23. Fünf Finger, ein Verlierer

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Blonde Haare, blaue Augen. Aufgekrempeltes Hemd, Hose mit Bügelfalte. Wer trug denn mit Achtzehn schon Bügelfalten? Sie musterte ihren Gegenüber von oben bis unten, welcher dasselbe tat, nur mit einem Hauch von Missbilligung und Arroganz.

»Khemu und Ezechiel sind wirklich infantil. Nicht einmal in der Lage, jemanden aufzuspüren, der die ganze Zeit durchs Gebäude läuft.« Ein leichter Windhauch fuhr durch die Baumkronen und wehte Samuel die blonden Haare in die Stirn.

»Was ist mit Saif? Denkst du dasselbe von ihr?«, brachte Kalila mühsam hervor. Im Geiste kreuzte sie die Finger, dass ihr die Nervosität nicht am Gesicht abzulesen war.

Samuel tat für einen Moment, als müsse er überlegen. »Hm...Wenn wir in Betracht ziehen, dass sie den ganzen Vormittag Zeit hatte, dich zu finden und nichts zustande gebracht hat... Dann ja.« Sie war sich sicher, hätte er eine Brille getragen, würde er sie sich in arroganter Manier die Nase hochschieben.

James, der unbedingt darauf bestanden hatte, Kalila zu begleiten, baute sich mit verschränkten Armen neben ihr auf. Alice und Caroline blieben im Hintergrund. »Komm endlich auf den Punkt. Du hast uns immerhin Infos versprochen.«

»Erst will ich eine Garantie dafür, dass du dich uns anschließt. Inklusive Amir«, erwiderte Samuel an Kalila gewandt. Anscheinend zog er bereits in Betracht, von ihnen übers Ohr gehauen zu werden. Er war cleverer, als sie gedacht hatte.

»Was für eine Garantie willst du haben?«, fragte sie.

Samuel streckte auffordernd die Hand aus. »Gib mir deine Münze.«

Für einen Moment stutzte sie. Sollte er nicht wissen, dass die Münze immer wieder in die Tasche ihres Besitzers zurückkehrte? Er konnte ihr sie kaum wegnehmen. Also griff sie in ihre Jackentasche und reichte ihm das runde Stück Gold.

Er steckte es in die Brusttasche seines Hemdes und warf ihr ein fieses Lächeln zu. »Wenn du dein Versprechen brichst, lernt deine Münze Königswasser kennen.« Dann holte er eine kleine Phiole hervor, in der eine durchsichtige Flüssigkeit schimmerte.

Verwirrt sah sie ihn an. Was zum Henker sollte das denn sein?

Hinter ihr war ein entsetztes Keuchen zu hören. »Salz- und Salpetersäure!«, zischte Alice ihr ins Ohr.

In diesem Moment wurde Kalila klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Kalter Schweiß bildete, sich in ihrem Nacken. Samuel war noch gerissener, als sie angenommen hatte. Sofort verfluchte sie sich dafür, auf seinen Trick hereingefallen zu sein. Wie konnte man so leichtgläubig sein? Ihre Naivität würde sie nun womöglich ihre Münze kosten.

Das Einzige, was ihr jetzt noch übrig blieb, war das Beste aus der Situation herauszuholen. Sie wagte es nicht, sich vorzustellen, was passierte, wenn er sich dazu entschied, ihre Münze zu zerstören.

»Du hast gesagt, du wüsstest, was zwischen Amir und Azrael abgeht«, sagte sie. »Rück endlich mit der Sprache heraus.«

Wieder legte er gespielt nachdenklich den Kopf schief. »Ich will ja nicht behaupten, meinem eigenen Dämon hinterherzuspionieren, aber... ein bisschen wüsste ich darüber schon.« Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Amir soll Azrael Rückendeckung geben. Gegen die Exorzisten, versteht sich.«

Sofort fuhren Kalilas Gedanken Achterbahn. Exorzisten... Dämonenjäger gab es also auch noch. Wenn ihr morgen jemand offenbarte, dass Glitzerfeen existierten, sollte sie wohl nicht mehr überrascht sein.

»Amir soll Azrael dabei helfen, ihn und seine Leute vor den Exorzisten zu schützen. Das sollte Beweis genug sein, dass wir nicht die Bösen sind«, fuhr Samuel fort.

Kalila Edward - DämonenpaktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt