Kapitel 10: Alles wieder gut?

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Becas Sicht


"Beca, wach auf", höre ich eine Stimme.
Langsam öffne ich meine Augen. Das war ein Fehler. Sofort drücke ich sie wieder zu und halte meine Hände vor mein Gesicht. "Guten Morgen", dröhnt die Stimme erneut in meinem Kopf. Vorsichtig öffne ich meine Augen ein kleines Stück. Vor mir erblicke ich einen verschwommen Jesse. "Was ist passiert?", frage ich ihn benebelt. "Es ist schon 14:00 Uhr, du hast bis jetzt geschlafen. Ich wollte vorbei kommen, da du dich gestern nicht mehr bei mir gemeldet hast", lächelt er mich ruhig an. Im Schneckentempo lehne ich mich vor. Um vor Kopfschmerzen nicht wieder zurück zu fallen, stütze ich mich mit meinen Händen auf dem Bett ab. Zögerlich drücke ich ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Mit einem Schlag überkommt mich Schwindel und mein Kopf beginnt vor Schmerzen zu dröhnen. "Ahh", stöhne ich und halte mir die Hand an den Kopf. "Langsam Beca. Aubrey zufolge hast du gestern extrem viel getrunken. Scheinbar hattest du viel Spaß", lacht er, während er sich aufrichtet. Im Gegenteil. Ich hatte überhaupt keinen Spaß, stattdessen habe ich mich betrunken und um Chloe gesorgt. Chloe! Mit einem Ruck setzte ich mich auf.
"Hey, hey. Du solltest dich echt ausruhen.", rät er mir besorgt. "Nein ich muss zu Chloe. Sie ist gestern nicht mit uns in den Club gekommen, aber erzählt was los war hat sie mir auch nicht. Ich mache mir echt Sorgen um sie. Ich muss zu ihr und mit ihr reden". Hektisch stehe ich auf und renne zu meinem Kleiderschrank. Ich greife mir eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes Tshirt. "Chloe? Die habe ich vorhin auf dem Campus gesehen. Sie sah tatsächlich irgendwie fertig aus", verwundert schaut er mir beim Umziehen zu. "Wohin wollte sie?" Schnell greife ich nach meinen Schuhen und beginne diese anzuziehen.
"Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht. Als ich mit ihr reden wollte, hat sie mich vollkommen abwertend angesehen, ihre Augen gerollt und ist ohne mir zu antworten gegangen", gesteht er mir. Verwirrt sehe ich zu ihm. Mit 3 großen Schritten gehe ich auf ihn zu, um ihm einen Kuss zu geben. Sofort erwidert er den Kuss und legt seine Hände in meinen Nacken. Als wir uns (endlich) aus dem Kuss lösen, greife ich schnell nach meinem Handy. Ich habe einige Nachrichten der Bellas, die mir schreiben ich solle sofort in die Turnhalle kommen. "Ich gehe dann mal. Die Mädels wollen, dass ich in die Turnhalle komme, also wird Chloe bestimmt auch da sein", sage ich zu Jesse und verlasse den Raum. An der Turnhalle angekommen, stürme ich angespannt rein. Gott sei Dank. Direkt erblicke ich Chloes feuerrote Haare in dem Haufen an Mädchen zu dem sich die Bellas zusammenfinden. Hinter mir fällt laut die Tür zu, was die Bellas zu mir blicken lässt. Auch Chloes ozeanblaue Augen schauen mich an. Wie sonst auch, beginnt mein ganzer Körper bei ihrem Anblick zu kribbeln. Ich spüre das kribbeln vom Fuß bis in meine Hände und es lässt mich starr stehen. Ich habe sie so unfassbar vermisst. Nicht mal einen Tag halte ich aus, ohne mich nach ihren wunderschönen Augen zu sehnen. Langsam gehe ich auf sie zu, ohne meinen Blick von ihr zu wenden. Sie hingegen erwidert meine Blicke nicht. Stattdessen blickt sie nervös und unsicher auf den Boden. Als ich sie gerade ansprechen will, stellt sich mir Stacie in den Weg. "Du machst das ganz schön auffällig, Beca", flüstert sie mir grinsend zu. "Was meinst du?", verwundert ziehe ich meine Augenbrauen in die Höhe. "Na wie du sie andauernd anstarrst, ist nicht mehr zu übersehen. Du solltest dir wenigstens ansatzweise Mühe geben, auch mal wo anders hinzuschauen", zwinkert sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Direkt spüre ich, wie ich rot anlaufe, da mein Gesicht Hitze fängt. Als Stacie zur Seite geht, kommen alle anderen Mädels auf mich zu. Abgesehen von Chloe, welche wie festgewachsen stehen bleibt. "Wir haben super Neuigkeiten!", kreischt Fat Amy mir auf einmal ins Gesicht. "Was gibt's denn?", frage ich neugierig.
"Du ziehst um", verrät Lilly mir auf ihre mysteriöse Art und Weise, woraufhin ich fraglich meinen Kopf schräg lege. "Um es genau zu sagen ziehen wir alle um. Wie es scheint sind wir jetzt der Stolz der Acapella Welt. Sie bieten uns zusammen mit der Barden eine Studentenbude am See an", sagt mir Aubrey, um mich aufzuklären. "Wir haben abgestimmt und sind dafür, dass Angebot anzunehmen. Uns fehlt nur noch deine Meinung. Also, was sagst du?", gespannt lächelt mich jede einzelne an. Kurz lasse ich die Bellas warten, bis ich selbstverständlich zustimme. Aufgeregt fallen sie sich in die Arme und kreischen rum, als wären sie kleine Kinder. Lachend umzingeln sie mich alle gleichzeitig mit ihren langen Armen. Als sie mich loslassen, wendet sich mein Blick wieder zu Chloe, die immer noch gelangweilt im Hintergrund rumsteht.

