5. Belauschen? Ich doch nicht!

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"Naja...Thema beiseite. Was wollten wir besprechen?", fragte Taddl und schaute mich fragend an.

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich sagte: "Ich dachte, dass du wüsstest, was wir besprechen wollten. Ich meine, du wolltest schließlich, dass ich deine Zeichnerin werde."

"Stimmt", sagte Taddl und kratzte sich an seinem Bartansatz.

Ohne noch etwas zu sagen, fuhr er seinen Computer hoch, ging auf Youtube und loggte sich ein, und nein ich hatte nicht hingeguckt, wie er sein Passwort eingegeben hat. Ein bisschen Höflichkeit musste ja schließlich sein. Ruckartig fuhr Taddl zurück und lehnte sich tief in seinen Stuhl.

"Also...ich denke, wir fangen mit dem Merch an. Bisher habe ich vier Teile designt. Eine Mütze...", fing er an, aber ich unterbrach ihn: "Ich weiß."

Überrascht blickte er mich an, stand vom Stuhl auf und lief dann Kreise in seinem kleinen Zimmer.

"Gott, Abby. Weißt du, ich merk' ja selber, dass ich mal neue Fanartikel machen müsste, aber ich hab sowas von keine Ideen!", sagte er verzweifelt, ließ sich auf sein Bett sinken und versteckte sein Gesicht in den Händen. Plötzlich hörte ich lautes Gebrüll aus dem Stock über uns. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und versuchte die Stimme, die diesen langezogenen Laut von sich gegeben hatte zu indentifizieren, denn sie kam mir irgendwoher bekannt vor.

"Das ist nicht sein Ernst...", raunte Taddl und schaute mich genervt an.

Wieder war das Gebrüll zu hören. Als ich endlich realisierte, zu wem diese Stimme gehörte, brach ich in großes Gelächter aus und Taddl schaute mich verwirrt an, indem er belustigt die Augenbrauen zusammenzog, was sehr süß aussah, das musste ich ihm lassen.

"Ist das Dner?", fragte ich ihn und er nickte mit einem Grinsen.

"Er nimmt wahrscheinlich auf. Aber so kann ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren", sagte er und klang dabei, wie ein beschäftigter Geschäftsmann, mit einem viel zu vollen Terminkalender.

"Und was hast du jetzt vor?"

"Warum gehen wir nicht in ein schönes Café, setzen uns, lassen uns vom frühen Herbst inspirieren und malen dann irgendwas Schönes auf, was uns vielleicht ein wenig weiterbringt?", schlug er vor und stand von seinem Bett auf.

Ein Lachen unterdrückend erhob auch ich mich von seinem Schreibtischsessel und antwortete: "Wenn du meinst. Aber es ist schon dunkel, ich denke nicht, dass jetzt noch ein Café offen ist."

"Dann gehen wir halt woanderst essen", sagte er gleichgültig und zuckte mit den Schultern.

Er schickte mich hinaus in den Flur, um sich umzuziehen, obwohl ich zugeben musste, dass ich solange gerne bei ihm geblieben wäre, aber man kann ja nicht alles haben, was man will. Also schaute ich mich in ihrer Wohnung ein wenig um.

Als ich in die Küche gehen wollte, hörte ich Ardys Stimme und blieb abrupt stehen, um ja nicht von ihm gesehen zu werden. Ich hatte wirklich wenig Lust ihm noch einmal zu begegnen, so wie er heute drauf war. Ich meine, klar ich konnte ihn verstehen, aber das Leben ging weiter. Auch ich hatte es aus meinen zwei Beziehungen, die ich bisher hatte, gut rausgeschafft und hatte danach nicht so ein Gesicht gezogen, wie er. Aber wahrscheinlich lag es daran, dass ich die Beiden einfach nie so richtig geliebt hatte. Gerade wollte ich mich in die andere Richtung bewegen, als ich Ardys Stimme hörte.

"Hey", sagte er.

Meinte er mich? Hatte er mich bemerkt? Ertappt machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Küche, stoppte aber abrupt, als ich aufs neue Ardys Stimme hörte.

"Wie's mir geht? Rate mal. Mir geht's dreckig. Genau wie gestern und vorgestern und..."

