⚡Paxton (10)⚡

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Montagmorgen.
Heute geht es wieder in die Schule.
Der Ausflug in den Zirkus gestern, hat genau das bewirkt was ich nicht wollte. Blake weiß nun, dass ich im Heim lebe und ich muss ihm heute wohl klar machen, dass er das für sich behält.
Ich war gestern Nacht nochmals bei Mika und habe ihm auch ein paar Leckerlies mitgebracht, welche ich zuvor in einer Tankstelle gekauft habe.

Zu dem kleinen Panther den Blake mir geschenkt hat, ist nun noch ein Pferd dazu gekommen. Es lag unter dem Sitz in dem Zirkuszelt.
Einige der Heimbewohner haben die gefalteten Tier einfach ungeachtet in den Müll geworden, während ich meins in meine Hosentasche geschoben habe.
Jetzt steht es, neben dem Panther, auf dem kleinen Regal, welches an meiner Wand hängt.

Als ich in der Schule ankomme und beim Direktor war um mich anzumelden, suche ich Blake und hoffe ihn zu finden, denn er sah gestern ziemlich krank aus.

"Oh man Blake, ich hatte dich mehrfach angerufen und du hältst es noch nicht mal für nötig zurück zu rufen. Die Party war... .", meint die Tussi, die Blake in der Nacht von Samstag auf Sonntag angerufen hat, doch ich unterbreche sie: "Blake."
Sein Blick wendet sich von dem Mädchen ab und er schaut mich an.
Im Augenwinkel sehe ich wie die Tussi ihren Mund nicht mehr zu bekommt und mich anstarrt.
"Was guckst du so? Brauchst du ein Foto?", knurre ich und schiele sie an.
Verlegen senkt sie den Blick und ich richte meine Augen wieder auf Blake, als ich sage: "Mitkommen!"

Er zieht seine Augenbrauen hoch, doch folgt mir dann.
In einer etwas ruhigeren, von Lehrern nicht einzusehenden Ecke, stecke ich mir eine Zigarette an und sage: "Ich will dir sagen, dass du deine Schnauze zu halten hast bezüglich meines Wohnortes. Das geht hier niemanden was an. Verstanden?"
Ich blase ihm den Zigarettenrauch von meinen Lungen direkt in sein Gesicht und blicke ihn an.
Er wedelt den Rauch, mit seiner Hand weg und antwortet dann: "Ich hatte nicht vor es jemandem zu sagen."
Wieder erscheint dieses Lächeln auf seinem Gesicht.

Ich verdrehe meine Augen und knurre: "Dieses dämliche Grinsen kannst du dir auch sparen."
Wie kann man nur immer so gut drauf sein.
Wieder puste ich ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht, wieder wedelt er ihn weg und dann meint Blake: "Das gehört zu mir, genau so wie deine mürrische Miene zu dir."
"Pff mürrisch.", antworte ich nur, verdrehe wieder die Augen und schiebe dann hinterher: "Wir haben alles geklärt. Geh jetzt zu deinen beiden Idioten."
"Das sind keine Idioten. Das sind Rubina und Ricardo.", antwortet Blake und natürlich lächelt er.

Er sieht heute besser aus als gestern. Seine Eltern scheinen sich gestern um ihn gekümmert zu haben.
"Ist mir egal. Geh jetzt.", antworte ich lediglich und Blake tut es.
Ich bleibe dort in der Ecke stehen und rauche weiterhin meine Zigarette als ich zwei mir nur zu bekannte Stimmen höre.
"Hey Pax. Na alles klar?", meint Collin und kommt gemeinsam mit Xander vor mir zum stehen.
"Hm.", gebe ich von mir und auch die beiden machen sich eine Zigarette an.

Collin und Xander sind sowas wie Freunde, hier auf der Schule. Ich weiß ziemlich viel über sie, aber sie nichts über mich. Anfangs haben wir uns hier immer getroffen um zu rauchen und irgendwann haben sie angefangen mit mir zu reden.
"Dem Bubi haben wir es aber gerade gezeigt.", meint Xander an Collin gerichtet, welcher nickt und dann antwortet: "Der denkt auch dem scheint die ganze Zeit die Sonne aus dem Arsch."
"Habt ihr euch wieder das Baby vorgenommen?" , frage ich und weiß genau dass es um Blake geht.
Die beiden haben ihn für sich als Opfer ausgewählt, weil er noch so jung ist, weil er sich in der Schule so engagiert und weil er eben immer gute Laune hat.

