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Ich wartete die ganze Nacht im Korridor, aber niemand, nicht mal Mia oder Grayson, leisteten mir Gesellschaft. Henry kam nicht und am nächsten Tag erreichte ich ihn schon wieder nicht, es machte mich langsam, aber sicher wahnsinnig. Auch in den Korridoren lies er sich einfach nicht blicken. Ich stand am nächsten Tag auf und fühlte mich, als hätte ich nicht geschlafen, aber ich hatte nur die ganze doofe Nacht auf Henry in diesen scheiss Korridoren gewartet.
Mum musste trotz dem wundervollem Sommerferien Wetter arbeiten und hatte deshalb das Haus schon sehr früh verlassen. Auch Ernest und Lottie waren nicht da. Von Florence lag ein Zettel auf dem Tisch auf dem stand ´Bin verabredet, komm spätestens zum Abendessen wieder´ Ich schmunzelte und danach erschreckte ich mich zu Tode, weil Grayson auf einmal hinter mir stand und... ach ich erschreckte mich einfach. Wir Frühstückten und dann bemerkte ich, dass auch Grayson und Mia schon etwas vor hatte, also war ich nach nicht mal als so langer Zeit wieder allein zu Hause. Ich versuchte noch ein, zwei mal Henry anzurufen, aber er ging einfach nicht ans Telefon.

Ich ging nach oben und setzte mich an meinen Schreibtisch, ich war sauer, aber ich machte mir auch Sorgen. In einem ganz kleinen Moment habe ich gedacht, dass eine Tür zugefallen ist, aber ich wollte einfach nicht nachgucken. Ich hörte wie Schritte sich meiner Tür näherten und ich wollte schon fast aufstehen, als mein Handy summte und eine Nachricht erschien. Ich hoffte insgeheim sie wäre von Henry, aber es war nur meine Mum die mir sagte, ich solle mir einen schönen Tag machen und nicht so viel über Henry nachdenken und dass er sich schon melden würde. Sie schrieb noch mehr, aber in dem Moment wo ich weiter lesen wollte, öffnete sich meine Zimmertür. Ich ließ die Nachricht trotzdem noch zu ende und ich hörte, wie die Tür von innen geschlossen wurde und jemand  „Hey, Käsemädchen“, sagte.

Es war Henry und ich wirbelte herum. Er guckte mich nicht wirklich an, es sah fast so aus, als würde er auf den Boden gucken. Ich guckte ihn verdutzest an und überlegte im gleichen Augenblick wie er ins Haus gekommen war, außer mir war doch niemand da, oder? „Wo warst du die letzten Tag, ich habe mir total große Sorgen gemacht“, die Worte platzten einfach aus mir heraus, aber dadurch guckte Henry mich jetzt endlich an, er guckte nicht wie sonst, leicht überheblich, nein, er guckte schuldbewusst. Er guckte mir tief in die Augen und dann brach er nach ein paar Sekunden des Schweigens „Ich bin mit meiner Mutter die letzten Tage nach Oxford gefahren, um sie an die Tagesklinik zu gewöhnen, ich wollte dir die Wahrheit sagen und keine Ausreden erfinden, aber ich wusste einfach nicht wie ich es dir sagen sollte. Es tut mir leid, es tut mir wirklich sehr leid.“ Er wurde immer leiser und es tat mir leid, dass ich es ihm sofort an den Kopf geworfen hatte. Ich stand auf und ging zu ihm, er stand immer noch gut einen halben Meter vor meiner Tür, lächelte ihn an und küsste ihn. Ich konnte seine Erleichterung fühlen und auch, dass auch er mich vermisst hatte, ich schlang meine Arme um seinen Hals und seine Hände fassten mich an der Taille und zogen mich noch näher an ihn. Ich lächelt und als ich mich noch näher an ihn zog, verlor Henry das Gleichgewicht und taumelte mit mir einen guten halben Meter zurück bis wir an der Tür standen, wir küssten uns immer noch und ich wollte ihn einfach nicht los lassen, er hatte mir so gefehlt und wenn ich es ihm schon nicht sagen wollte, weil mein Stolz das nicht zu ließ, dann konnte ich ihn auch einfach nur küssen.