Sie sieht traurig aus. Unbemerkt gehe ich zu ihr, doch sobald sie merkt, dass ich auf sie zukomme, räuspert sie sich und dreht sich weg. "Chloe, warte doch mal", greife ich nach ihren Schultern und drehe sie zu mir. Ich blicke in traurige blaue Augen. "Hey", meine ich beruhigend, doch sie schaut ohne zu antworten auf den Boden. "Chloe, bitte rede mit mir". Wieder kommt nichts von ihr. Langsam streiche ich über ihre Arme, um nach ihren Händen zu greifen. Mit einem Mal zuckt sie zusammen, und versucht ihre Hände wegzuziehen.

Chloes Sicht

"Lass mich los, Beca". Hektisch befreie ich meine Hände aus ihren. Schnell greife ich meine Tasche und laufe an den -mich anstarrenden- Bellas vorbei, Richtung Ausgang. "Chloe was zur Hölle soll das?", höre ich Beca fragen. Ohne eine Reaktion verlasse ich die Turnhalle, gefolgt von Beca. "Was ist dein Problem? Rede doch endlich mit mir", ruft sie mir vorwurfsvoll hinterher. Genervt drehe ich mich zu ihr um.
"Du Beca. Du bist mein Problem", kommt es mir ungewollt über die Lippen. Mit großen Augen starrt sie mich einfach nur an. Ihr ist die Verwunderung und Enttäuschung anzusehen. "Was habe ich denn getan? fragt sie mich mit glasigen Augen. "Du hast ihn geküsst, Beca. Das hast du getan". Mit offenem Mund sieht sie mich an. "Jesse? Warum ist das denn schlimm? Liebst du ihn etwa?", entsetzt kommt sie mir näher.
"Gott! Nein", antworte ich angeekelt. "Was ist es dann?", hakt sie neugierig nach. Ich wage es nicht, ihr zu antworten. Ich habe Angst ihr meine Gefühle zu gestehen. Damit könnte ich unsere Freundschaft zerstören. Vielleicht würde ich sie verlieren. Das will ich nicht. "Chloe, du kannst mir alles sagen. Du bist meine beste Freundin, das weißt du. Ohne dich wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne dich tun würde. Wenn du mich jetzt ignorierst, brichst du mir das Herz. Ich brauche dich wirklich Chloe. Ich liebe dich zu sehr, um dich zu verlieren. Was immer ich getan habe ... bitte verzeih mir". Eine Träne kullert ihre Wange herunter. Vorsichtig streiche ich ihr die Träne aus dem Gesicht, während ich mit der anderen Hand nach ihrer greife. Traurig schaut sie mir in die Augen. Schlagartig wird mir klar, wie dumm eigentlich ich bin. Ich kann das nicht. Ich kann es ihr nicht sagen. Ich brauche sie, so wie sie mich braucht. Ich kann sie nicht zwischen mir und Jesse entscheiden lassen. Sie sollte keine Schuld an etwas tragen müssen, nur weil ich mich unglücklich verliebt habe. Selbst wenn sie mich nicht auf die Art liebt, auf die ich sie liebe, kann und will ich sie nicht verlieren. Mir wird klar dass es besser ist, mit dem Schmerz zu leben, als sie als beste Freundin zu verlieren. Sie nicht mehr jeden Tag sehen oder berühren zu können, ist schlimmer als sie zusammen mit Jesse sehen zu müssen. Ich erzähle es ihr nicht. Vielleicht eines Tages. Aber nicht heute. "Es tut mir Leid", entschuldige ich mich nun bei ihr. Ich drücke ihr einen sanften Kuss auf den Mundwinkel, wobei sie meine fest meine Hand drückt. "Mir tut es auch Leid. Ich weiß zwar nicht genau was, aber es tut mir Leid", schmunzelt sie leise. "Jetzt geh deine Sachen packen, wir ziehen zusammen", kichere ich und streiche auch mir eine Träne aus dem Gesicht.

How the Pitch Perfect Trilogy should have been (girl x girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt