⚡Paxton (4)⚡

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Der Schultag war nicht besonders aufregend und ich sitze gerade wieder in dem Bus des Heimes, welcher nun auch noch die anderen Bewohner einsammelt.
Nach und nach füllt sich der Bus und ich wünsche mir, ich hätte jetzt meine Kopfhörer und mein Handy, dann könnte ich das dumme Gelaber der anderen einfach ausblenden.
Ich starre aus dem Fenster und hoffe das wir bald wieder in Bad Town sind, wobei ich ja weiß, dass mich dort dann die Predigt vom Direktor erwartet. Ach die werde ich auch noch überleben.

Als wir endlich da sind und ich das Heim betrete, steht sofort Peter Parker vor mir und ich grinse ihn breit an, als ich sage: "Na hast du deine Deko aus den Haaren gewaschen."
"Deine spitze Zunge wird dir noch vergehen. Komm mit, Mister Summers wartet schon auf dich.", antwortet er und ich verdrehe bloß die Augen, bevor ich ihm folge.

Im Büro von Mister Summers angekommen, setze ich mich vor seinen Schreibtisch, rechts von mir Peter Parker und links von mir Charlie O'Donnell.
"Paxton, mir ist zu Ohren gekommen... .", beginnt der Direktor, doch ich unterbreche ihn: "Ja, ja sparen sie sich das, ich war dabei. Was ist meine Strafe?"
"Paxton, so geht das nicht. Du lernst nicht dazu, immer und immer wieder kommen wir an diesen Punkt, wo du hier vor mir sitzt, weil du wieder etwas angestellt hast. Die Strafen für dein letztes Vergehen sind folgende; drei Wochen Handyverbot und vier Wochen die Kürzung deines Taschengeldes. Mister O'Donnell sagte schon, dass es sich dabei um die Hälfte handelt... ."

"Dann könnt ihr euch ja von der anderen Hälfte 'nen Lenz machen.", schiebe ich dazwischen und Mister Summers steht auf, stützt sich mit den Fäusten auf seinem Schreibtisch ab und schaut mich an, als er schreit: "Paxton, es reicht jetzt!"
Unbeeindruckt blicke ich ihn an und antworte: "Ist ja gut, kein Grund sich aufzuregen."
"Du weißt auch nicht, wann es mal besser ist, einfach mal die Schnauze zu halten, oder Paxton.", meint O'Donnell und ich schiele nur zu ihm rüber.
"Deine weiteren Strafen werden sein; abendlicher Küchendienst, für die nächsten vier Wochen und ich habe mir gerade überlegt, dein Handyverbot auszudehnen bis du erneut Stufe zwei unseres Systems erreicht hast, vielleicht bringt dich das ein wenig zur Vernunft. Und jetzt geh!", meint der Direktor.
Ich spanne meinen Kiefer an, mein Blick starr auf den Mann gerichtet, den ich gerade mehr hasse als alles andere.
Langsam erhebe ich mich und will gerade gehen, als Mister Summers noch sagt: "Ich kriege dich schon in den Griff."
"Das werden wir sehen.", knurre ich und verlasse dann das Büro.

Unser Erziehungssystem ist in vier Stufen aufgeteilt.
Stufe eins, hat jeder der hier neu ankommt. Man hat keine Privilegien, muss alles genau nach Vorschrift machen. Das Handy gibt es nur am Abend bis zur Nachtruhe, welche im übrigen um zehn Uhr abends beginnt.
Stufe zwei, auf welcher ich bis heute morgen noch war, beinhaltet das man sein Handy bis zur Nachtruhe dauerhaft behalten kann.
Stufe drei beinhaltet dass man nach der Schule bis zum Abendessen sich in der Stadt aufhalten kann und Mitbestimmungsrecht bei der Gestaltung des Sonntagsausfluges hat. Oh wie ich diese Ausflüge hasse.
Stufe vier beinhaltet dass man sein Handy dauerhaft behalten kann und nach genauer Absprache auch in der Nacht von Freitag auf Samstag dem Heim fern zu bleiben und natürlich alle anderen Zugeständnisse die welche man bei Stufe drei noch hat.

Ich denke ich muss nicht erwähnen, auf welcher Stufe sich Sean befindet. Dieser Kerl nervt mich so dermaßen.