Verwirrt zog ich die Stirn in Falten. Redete er mit sich selber? Ich meine, wenn er wirklich mit sich selber redete, dann wäre das echt nicht schlimm. Ich redete auch manchmal mit mir selber und ich hatte sogar gelesen, dass das äußert gesund für Seele und Körper sei.

"Man, Simon. Ich weiß. Und weißt du, wie oft ich das in den letzten Tagen gehört habe? Vor allem von Taddl, der hat aber inzwischen einen neuen Betthasen gefunden."

Simon? Betthase?

"Ja. Die heißt Anna, oder nee...Abby heißt sie."

Mir klappte der Mund auf. Also bitte, hatte er mich gerade, als Taddls Betthasen bezeichnet? Hier ging es ausschließlich um eine geschäftliche Beziehung !

"Ja, man. Frag' ihn doch selber. Darf ich hochkommen? Dann können wir reden."

Plötzlich ging Taddls Zimmertür auf. Damit er nicht dachte, dass ich seinen besten Freund "belauscht" hatte, tat ich so, als würde ich die Bilder an der Wand betrachten und tat überrascht, als er hinter mir vorbei, in die Küche ging, und mich aufforderte, mit ihm zu kommen. Sofort setzte ich mich in Bewegung. Als ich Ardy zu Gesicht bekam, sah ich, wie er sein Handy in die Hosentasche steckte. Also hatte er telefoniert und keine Selbstgespräche geführt.

"Abby und ich gehen essen", informierte er Ardy und holte seine Wohnungsschlüssel, die auf dem Kühlschrank lagen.

"Viel Spaß", sagte Ardy und verdrehte die Augen, was Taddl aber nicht mitbekam, weil er mit dem Rücken zu ihm stand. Aber ich hatte es gesehen und irgendwie machte es mich traurig. Zum einen, dass er uns unsere "Zweisamkeit" nicht gönnte und zum anderen, dass er selbst so fertig war.

"Bis nachher, Brudi", sagte Taddl und verließ mit mir die Küche.

Er leihte mir eines seiner Longboards und schon waren wir auf den Straßen Kölns unterwegs, die der Uhrzeit entsprechend ziemlich leer waren. Als wir in der City angekommen waren fuhren wir an vielen Restaurants und Läden vorbei und auch an Cafés, aber nie hielt Taddl an, bis wir zu einem kleinen Café kamen, dass ziemlich leer aussah.

"Wieso gehen wir nicht in die anderen Cafés?", fragte ich ihn, während er die Kapuze, die er bisher tief in sein Gesicht gezogen hatte absetzte und seine Haare richtete. Kurz überlegte ich meine Kapuze auch abzunehmen, aber ich ließ sie dort, wo sie war. Ich würde doch nicht, wegen einem einfachen Jungen meine heißgeliebte Kapuze absetzen. Warum hatte ich überhaupt darüber nachgedacht?

"Da waren so viele Leute drin. Ich möchte nicht das Risiko eingehen, erkannt zu werden, vor allem nicht mit dir", sagte er und hielt mir die Tür zum Café auf.

In diesen letzten Satz konnte man viel reininterpretieren, doch ich versuchte nicht länger über seine Aussage nachzudenken und sprach ihn direkt darauf an: "Warum willst du nicht mit mir gesehen werden? Bin ich zu hässlich?"

Mit einem warmen Lachen ging er auf meinen Sarkasmus ein und erwiderte: "Nein. Ich will dir und mir nur mögliche Gerüchte ersparen."

Stimmt, er war ja berühmt...das hatte ich wohl in die letzte Ecke meines Hirns geschoben. Er war nicht nur ein einfacher Junge. Doch seit ich heute Nachmittag seine Wohnung betreten hatte, war er für mich einfach nur ein normaler Junge gewesen, wie jeder andere.


Heyho liebe Dudes und Dudines,

hier ist für euch ein brandneues Kapitel und ich habe eine Frage an euch: Wie findet ihr Taddls und Ardys "neue Haare"?

Ich persönlich finde sie gewöhnungsbedürftig, aber so langsam fangen sie an, mir zu gefallen. Vorallem Ardys blaue Haare, weil blau meine Lieblingsfarbe ist.

'Sehr gut! Deine Attacken sind ohne Fehl und Tadel- ohne Fehl und Taddl. Lass uns Freunde sein...'-Taddl (Schienenstück, mein bester Freund!| Poképark #015| LetsTaddl)

Drawn Love (Taddl FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt