn du keins hast."
Ich lache leise, mehr aus Reflex als aus Freude. „Sag mal, bist du in mich verliebt?" Die Frage platzt aus mir heraus, bevor ich sie zurückhalten kann.
Sasuke wendet den Blick ab, aber ich sehe, wie seine Wangen sich röten. „Vielleicht", murmelt er schließlich.
„Wie fühlt sich das an?" frage ich.
„Es ist... kompliziert", meint er. „Es ist, als wäre diese Person ein Teil von dir. Du willst sie beschützen, sie verstehen, bei ihr sein – selbst wenn sie dich in den Wahnsinn treibt."
Ich nicke langsam. „Dann... vielleicht sollten wir es versuchen."
Seine Augen weiten sich, und ich sehe, wie er mit meinen Worten ringt. „Aber du... du kannst doch nichts fühlen."
Ich ziehe ihn näher an mich, bis unsere Stirnen sich berühren. „Vielleicht nicht. Aber es fühlt sich richtig an und das reicht."
Für einen Moment herrscht Stille zwischen uns, und dann nickt er. Sein Gesichtsausdruck ist weich, fast sanft, und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühle ich etwas, das einem Funken Hoffnung nahekommt.
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The smile I didn't learn- [SasuNaru]
RomanceEr nennt sich Naruto - doch das ist alles, was er weiß. Keine Erinnerungen, keine Vergangenheit, nur Leere. Sein Leben ist ein stiller Ozean, bis ein geheimnisvoller Junge auftaucht und alles verändert. Plötzlich ist da ein Funken, eine Ahnung von e...
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