Return of the Tiger

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Natürlich kam ich zwei Minuten zu spät in dem Trainingsraum an, den ich dank Gavin schon fast als zweites zu Hause bezeichnen konnte.
Und natürlich befand mein Trainer es nicht als ausreichend, das ich mich deswegen entschuldigt hatte, nein Gavin machte es sich für die nächsten drei Stunden zur Aufgabe mich bis ans Limit und darüber hinaus zu quälen. Zu Beginn absolvierte ich die Aufwärmübungen, die mir mittlerweile in Fleisch und Blut übergangen sind. Danach ging es jedoch ans Eingemachte. Zirkeltraining stand heute auf den Programm, mit Übungen die es in sich hatten. Neben Sprints und Gewichten die ich auf einem Art Schlitten quer durch den Raum schieben musste, riss ich Gewichte in die Höhe, hangelte mich an Seilen nach oben oder überwand Hindernisse hüpfend und kriechend. Zwischen den Durchgängen genoss ich meine kurze Pause in vollen Zügen und beobachte Gavin dabei wie er die Übungen des anspruchsvollen Parcours meisterte, als hätte er nie was anderes getan. Im Gegensatz zu mir sah es wirklich leicht und ansehnlich aus und auch die Zeiten der Durchgänge bleiben weit gehende konstant. Anders als bei mir.
Nach zweieinhalb Stunden war ich fix und fertig, doch mein erschöpftes schnaufen und mein Schweiß durchtränktes Shirt, bewahrten mich nicht davor auch noch auf das Laufband verband zu werden.
Ja, was Strafen anging war er ziemlich konsequent.
Nach einer weiteren halben Stunde, in der wir beide schweigend vor uns hin joggten erbarmte sich Gavin endlich und drosselte das Tempo immer weiter bis wir langsam ausliefen.

"Na gut Krümel, das wars für heute."

Als würde mir jemand die Beine unter den Körper weg reißen, lasse ich mich auf eine der dicken Matten, die unter den Seilen als Sturzschutz dienen, fallen.
Zu erschöpft um irgendwas von mir zu geben, strecke ich nur den Arm aus und zeige ihm ein Daumen nach oben, eh auch das zu anstrengend wird und ich ihn ebenfalls fallen lasse.
Lachend lässt er sich ebenfalls auf die Matte sinken. Doch als das verklingt ist nur mein Atem noch deutlich zu hören.

Nach einigen Minuten in dem ich die Luft in meinen gereizten Lungen genossen habe und Gavin die Stille, stupse ich ihn an.
"Dir ist klar, dass ich mich morgen wieder Muskeltiger habe werde?"
"Es war auch mein Ziel den Tiger wieder heraus zu locken."
Leichtfüßig kommt er auf die Beine und grinst mich von oben herab an. Als ich keine Anstalten mache aufzustehen, streckt er mir die Hand entgegen um mich hoch zu ziehen. Dankend nehme ich die Hilfe an. Natürlich kostet ihn das ganze Unterfangen kein bisschen Mühe, obwohl ich mich absichtlich schwer mache. Wenn sowas physikalisch überhaupt möglich ist. Man kann ja schlecht von jetzt auf gleich sein Gewicht verändern. Schade eigentlich.
"Ziemlich gefährlich Unterfangen einen Tiger herauszufordern."
"Wie heißt es so schön? No Risk no Fun?" Er zwinkert mir mit einem Lächeln zu und schiebt mich sanft zur Tür, die Hand auf meinem Rücken gelegt. Das es Klitsch nass ist scheint ihm weniger zu stören als mich.
"Nun geh dich frisch machen, gleich gibt es Mittagessen und ich denke nach der Einheit wirst du Hunger haben oder?"
"Aber hallo. Soll ich dich abholen?"
Wartend bleibe ich an der Tür stehen, die Klinke bereits in der Hand.
"Klar, ich räume hier eben auf, gehe duschen und warte dann die restliche Zeit im Zimmer auf dich."
Würde ich meinen Arm hoch bekommen, würde ich ihn Boxen.
"Sehr Charmant zu sagen das ich zu lange brauche."
Lachend und mit erhoben Armen, tritt er den Rückzug an.
"Gut. Dann treffen wir uns halt ihm Speisesaal."
Demonstrativ zeige ich ihm die Zunge und überlasse ihn seiner Aufräumarbeiten.

Natürlich ist mein Inselaffe nicht in seinem Zimmer anzutreffen, was einerseits gut ist, sonst würde ich nämlich deutlich länger brauchen. Anderseits, so kitschig es auch klingt, vermisse ich seine Küsse. Nur der Gedanke daran, lässt meine Knie schon wieder weich werden.
Deshalb schlüpfe ich auch schnell unter die Dusche, wo ich mich erst mit kalten Wasser abkühle und anschließend den Schweiß mit warmen Wasser abwasche und meine verspannten Muskeln sich durch die angenehme Wärme lockern.
Es dauert nicht lang bis ich fertig, in Jogginghose und Pullover stecke und mich auf dem Weg mache. An der Treppe wartet überraschenderweise Gavin auf mich. Auch er ist frisch geduscht, unverkennbar an seinen sich leicht kräuselnden Haaren, die immer noch etwas feucht sind.
"Na, brauchte ich doch nicht so lange wie du erwartet hast?"
Triumphierend grinse ich ihn an.
"Na ja, ne gute stunde warte ich bestimmt schon."
Und diesmal lass ich es mir nicht von meinen erschöpften Muskeln nehmen, ihm einen Schlag gegen den Arm zu geben. Wie immer steckt er es ohne einen Mucks von sich zu geben ein.

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