⚡Paxton (2)⚡

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"Was willst du?"; knurre ich meinen Gegenüber an.
"Entschuldige Paxton, aber ich wollte doch nur wissen ob du noch etwas von den Cornflakes haben möchtest die vor dir stehen, oder ob ich den Rest haben kann.", antwortet mir Sean und schaut mich, über den Tisch hinweg an.
"Nimm sie dir und lass mich in Ruhe.", antworte ich und blicke dann wieder auf meine Schale.
In ihr Cornflakes und etwas Milch.

Ich hasse es hier zu sein.
Ich hasse es, jeden Morgen beim Frühstück die gleichen Hackfressen zu sehen.
Ich hasse es, mich an deren Regeln zu halten die diese Betreuer aufgestellt haben.
Ich hasse es, dass diese sogenannten Betreuer denken die können alles mit uns machen, hier wo ich, gemeinsam mit acht anderen Jungs, lebe.

Das Ding hier nennt sich Bad Town, ausgelegt für insgesamt zehn Bewohner, weil hier in diesem Heim nur schwer erziehbare Jugendliche ab dem Alter von dreizehn leben.
Jeder von uns neun hat seine eigene Geschichte. Jeder von denen versucht mit mir zu reden, mit mir einen Draht aufzubauen und jeder von den anderen acht versucht mich in die Gruppe zu intigrieren.
Aber ich will das nicht.
Ich will nicht mit denen reden.
Ich will keinen Draht zu denen und ich will schon gar nicht in diese scheiß Gruppe intigriert werden.

"Du weißt, dass du erst aufstehen darfst, wenn du aufgegessen hast, Paxton.", meint einer der Betreuer. Sein Name ist Peter Parker, ja genau so wie der Typ der Spiderman verkörpert und das musste er sich schon oft genug anhören.
"Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Ich hab keinen Hunger mehr.", sage ich und blicke immer noch in meine Schüssel mit den Cornflakes, welche mittlerweile schon ganz matschig geworden sind.

"Du weißt auch, dass man die Menschen anschaut, wenn man mit ihnen redet.", antwortet mir der Spidermanabklatsch und ich spanne meinen Kiefer an.
Ich atme durch und stehe dann auf.
"Setz dich bitte wieder hin Paxton.", entgegnet mir Peter Parker und ich nehme in aller Seelenruhe meine Cornflakesschüssel zur Hand und rühre den Löffel darin, als ich frage: "Und was ist wenn ich es nicht tue, hm?"
"Du weißt das wir dir dann als erstes dein Taschengeld kürzen.", meint der Betreuer während ich die Schüssel nehme und gieße ihm den Inhalt über den Kopf.
Mit einem Klirren geht der Löffel zu Boden und für einen Moment ist alles still.

Dann, als sich die anderen acht wieder gefangen haben, fangen sie an zu lachen, zeigen mit ihren Fingern auf Peter Parker der dort steht und mich mit ernstem Blick anschaut.
"Macht doch was ihr wollt. Kürzt, oder streicht mir mein Taschengeld. Es ist mir scheißegal.", meine ich und grinse den Betreuer an.
Plötzlich werde ich von hinten gepackt.
Da ist er, der zweite, durchaus härtere Aufpasser, Charlie O'Donnell.
Er hat meinen linken Arm auf meinen Rücken gedreht und mich mit dem Bauch voran auf den Frühstückstisch gedrückt.
Und da ist der Moment, bei dem ich mich immer frage, ob sie wirklich diese Art von Gewalt an uns anwenden dürfen.

Plötzlich ist es wieder ganz still im Speisesaal und O'Donnell knurrt: "Du denkst wohl wirklich du bist hier eine ganz große Nummer. Eine Lachnummer vielleicht, aber mehr auch nicht. Peter nimm ihm sein Handy ab."
Fuck, das ist wohl die einzige Strafe die ich wirklich nicht mag. Aber nicht weil ich dann nicht erreichbar bin, denn wer sollte mich schon anrufen, sondern vielmehr, weil mit meinem Handy auch meine Musik schwindet.
"Ihr Wichser.", schreie ich und Charlie zerrt mich wieder in eine aufrechte Position.