"Paxton kommst du?", höre ich Sally, welche in der Tür des Aufenthaltsraumes steht. Sie ist nett und ich mag sie irgendwie, denn sie ist wirklich bemüht uns zu helfen.
"Hausaufgaben.", meint sie weiter und schaut mich an.
Ich schleiche an ihr vorbei und setze mich an einen Tisch, weg von den anderen die eifrig ihre Hausaufgaben machen. Ja auch dass läuft unter Beobachtung.
Ich nehme meine Sachen aus dem Rucksack öffne die Matheaufgaben, die wir bis morgen lösen sollen und starre auf die Zahlen. Ich habe keinen Plan wie das geht, aber ich habe Hannah.

Hannah ist in meiner Klasse und schulisch ganz klug. Sie bringt mich mehr oder weniger durch diesen ganzen Schulkram. Sie hat mir vorhin schnell die Lösung aufgeschrieben und ich falte den kleinen Zettel auseinander und schreibe die Lösung der Hausaufgabe ab.
Hannah ist, wie gesagt nur schulisch ganz klug, aber sonst checkt sie nicht, dass sie sich noch so sehr bemühen kann, damit sie mehr Beachtung von mir bekommt. Die Tussi ist für mich nur Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Ihr albernes Gekicher geht mir auf die Nerven, die Art wie sie sich ständig durch die Haare fährt ist albern und sie ist auch noch zu allem Überfluss Cheerleaderin.

"Oh du bist ja schon fertig.", meint Sally und schaut sich die Aufgabe an.
"Das sieht sehr gut aus. Paxton, Mathe scheint dir zu liegen.", schiebt sie hinterher und ich blicke sie an, bevor ich mit den Schultern zucke.
"Dann mach mal weiter.", äußert sie und zieht mir meine Mütze vom Kopf, dann fährt sie fort: "Das gehört sich im übrigen nicht. Das die das in eurer Schule nicht ankreiden."
Wüst hängen mir meine braunen Locken vom Kopf und ich schnappe mir meine Mütze, als ich sage: "Tja Sally, die Lehrer in der High School scheint es nicht zu stören."
Sie lächelt mich an und ich ziehe mir meine Mütze wieder über den Kopf, dann mache ich mich daran, all meine Hausaufgaben abzuschreiben, die Hannah mir so schön vorbereitet hat.

Mittlerweile ist es kurz vor zehn. Gleich kommt der letzte Rundgang und dann kann ich endlich los.
Ich stelle mich schlafend, als sich die Türklinke bewegt, kurz Licht in meinem Zimmer erscheint und es dann wieder Dunkel wird.

Einen Moment bleibe ich noch so liegen, bevor ich leise aufstehe. Die Kleidung habe ich angelassen, denn ich will ja noch weg.
Der Vorteil meines Zimmer ist, dass ich nichts vor meinem Fenster habe, da ich ja im Dachgeschoss lebe.
In den unteren Stockwerken sind feine Gitter vor den Fenstern, weil es schon oft genug vorkam, dass jemand abgehauen ist. Unter dem Dach haben sie sich das jedoch gespart, denn wer soll da schon abhauen.

Ich öffne mein Fenster, atme die kalte Luft ein und kletter dann hinaus.
Auf einem schmalen Sims komme ich zum stehen, ziehe das Fenster wieder ran und taste mich Schritt für Schritt den schmalen Sims entlang, bis ich zur Dachrinne komme. An dieser kletter ich ein Stockwerk tiefer und befinde mich dann erneut auf einem Sims, den ich einige Schritte entlang schleiche. Dabei presse ich meinen Körper fest an die Hauswand, denn ein Absturz will ich nicht riskieren.
Als Nächstes nehme ich das Blumengitter zur Hilfe, welches dann bis zum Boden reicht.

Unten angekommen schleiche ich mich vom Grundstück und achte darauf, dass mich keiner der Bewegungsmelder erwischt und den Hof komplett ausleuchtet.
Als ich endlich auf der öffentlichen Straße bin atme ich tief durch und mache mich dann auf den Weg zum Zirkus, welcher dauerhaft in der Stadt ist, denn dort gibt es einen Panther, der wohl mehr von mir weiß, als irgendjemand sonst.

Bad town BoyWhere stories live. Discover now