"Ja, er ist uns gerade entgegen gekommen, pfiff leise vor sich hin und ich konnte mich leider nicht zurückhalten und musste ihn schubsen.", meint Collin und Xander schiebt lachend hinterher: "Wie er da auf dem Boden saß und zu uns hinauf blickte. Gott ich dachte er fängt gleich an zu heulen."
Nun steigt auch Collin mit in das Gelächter ein und ich verdrehe die Augen.
Sie sind Kinder.

"Wenn der das gemacht hätte, dann hätte er wenigstens mal gezeigt was er wirklich für ein Mädchen ist.", äußert Collin, während ich die Kippe austrete. Dann gehe ich ohne ein weiteres Wort zu sagen aus der Ecke hinaus.
"Hey Pax, warte doch.", meint Xander und das Lachen hinter mir verstummt.
Als beide zu mir aufgeschlossen haben, gehen wir über den Schulhof, vorbei an Blake, Rubina und Ricardo.
Ich schiele zu Blake, mein Gesicht ernst und dann höre ich Xander: "Ey Pisser, na tut dir der Arsch weh?"
Die beiden sind nicht mehr neben mir, sondern sind vor den drei anderen stehen geblieben.
Auch ich komme zum stehen und drehe mich zu den fünf um.

Was kommt jetzt? Runde zwei?

"Lasst ihn in Ruhe.", meint Ricardo und ich scanne sowohl ihn, als auch seine Schwester. Man kann sehen dass sie Zwillinge sind.
"Ich hab dich was gefragt.", meint Xander und packt Blake am Kragen.
Ricardo will dazwischen, doch ich greife ihn am Handgelenk und sage: "Das solltest du lieber nicht tun."
Er versucht seinen Arm zurück zu ziehen, doch mein Griff ist fest um sein Handgelenk gelegt.

"Lasst mich doch einfach in Ruhe.", meint Blake und nun geht auch Collin auf ihn zu.
"Verschwindet.", kreischt nun Rubina und stellt sich vor Collin, gibt ihm eine Backpfeife und er holt aus.
Ich handel instinktiv, schubse Ricardo von mir weg, welcher dumpf zu Boden plumpst und kriege Collins Hand noch zu fassen, bevor sie den Schlag vollendet.
"Sie ist ein Mädchen.", meine ich nur und schubse auch Collin etwas zurück.
Er blickt mich an und ich fahre fort: "Was du mit den Jungs machst, ob du sie verprügelst oder sonst was, ist mir egal, aber sie ist ein Mädchen. Da hört der Spaß auf. Auch mit deinem Spatzenhirn solltest du wissen, das man Mädchen nicht schlägt."

Xander hat mittlerweile von Blake abgelassen und Ricardo ist wieder aufgestanden. Er steht bei seiner Schwester und ich höre wie er fragt: "Rubi, ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?"

"Oh der große Held jetzt?", fragt mich Collin und blickt mich wütend an. Ich kann die Antwort nicht verstehen, welche Rubina von sich gibt, da Collin genau da rein gequatscht hat.
"Das hat mit Held sein nichts zu tun. Denk einfach mal darüber nach.", antworte ich und gebe ihm einen Schlag mit meinem Handballen vor seine Stirn. Dann wende ich mich ab und gehe.

Ich hasse es, wenn jemand einem Mädchen wehtut. Ich habe es mit erlebt, wie es einen Menschen kaputt machen kann, denn ich habe nicht nur einen kleinen Bruder, sondern ich hatte auch eine vier Jahre ältere Schwester. Sie hat sich vor drei Jahren umgebracht. In ihrem Abschiedsbrief stand, dass sie nicht länger mit der Qual leben kann, täglich verprügelt und erniedrigt zu werden.
Sie schrieb auch, dass sie geht, da ihr Tod für die Welt sowieso keine Bedeutung hat und sie niemand vermissen würde.
Der Abschiedsbrief kam per Post zu mir ins Heim, denn ich lebte zu ihrem Tod schon ein Jahr dort.

Ich war vierzehn, als sie mich von Zuhause abholten und mich ins Heim Bad Town schafften.
Mein kleiner Bruder zehn, meine Schwester zu dem Zeitpunkt achtzehn.
Sie hat sich einige Tage nach ihrem neunzehnten Geburtstag umgebracht, hat sich die Pulsadern aufgeschnitten und sich in die Badewanne gelegt.
Sie schrieb mir alles genau auf, wie sie sich umbringt, es steht alles in dem Brief, welcher immer noch in der Schublade meines Schreibtisches liegt.

Bad town BoyWhere stories live. Discover now