Nach vielleicht fünf Minuten oder auch mehr, ich verlor immer das Gefühl für Zeit, wenn ich ihn so küsste, klingelte mein Handy. Erst ließ ich mich davon nicht stören, aber es wollte einfach nicht aufhören zu klingeln. Als ich mich von Henry löste, hatte er Farbe im Gesicht und er hatte auch zu seinem alten Lächeln zurück gefunden. Ich lächelte ihn an und dann ging ich leicht genervt zu meinem Schreibtisch und griff noch genervter nach dem Handy. Es war Persephone die mich anrief und ich musste mir ein stöhnen verkneifen. Henry hatte sich auf mein Bett gesetzt und weil ich wusste das dieses Gespräch wahrscheinlich etwas länger dauern würde saß ich mich neben ihn und er nahm mich in den Arm.

Persephone war an der andern Seite der Leitung total aufgeregte, heute würde sie die Eltern von Jasper kennenlernen und sie machte sich totale Sorgen, was passieren würde wenn sie sie nicht mögen würden oder sein Bruder auch da wäre und er etwas gegen sie hätte, er ist ja immerhin Jaspers großer Bruder und könnte versuchen Jasper einzureden das sie nicht gut genug wäre und... „Persephone“,sagte ich und ich merkte wie Henry kurz aufhörte meinen Nacken zu streicheln. „Ja“,kam eine leicht hysterische Stimme auf dem Handy. „Wenn Jasper dich liebt, wird er sich von niemandem etwas einreden lassen, auch nicht von seinem großen Bruder und erst recht nicht von seinen Eltern“,sagte ich und dachte an mein erstes Zusammentreffen mit Henrys Dad nach und musste schmunzeln, da gegen war das Kuchenessen mit seiner Mutter ja wirklich einfach gewesen. „Wenn du dir da so sicher bis, vertraue ich dir mal und ich hoffe, ich haben nicht gestört. Tschüss!“, sagte sie und legte auf, bevor ich noch etwas sagen konnte. Ich legte das Handy auf meinen Nachtschränkchen und drehte mich in Henrys Armen zu ihm um und lächelte. Er lächelte zurück.
Ich weiss nicht was ich gesagt hätte wenn Henry mich nicht noch im selben Moment wieder an sich gezogen hätte um mich nochmal zu küssen. Ja, ich hatte ihn wirklich sehr vermisst.
Als wir uns wieder von einander lösten, rutschte ich ein kleines Stück von Henry weg, ich wollte noch mit ihm reden und das konnte ich einfach nicht,  wenn er mir so nah war. Ich lächelte und fragte dann „Wie geht es deiner Mutter in der Klinik?“ Ich sah dass Henry immer noch lächelte und er antwortete mir sogar ohne Wiederworte zu geben „Sie hat sich dran gewöhnt, aber ich weiss einfach nicht, ob es überhaupt etwas bringt.“ „Was ist mit dem 23.August?“,fragte ich um das Thema zu wechseln, jedenfalls ein bisschen. „Ich weiss nicht, meine Eltern sind sich bei unseren Geburtstagen nie einig“, sagte er und ich fand schön das er wusste worauf ich hinaus wollte. „Was ist wenn wir uns darum kümmern und deinen Vater einfach einladen, um Amy ein schönen Geburtstag zu machen. Ich könnte Lottie nach einer Torte fragen.“ Henry nickte begeister, aber in seinen Augen spiegelte sich etwas was ich nicht deuten konnte, „Was ist los?“, fragte ich, als er auf meinen fragenden Blick nicht antwortete. „Wenn es meiner Mum wirklich hilft, könnte ich doch nochmal darüber nachdenken, ob...“, er hörte mitten im Satz auf und ich wusste genau was er wollte „Henry, wenn es immer noch um das Stipendium geht, es fängt doch erst nach den Herbstferien an und ich bin mir sicher, dass deine Mutter bis da hin wieder viel mehr Verantwortung übernehmen kann und im Notfall, bin ich auch noch hier. Wir schaffen das, ich bin mir sicher“, ich klang so selbstbewusst und ich hatte nach Henrys Hand gegriffen, die er mir jetzt drückte und dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Es war schön Henry wieder nah zu sein, nach diesen drei, für mich unendlichen Tage. Ja, ich liebte Henry wirklich mehr als alles andere und als er mir mit dem Stipendium recht gab und wir uns einfach wieder geküsst haben, hatte ich, jedenfalls bevor ich in seinen Armen dahin geschmolzen bin, ein Gefühl von Stolz, weil ich ihn von etwas überzeugen konnte.


Silber - Das Vierte Buch der Träume On viuen les histories. Descobreix ara