...Windsor...

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Dieses Kapitel widme ich Kitty1402  vielen dank für deine Votes =)
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Manchmal kommt mir das Leben wie ein Märchen vor, jedenfalls dann, wenn ein Hahn draußen kräht und mich so gut wie mein Wecker daheim aus dem Bett schmeißt.
Leider kann ich den Hahn nicht einfach durch Tastendruck zum schweigen bringen.
Was würde ich dafür geben endlich ausschlafen zu können! Verflixt, es sind schließlich Ferien!

Mit meinen Kulturbeutel und frischen Klamotten mache ich mich auf den Weg ins Bad. Kaum habe ich die Tür meines Zimmers geöffnet, dringt auch schon der herrliche Duft von frisch gebackenen Brötchen herein.
Alles geht heute ziemlich schnell, das duschen, Zähne putzen, Haare föhnen und anziehen. Ich denke das mein Bauch gerade mal wieder die Herrschaft über meinen Körper errungen hat.
Trotzdem tapse ich möglichst langsam die Treppe herunter, bis in die Küche. Am Herd steht Anni und tut den frisch gebratenen Bacon auf einen Teller.
"Guten Morgen" lächelnd dreht sich die Frau, die mich sehr an Oma erinnert zu mir um.
"Guten Morgen Liebes. Hast du gut geschlafen?"
"Hervorragend, danke."

Das ich mitten in der Nacht aufgewacht und kerzengerade im Bett saß, erzähle ich ihr lieber nicht. Seit langer Zeit hat mich mal wieder der Traum heimgesucht, indem mich irgendwas verfolgt und ich von einem Turm in die Tiefe fall. Und dann hat auch noch mein neuer Körperschmuck angefangen zu brennen. Nachdem ich die Salbe aufgetragen hatte, lag ich noch einige Minuten wach, bis das Brennen nachließ.

"Das freut mich. Nimm doch bitte schon mal den Bacon mit zum Esstisch, ich komme sofort nach."
Heinz sitzt bereits am Tisch und Blätter durch eine Zeitung, doch als er mich bemerkt legt er sie beiseite.
"Guten Morgen Mandy." Höflich gebe ich das guten Morgen zurück. Kaum habe ich mich an den Tisch gesetzt, kommt schon Anni mit einer Schüssel voller Rührei. Mir läuft bei den vielen leckeren Esse sofort das Wasser im Mund zusammen.
"Bedien dich ruhig."
Na das lässt sich mein Bauch-gesteuerter Körper nicht zwei mal sagen. Mein Teller füllt sich mit Bacon und Rührei, einen Brötchen auf das ich Frischkäse schmiere und es wird noch bunter, in dem sich ein paar Cerry-Tomaten dazwischen mogeln. Oh man, Konrad wäre von meiner Wahl ziemlich entsetzt. Dagegen ist ja der Orangensaft aus der Flasche schon fast gesund. Mit einem breiten grinsen schiebe ich mir eine Gabel mit Rührei in den Mund. Immerhin ist das Ei, Eiweiß reich und die Tomaten sowie der Frischkäse sind ja auch hervorragend für das ausgewogene Frühstück geeignet.

"Woher kennt ihr euch eigentlich. Also ich meine Ihr und meine Großeltern?"
Noch eine der kleinen Tomaten findet den Weg in meinen Mund.
"Ingrid und Anni sind damals schon zusammen zur Schule gegangen und dein Opa Reinhold, den habe ich bei der Armee kennengelernt, er wohnte ja damals schon im selben Ort wie unsere Frauen. Ihm habe ich es auch zu verdanken das ich sie überhaupt meine Frau nennen kann."
Mit einem liebevollen Blick schaut er Anni an und ergreift ihre Hand die auf dem Tisch neben der Kaffeetasse ruht.
"Heinz war schon immer ein kleiner Charmeur." sagt sie lachend
"Aber es hat schon eine Weile gedauert eh ich dich rum bekommen habe."
"Du warst ja auch ein ziemlicher Chaot. Ich weiß noch wie er damals mit seinem Motorrad ein Herz mit unseren Initialen in den Schnee geschrieben hat." Das Lächeln auf ihrem Gesicht wird breiter.
"Ja, leider ist mir das H misslungen."
"Ach das sollte ein H sein?" neckend lächelt sie Heinz an und zwinkert mir zu. "Na hör mal, was sollte es denn sonst sein?"
"Liebling ich weis doch das es ein H war. Man muss ja dazu sagen das die Bedingungen damals nicht die besten waren, mit dem ganzen Eis unter dem Schnee."
"Also war das die Aktion mit der er dich herum bekommen hat?" Hake ich interessiert nach.
"Nein."
"Sie hat es mir nicht gerade einfach gemacht, aber ein Schrader gibt nicht einfach so auf!"
Sofort merkt man den Stolz dem er zu seinem Familiennamen empfindet. Zu gern würde ich wissen was es war, das Anni diesen Chaoten doch noch eine Chance gegeben hat, aber irgendwie scheint jetzt nicht der richtige Moment dafür zu sein. Still esse ich mein Brötchen bis mir wieder diese eine Frage einfällt, die schon von Anfang an in meinem Kopf herum spuckt.
"Warum lebt ihr eigentlich in England? Schließlich seit ihr doch beide Deutsche und ich glaube nicht das ihr wegen den Bohnen hier her gekommen seit."
Allein schon bei dem Gedanke an Bohnen zum Frühstück dreht sich mit der Magen um. Wieder herrscht Stille. Sofort bereue ich die Frage, als mir auffällt das aus beiden Gesichtern das Lächeln verschwunden ist.
"Entschuldigt, ich wollte nicht so neugierig oder gar aufdringlich sein."
"Ach das bist du nicht. Es ist...es ist einfach mit Schmerzen verbunden. Wir haben damals unsere Tochter hierher begleitet, da sie einen Mann kennen lernte, den sie auch geheiratet hat. Sie war unser einziges Kind und da uns sonst nichts in Deutschland gehalten hat sind wir mit hierher gezogen, natürlich ein Stückchen Weg von Ihnen aber so das wir zu jederzeit erreichbar waren."
Ein eisiger Schauer krischt über mein Rücken. Allein das Wort war ist schon das eindeutige Zeichen dafür das ihre Tochter nicht mehr unter den Leben wandelt.
Ich hätte nicht fragen sollen.

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