Ich erblicke Peter Parker, wie er mit den Cornflakes in seinen Haaren vor mir steht und mein Handy in der Hand hat.
"So, also da haben wir einige Verstöße. Das Handyverbot wird auf drei Wochen festgesetzt und dein Taschengeld, für die nächsten vier Wochen um die Hälfte gekürzt Paxton.", meint Peter und O'Donnell drückt meinen Arm noch etwas weiter nach oben.
Ein unterdrückter Laut weicht aus meinem Mund und dann antworte ich: "Pff, macht doch was ihr wollt, ihr verfluchten Wichser."
"Achtzehn und so verdorben. Kein Wunder dass deine Eltern nichts mehr von dir wissen wollen.", meint O' Donnell und gibt mir einen Schubs.

Ich bin froh meinen Arm endlich wieder bewegen zu können und drehe mich zu dem härteren Betreuer um, der dann sagt: "Alles weitere wird nachher in Anwesenheit mit dem Direktor besprochen. Jetzt sieh zu, das du deinen Arsch in die Schule schwingst."
Ich blicke O'Donnell nur an, sage nicht ein Ton, als ich an ihm vorbei gehe und den Speisesaal verlasse.
Hinter mir ist immer noch alles ruhig und ich stapfe die Treppen hinauf, bis unter das Dach des Hauses und betrete mein Zimmer.

"Diese Pisser. Ich hasse sie so. Was bilden die sich eigentlich ein? Denken die echt die sind was besseres als wir? Denken die, die können uns alle behandeln als seien wir nutzlose Tiere?", rede ich vor mich hin, und packe meine Schulsachen in den Rucksack.
Die Schule die ich besuche, ist außerhalb des Heimes. Das soll, im übrigen, auch dem Zweck der Integration dienen.

Auf einer High School befinden sich maximal zwei Leute unserer Einrichtung. Ich habe das Glück, dass ich allein auf eine Schule gehe und so wenigstens in der Zeit keinerlei Berührungspunkte mit den anderen acht Hackfressen habe.
Dort in der Schule, weiß niemand wo ich lebe.
Ich verheimliche es, denn es geht niemandem was an und genieße den Stand des Mysteriösen mit den giftgrünen Augen.

Als ich alles zusammen habe, gehe ich die Treppe wieder hinunter und versammel mich mit den anderen acht auf dem Vorplatz des Hauses.
Dort steigen wir in einen kleinen Bus ein, der uns nacheinander, etwas von der Schule entfernt absetzt und uns dann, nach Schulschluss auch wieder abholt. Unglaublich nett, nicht wahr? Nein! unglaublich nervig, trifft es eher.
Wenn man, so wie Sean zum Beispiel, sich gut führt und Regeln beachtet, Aufgaben erfüllt und so weiter, wird der Umgang etwas gelockert und man kann zum Beispiel später nach Hause kommen und genießt auch andere Privilegien.

Ich lebe jetzt seit drei Jahren dort in diesem Ding und habe nicht einmal, auch nur annähernd solche Vorzüge genossen. Ich lasse mich nicht verbiegen nur weil irgendwelche möchtegern Drill Instructor, das gerne so hätten.

An der Kreuzung angekommen, welche meine Haltestelle ist, verlasse ich den kleinen Bus und lege die wenigen hundert Meter zurück, die mir bis in die High School fehlen.
Dort muss ich mich als erstes beim Direktor melden, der meine Anwesenheit bescheinigt und am Endes des Schultages hole ich mir den Zettel wieder ab, auf welchem dann jede Lehrkraft unterschrieben hat, dessen Unterricht ich an diesem Tag besucht habe. Muss ja alles nachgewiesen werden.

Ich mag die Schule, aber nur weil ich aus dem Heim raus bin, denn sonst hasse ich sie und das liegt unter anderem daran, das ich die meiste Zeit kein Wort von dem verstehe was die Lehrer uns versuchen beizubringen.

Bad town BoyOnde as histórias ganham vida. Descobre agora